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Der Tropenwald im Kongobecken setzt überraschend viel Methan frei

Tropenwald im Kongobecken ist eine wahre Methan-Quelle

Tropische Wälder gelten als eine Senke für das Treibhausgas Methan (CH4). Eine neue Studie der ETH Zürich zum Kongobecken kommt nun zu unerwarteten Ergebnissen zu Methan-Emissionen im dortigen Tropenwald.
08.02.2022, 10:46
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Die Tropenwälder des Kongobeckens sind eine vergleichsweise kleine Quelle des Treibhausgases Lachgas. Dafür setzen sie aber das Treibhausgas Methan frei – anders als andere tropische Wälder. Das geht aus einer Studie unter Leitung der ETH Zürich hervor, die im Fachmagazin «Nature Communications» erschienen ist.

Obwohl das Kongobecken den zweitgrössten Tropenwald beherbergt, gibt es kaum Daten über den dortigen Austausch der Treibhausgase Lachgas und Methan mit der Atmosphäre. Eigentlich gelten tropische Wälder als eine der wichtigsten natürlichen Quellen von Lachgas und als wichtige Senke für atmosphärischen Methan. Doch diese Annahmen beruhen vor allem auf Messungen aus den Regenwäldern des Amazonas, in Indonesien und dem tropischen Teil Australiens.

Regenwald rund um den Dzanga-Fluss, beim Besuch des Dzanga-Nationalparks im Dreilaendereck Kongo, Kamerun und Zentralafrikanische Republik in Bayanga, 13.03.2015. Bayanga Zentralafrikanische Republik  ...
Regenwald rund um den Dzanga-Fluss im Dreiländereck Kongo, Kamerun und Zentralafrikanische Republik.Bild: imago

Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der ETH Zürich zeigt nun, dass sich die Gasflüsse der Tropenwälder des Kongobeckens merklich unterscheiden. Tatsächlich scheinen sie eine Methanquelle zu sein, wie die Forschenden um den ETH-Professor Johan Six berichten.

Sumpfwälder machen Senkenleistung zunichte

Für die Studie führten die Forschenden zwischen den Jahren 2016 und 2020 an mehreren Orten des Kongobeckens Messungen durch, die sich über Berg-, Sumpf- und Tieflandwälder erstreckten.

Aus den Messungen ging hervor, dass die Berg- und Tieflandwälder zwar viel Methan schlucken. Doch in den Sumpfwäldern beobachteten sie eine massive Freisetzung des Treibhausgases. Während der Regenzeit geben diese periodisch überschwemmten Sumpfwälder bis zu 1500 Mal mehr Methan ab als zur Trockenzeit. Damit machen sie die Senkenleistung der zwei anderen Waldtypen zunichte, wie die ETH Zürich in einer Mitteilung schrieb.

Senkenleistung
«In biologischen Systemen (natürlichen Kohlenstoffspeichern) laufen verschiedene Prozesse ab. Einige dieser Prozesse führen zu Treibhausgasemissionen (CO2, CH4 oder N2O), andere führen zu einer Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre. Die Senkenleistung beschreibt die Bilanz aus Quellen und Senken.» (UVEK)

Zudem zeigte sich, dass die Lachgasemissionen vergleichsweise gering sind, was die Forschenden überraschte. Nähere Untersuchungen deuteten darauf hin, dass Bodenmikroben aus einem Grossteil des Lachgases harmlosen Stickstoff machen. Dadurch wird der Atmosphäre das klimawirksame Gas entzogen.

Erste Studie zu Lachgas

Bisher habe es nur eine Studie zu den Methanflüssen im Kongobecken gegeben, und Daten zu Lachgas hätten gar keine existiert, schreiben die Forschenden. Diese Lücke zu schliessen sei wichtig, weil man davon ausgehe, dass die Methan- und Lachgasemissionen den afrikanischen Kontinenten als Ganzes zu einer Nettoquelle von Treibhausgasen machen könnten.

Johan Six und sein Team wollen die Forschung im Kongobecken denn auch weiterführen. Insbesondere möchten sie den Weg des Kohlenstoffs nachzeichnen, der wegen Bodenerosion und Überflutungen ins Flusssystem und in Auengebiete eingetragen werde, so die ETH.

(yam/sda)

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