Die schweren Schäden durch den tropischen Zyklon «Gabrielle» auf der Nordinsel Neuseelands werden nach Angaben der Regierung Folgen für das ganze Land haben.
Grund: Die besonders betroffene Region Hawke's Bay ist mit ihren vielen Obstplantagen und Farmen wichtig für die Nahrungsmittelsicherheit des Landes. «Wir müssen uns vorbereiten, denn dies wird Teile unserer Nahrungsversorgung beeinträchtigen», sagte Ministerpräsident Chris Hipkins am Freitag nach einem Besuch im Überschwemmungsgebiet. «Ich habe heute mit eigenen Augen gesehen, welch schwere Folgen ‹Gabrielle› für unser Land haben wird.»
Die Zahl der Todesopfer stieg derweil auf mindestens acht. Medien sprachen am Nachmittag sogar von neun Toten – jedoch gab es dafür zunächst keine Bestätigung der Behörden.
Der Tropensturm hatte seit Anfang der Woche mit orkanartigen Winden und Starkregen schwere Verwüstungen in weiten Teilen der Nordinsel angerichtet. Viele Häuser, Strassen und Brücken sind zerstört, zudem sind Strom- und Kommunikationsleitungen beschädigt. Zeitweise stand das Wasser in einigen Gebieten so hoch, dass nur noch die Häuserdächer aus den Fluten ragten. Als das Wasser abfloss, blieben enorme Schlamm-Massen in vielen Gebäuden zurück. Bereits am Dienstag hatte die Regierung den nationalen Notstand ausgerufen - erst zum dritten Mal in der Geschichte des Landes.
Sechs der Todesopfer kamen Polizeiangaben zufolge rund um Hawke's Bay ums Leben. Zwei Feuerwehrmänner starben bei einem Erdrutsch in der Nähe der grössten Stadt Auckland. Es herrscht aber weiter grosse Sorge um rund 4500 Menschen, die bislang nicht kontaktiert werden konnten, wie die Einsatzkräfte mitteilten. Denn die Kommunikation mit einigen abgeschnittenen Gebieten war weiterhin unterbrochen. Zehntausende Menschen sind zudem seit Tagen ohne Strom. «Es gibt so viele Brüche im System, dass es nicht leicht sein wird, das zu reparieren», sagte der Minister für Notfallmanagement, Kieran McAnulty.
In der Ortschaft Muriwai wurden am Freitag Evakuierungsbefehle erteilt. Dort drohten Erdrutsche, teilte der Notdienst von Auckland auf Twitter mit. Anwohner wurden aufgefordert, sich umgehend zu Fuss in Sicherheit zu bringen, alles hinter sich zu lassen und lediglich ihre Haustiere mitzunehmen. Die meisten Evakuierungszentren sind derweil bereits voll.
In der Stadt Gisborne im Nordosten des Pazifikstaats gab es kaum noch Trinkwasser, nachdem die örtliche Kläranlage im Zuge der Überschwemmungen ausgefallen war. «Dies ist eine grosse Krise, unsere Stadt hat kein Wasser», teilte der örtliche Zivilschutz mit. «Öffnen Sie Ihre Wasserhähne nicht.»
Marineschiffe, Transportflugzeuge der Luftwaffe und LKW-Konvois waren auf dem Weg in abgelegene Gebiete. Nach Angaben von Militärsprecher Darryn Webb waren 700 Soldaten im Einsatz, weitere standen bereit, um in den nächsten Tagen zu helfen. Rettungsteams versuchten, mehrere Gemeinden zu erreichen, die wegen unpassierbarer Strassen weiter von der Aussenwelt abgeschnitten waren. Australien entsandte ein Team von Spezialisten, das bei der Suche nach Vermissten helfen soll. Die Aufgabe, die vor Neuseeland liege, sei angesichts des Ausmasses der Katastrophe riesig, betonte Hipkins. (sda/dpa)