
Sag das doch deinen Freunden!
Sie ist das Gesicht
und die Stimme des nordkoreanischen Fernsehens: Nachrichtensprecherin
Ri Chun Hee verkündete am Mittwoch ihrer Nation und der Welt den
angeblichen Test einer Wasserstoffbombe. Ihre Stimme modulierte
zwischen Pathos, Überschwang und Aggressivität gegenüber den «Feinden» der Nation, allen voran Südkorea
und die USA.
So kennt man Ri im
abgeschotteten Land, seit der einzige Fernsehkanal 1971 auf Sendung
ging. Die ausgebildete Schauspielerin soll von Staatsgründer Kim Il
Sung persönlich ausgewählt worden sein, um dem Volk die Welt zu
erklären – oder vielmehr die Weltsicht des totalitären Regimes.
2012 ging die 1943
geborene Ri Chun Hee in Pension, wie sie in einem Interview mit dem
chinesischen Staatssender CCTV ankündigte. Viele Moderatorinnen
seien sehr jung und schön und «besser geeignet, um vor den
Zuschauern aufzutreten». Zur Verkündigung des – von den USA
bestrittenen – H-Bomben-Tests wurde Ri aus dem Ruhestand
zurückbeordert.
Wenn es um wichtige
Botschaften geht, scheint Ri Chun Hee unverzichtbar zu sein. Sie teilte der
Nation den Tod von Kim Il Sung 1994 ebenso mit wie jenen seines
Sohnes Kim Jong Il 2011 und brach jeweils publikumswirksam in Tränen
aus. Enkel Kim Jong Un baut nun ebenfalls auf die Veteranin.
Neben ihrer
Fähigkeit, den aus Sicht der Partei stets richtigen Ton zu treffen,
dürfte ein weiterer Aspekt für Ri sprechen: Sie kann Nachrichten
fehlerfrei verlesen. Ein geflüchteter Nordkoreaner sagte der Agentur
Reuters, er habe nach seiner Ankunft in Südkorea gestaunt, wenn den
Fernsehmoderatoren ein Versprecher unterlief: «In Nordkorea dürfen
sie das nie, sonst werden sie gefeuert.» (pbl)