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Nordkorea

Neue Details im Fall eines nach Nordkorea verschwundenen US-Soldaten

Neue Details im Fall des nach Nordkorea verschwundenen US-Soldaten

Am Dienstag überquerte ein US-Soldat unbewilligt die Grenze von Südkorea nach Nordkorea. Seither hat man nichts mehr von ihm gehört. Allerdings wurden nun neue Details von der Zeit vor seinem Verschwinden bekannt.
21.07.2023, 10:5321.07.2023, 11:05
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Bereits in Südkorea inhaftiert

Das US-Verteidigungsministerium hat neue Details zum mysteriösen Fall eines amerikanischen Soldaten preisgegeben, der vor wenigen Tagen unerlaubt die innerkoreanische Grenze nach Nordkorea überquert hat. Der junge Mann sei zum Flughafen eskortiert worden und hätte zurück in die USA fliegen sollen, habe jedoch in letzter Minute vor dem Einstieg in die Maschine den Flughafen verlassen, sagte die Vize-Pentagon-Sprecherin, am Donnerstag in Washington.

FILE - South Korean soldiers patrol while hikers visit the DMZ Peace Trail in the demilitarized zone in Goseong, South Korea, June 14, 2019. A series of low-slung buildings and somber soldiers dot the ...
Südkoreanische Soldaten patrouillieren in der entmilitarisierten Zone in Goseong, Südkorea.Bild: keystone

Der Soldat habe seinen Einsatz beendet und hätte nach Hause zurückkehren sollen, nachdem er wegen einer Straftat in Südkorea dort eine gewisse Zeit in einer Haftanstalt verbracht habe, sagte Singh. In den USA hätten ihm «zusätzliche administrative Massnahmen» gedroht. Konkreter wurde sie nicht.

Soldat hatte in Südkorea gepöbelt

Details zu den Hintergründen seiner Inhaftierung nannte sie ebenfalls nicht. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap hatte am Mittwoch unter Berufung auf die Justizbehörden gemeldet, der Mann habe gegen Koreaner und deren Militär pöbelnd einen Streifenwagen der Polizei mit Fusstritten beschädigt und sei dafür belangt worden.

Die Pentagon-Sprecherin sagte weiter, der US-Soldat sei auf dem Weg zum Flughafen nicht in Gewahrsam gewesen. Er habe aber Begleitpersonen gehabt, die ihn durch die Sicherheitskontrolle gebracht hätten. «Ich glaube nicht, dass jemand damit gerechnet hat, dass er den Flughafen verlassen würde», sagte sie. Später habe der junge Mann dann an einer kommerziellen Tour an den Grenze teilgenommen, wo er sich schliesslich von der Gruppe abgesetzt und die Grenze zu Nordkorea überquert habe. «Wir wissen nicht, was er in den Stunden zwischen dem Verlassen des Flughafens und dem Übertritt nach Nordkorea getan hat», sagte Singh. «Wir kennen seine Beweggründe nicht, warum er das Flugzeug nicht bestiegen hat.» All das werde derzeit untersucht.

Verbleib unbekannt

«Wir wissen nicht, wie es ihm geht», so die Pentagonsprecherin weiter.

«Wir wissen nicht, wo er festgehalten wird. Wir wissen nicht, wie es um seine Gesundheit bestellt ist.»
Deputy Pentagon Press Secretary Sabrina Singh speaks during a briefing at the Pentagon in Washington, Thursday, May 18, 2023. (AP Photo/Andrew Harnik)
Sabrina Singh
Pentagonsprecherin Sabrina Singh vor den Medien.Bild: keystone

Bekannt sei lediglich, dass er sich im Gewahrsam der Nordkoreaner befinde.

Die US-Regierung bemühe sich auf verschiedenen Wegen, Kontakt mit Nordkorea aufzunehmen in dem Fall, sagte Singh. Bislang habe die nordkoreanische Seite aber auf keinen dieser Versuche reagiert. Ziel sei es, den US-Soldaten nach Hause zu holen. Auf die Frage von Reportern, ob der junge Mann womöglich gar nicht zurückkehren wolle, verwies Singh auf die laufenden Ermittlungen und sagte, sein aktueller Dienststatus laute: «unerlaubt abwesend von der Truppe».

Tour an der Grenze möglich

Eine direkte Überquerung der innerkoreanischen Grenze ist jedoch äusserst selten. Die beiden Staaten werden durch eine militärisch bewachte, stark verminte Grenze voneinander getrennt. Von südkoreanischer Seite aus ist es allerdings möglich, an touristischen Touren durch die sogenannte entmilitarisierte Zone teilzunehmen.

Diese führen unter anderem durch die Siedlung Panmunjeom, in deren Militärbaracken mit den ikonisch blauen Dächern der 1953 geschlossene Waffenstillstand während des Koreakriegs ausgehandelt wurde. Die Teilnehmer der Touren werden dort bis auf wenige Meter an die Grenze zu Nordkoreas geführt.

Der Fall weckt böse Erinnerungen

Die sogenannte entmilitarisierte Zone trennt die beiden koreanischen Staaten voneinander. In den vergangenen Jahren reisten schon mehrfach US-Amerikaner illegal nach Nordkorea ein. Dort wurden sie meist zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt und erst nach langen Verhandlungen wieder freigelassen.

Für grosses Aufsehen sorgte der Fall des US-Studenten Otto Warmbier. Er wurde 2016 nach einer Gruppenreise in Nordkorea bei der Ausreise festgenommen und wegen «feindlicher Handlungen gegen den Staat» zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt. Wenige Tage nach seiner Rückkehr in die USA im Juni 2017 starb er – er hatte damals bereits 15 Monate lang im Koma gelegen. (saw/sda/dpa)

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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raketenwissenschaftler
21.07.2023 12:49registriert Januar 2023
Wenn man sich der US Justiz entziehen will, ist Nordkorea der sicherste Ort der Welt. Vielleicht :-)
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Pummelfee
21.07.2023 13:03registriert Mai 2020
Für mich tönt es, als wäre er freiwillig in Nordkorea. Wer tut denn sowas?
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Sam Regarde
21.07.2023 13:02registriert September 2019
Da ist Einer vom Regen in die Traufe gestolpert.
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