Seit zwei Tagen kursieren auf Social Media zwei Videos, die während der aktuellen Hitzewelle für grosses Aufsehen sorgen. Zu sehen sind Skifahrer, die sich im Tiroler Ganzjahres-Skigebiet «Hintertuxer Gletscher» durch stark geschmolzenen, schwärzlichen Schnee pflügen.
So sieht Sommer-Skilauf in der Klimakrise aus! Europa brennt lichterloh und Gletscher verwandeln sich in Bäche - wann, wenn nicht jetzt, packen wir’s an und nehmen Klimaschutz ernst?!
— Jasmin Duregger (@jasminduregger) July 20, 2022
Location: Hintertuxer Gletscher
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«Tiroler Gletscher oder neuer Katastrophenfilm?», wurde eines der beiden Videos auf Twitter betitelt. In den Kommentaren wurde sofort lautstark der «Sommerskitourismus» in Zeiten der Klimakrise und die damit verbundene «Geldgier» kritisiert.
Tiroler Gletscher oder neuer Katastrophenfilm? pic.twitter.com/js9Ni9Vuu8
— Jasmin Duregger (@jasminduregger) July 21, 2022
Die beiden Videos stammen allerdings nicht aus diesem Jahr, wie Matthias Dengg von den Zillertaler Gletscherbahnen gegenüber der Nachrichtenagentur APA erklärt. Aus welchem Jahr könne er nicht genau sagen, aber die Pisten sähen im Moment ähnlich aus, wie es die Szene im Video suggeriere. Dass die Videos nicht aktuell seien, sehe er daran, dass im Hintergrund Gletscherflächen abgedeckt sind, die aktuell nicht abgedeckt seien.
Solche Phasen kämen im Sommer aber immer wieder vor, führte Dengg aus und fügte an: «Wenn es in Innsbruck 37 Grad hat, ist es klar, dass es am Gletscher nicht minus 5 Grad hat.» Dass es in den letzten Tagen so warm gewesen sei, mache dem 365-Tage-Skigebiet definitiv zu schaffen. Im Normalfall habe man diese Verhältnisse aber erst ab Mitte August bis zum Herbsteinbruch im September.
Der schneearme Winter in Kombination mit dem aussergewöhnlich warmen Frühling seien der Grund für die aktuellen Verhältnisse. Die aktuelle Hitzewelle habe ihr Übriges getan. Für die Gletscher sei das verheerend, denn diese seien normalerweise erst am Ende des Sommers so stark betroffen, wenn das schützende Weiss verloren gegangen sei.
Auf die Forderung, angesichts der Bilder den Sommerskibetrieb einzustellen, reagiert Dengg im «Kurier» gelassen: «Ein Freibad macht ja auch nicht zu, wenn das Wetter mal zwei Wochen schlecht ist.» Dass am Hintertuxer Gletscher ein Skigebiet sei, würde schliesslich auch dazu beitragen, dass der Gletscher langsamer schwinde. So würden etwa besonders sensible Flächen mit Vliesen abgedeckt. Präparierte und damit komprimierte Pisten würden zudem dafür sorgen, «dass der Schnee da bleibt, wo er gefallen ist». (pre)
Schon einmal ein Freibad im Winter besucht?