Streunende Hunde graben verweste Leichen aus, knabbern an den Toten. Nebenan spielen Kinder. Viele Kinder.
Rafah, die Stadt im südlichen Gazastreifen, ist zu einer Stadt der Kinder geworden, zu einem Zufluchtsort für 1,4 Millionen Menschen, darunter 600'000 Kinder.
Die teilweise mehrmals vertriebenen Kriegsflüchtenden harren in der völlig überfüllten Stadt aus, die nach Tod und Verwesung stinkt, in der es eine Toilette für 850 Menschen und eine Dusche für 3600 Menschen gibt.
Krankheiten breiten sich bereits aus, es kommt zu Durchfallerkrankungen, Hepatitis A und Meningitis – und es herrscht weiterhin eine Hungersnot. Alternativen gibt es keine. Die anderen Stadtteile der Enklave sind in Schutt und Asche gelegt worden.
Rafah beherbergt die letzten verbliebenen Krankenhäuser in Gaza – und gilt als letzte Bastion der Hamas.
Die übrigen Bataillone der islamistischen Terrororganisation Hamas möchte Israel nun zerschlagen. Dafür müssen der israelischen Armee zufolge einige Teile von Rafah evakuiert werden, wobei 100'000 Menschen betroffen sind.
Die Frage ist nur: wohin?
Die USA lehnen die Offensive klar ab, solange Israel nicht plausibel darstellen kann, wie es die Hunderttausend Binnenflüchtlinge in Sicherheit bringt. Die WHO richtet zwar zusätzliche Feldlazarette ein. Doch reichen die aus? Und was passiert mit den kranken und älteren Menschen, die in den Spitälern untergebracht sind?
Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant bezeichnete einen bevorstehenden Militäreinsatz in Rafah als alternativlos. Der zionistische Finanzminister Bezalel Smotrich hat gar zur «absoluten Zerstörung» in Rafah aufgerufen.
Hilfsorganisationen haben zuvor vor der Bodeninvasion in Rafah gewarnt. «Jede Bodenoperation bedeutet mehr Leid und Tod», sagt der OCHA-Sprecher Jens Laerke.
«Wir haben bereits eine Gesundheitskrise. Wir haben eine Wasser- und Sanitärkrise, eine Nahrungsmittelkrise. Es gibt eine humanitäre Katastrophe. Es wird also nur eine weitere humanitäre Katastrophe zusätzlich dazu geben», sagt Rik Peeperkorn, WHO-Vertreter für die Palästinensergebiete, der kürzlich aus Rafah zurückgekehrt ist, gegenüber BBC. Er geht davon aus, dass die Offensive zu einer hohen Sterblichkeit führen wird.
US-Präsident Joe Biden bezeichnet das Vorgehen als «überzogen». Es gebe zu viele unschuldige Opfer. «Das muss aufhören», fordert er. Auch die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock warnte eindringlich. Auf der Plattform X schreibt sie: «Eine Offensive der israelischen Armee auf Rafah wäre eine humanitäre Katastrophe mit Ansage. Die Menschen in Gaza können sich nicht in Luft auflösen.»
Und auch die Hamas warnt. «Die Offensive ist eine gefährliche Eskalation, die Folgen haben wird», sagt der Hamas-Funktionär Sami Abu Suhri.
Klar ist: Auch wenn alle Flüchtenden an einem neuen Ort untergebracht werden können, im zerbombten Gazastreifen werden sie den Tod, die Krankheiten und die streunenden Hunde mitnehmen.
Es wäre die Chance gewesen für die Bewohner im Gaza.
Aber um Menschenleben haben sich diese Herren noch nie gekümmert.