Weiter hiess es: «Alle bisher durchgeführten Untersuchungen deuten auf ein komplexes Krankheitsbild hin, das einen entsprechenden Krankenhausaufenthalt erfordert.» Kurz darauf wurden Franziskus' Termine für den Rest der Woche abgesagt.
Das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken wird seit Freitag im Gemelli-Spital im Westen von Rom stationär behandelt. Bisher hatte es geheissen, Franziskus leide an einer Erkrankung der Atemwege, einer Bronchitis. Zugleich wurde aus seinem Umfeld stets versichert, es gebe «keinen Grund zur Sorge». Nun kam aber eine genauere Diagnose.
Unter einer polymikrobiellen Infektion der Atemwege verstehen Mediziner, dass sich verschiedene Krankheitserreger in Nase, Rachen oder Lunge etabliert haben, die schwer zu behandeln sind. Das können neben Bakterien auch Viren, Pilze und Parasiten sein. Wenn eine akute Bronchitis länger dauert, tritt häufig eine Krankheitsveränderung ein, weil eine Infektion durch Bakterien hinzukommt. Das nennt man «Superinfektion».
Anfangs hatte es aus Franziskus' Umfeld geheissen, dass der Aufenthalt im Spital bis Mitte dieser Woche dauern könnte. Derzeit deutet aber nichts auf eine baldige Entlassung hin. Offiziell äusserte sich der Vatikan noch nie dazu, wie lange der Papst stationär behandelt werden muss. Bei dem gebürtigen Argentinier kommt erschwerend hinzu, dass ihm seit einer Operation in jungen Jahren ein Teil des rechten Lungenflügels fehlt. Die Ärzte haben ihm «absolute Ruhe» verordnet.
Der Sprecher des Vatikans, Matteo Bruni, berichtete nach der Veröffentlichung der neuen Diagnose: «Der Papst ist guter Laune.» Zuvor hatte der Sprecher – wie die Tage zuvor – mitgeteilt, dass Franziskus eine ruhige Nacht verbracht, dann gefrühstückt und Zeitungen gelesen habe. In der Gemelli-Klinik liegt das Kirchenoberhaupt in einem Trakt im zehnten Stock, der für den Papst reserviert ist. Für Franziskus ist es seit 2021 bereits das vierte Mal. Früher liess sich auch der polnische Papst Johannes Paul II. (1920-2005) dort mehrfach behandeln.
Mit seinen 88 Jahren ist Jorge Mario Bergoglio – so der bürgerliche Name – inzwischen der zweitälteste Papst der Geschichte. Als Nachfolger von Benedikt XVI. ist er seit März 2013 im Amt. Seit längerer Zeit ist zu sehen, dass ihm die Gesundheit zunehmend zu schaffen macht. Mehrfach brach ihm bei öffentlichen Terminen die Stimme weg. Seinen Wohnsitz im Vatikan verliess er kaum noch. Inzwischen sitzt er auch bei praktisch allen Terminen im Rollstuhl.
Der Heilige Stuhl ist sichtlich bemüht, keine Sorgen aufkommen zu lassen – weshalb jetzt auch bei Bulletins Vorsicht geboten ist. In früheren Mitteilungen hatte es beispielsweise geheissen, einige Werte hätten sich verbessert, die Befunde seien «unauffällig» - was immer das heissen mag. Zudem war in einem früheren Winter, als der Papst angeschlagen war, stets nur von Bronchitis die Rede. Später plauderte Franziskus dann aus, dass er eine schwere Lungenentzündung hatte.
Mit zunehmendem Alter machen dem Pontifex in den Wintermonaten die Atemwege schwer zu schaffen. Jetzt ziehen sich die Probleme schon seit der Zeit vor Weihnachten hin. Um die Ausbreitung von Infektionen zu verhindern, wird Franziskus mit Cortison behandelt – was das Immunsystem gerade in einem so hohen Alter schwächen könnte. Die Ärzte hatten ihm auch schon länger empfohlen, ins Spital zu gehen.
Trotz des Aufenthalts in der Klinik läuft der Betrieb im Vatikan weiter. Der Heilige Stuhl gab auch bekannt, dass Franziskus neue Bischöfe ernannt hat. (sda/dpa)