Angesichts von Krieg und Leid in der Welt war das diesjährige Osterfest im Vatikan geprägt von Papst Franziskus' eindringlichem Friedensappell. Das Oberhaupt der katholischen Kirche nutzte die Feierlichkeiten rund um Ostern, um an Krieg, Tod, Leid und Ungerechtigkeit zu erinnern und die Menschen dazu aufzurufen, «Konflikte und Spaltungen zu überwinden und unsere Herzen für diejenigen zu öffnen, die am meisten in Not sind». Zum Höhepunkt des Festes - am Ostersonntag - verfolgten 100'000 Gläubige seine Osterbotschaft und den traditionellen Segen «Urbi et Orbi» auf dem Petersplatz in Rom.
Insbesondere der Krieg Russlands gegen die Ukraine warf wie bereits im vergangenen Jahr einen Schatten auf das Osterfest. «Bitten wir beharrlich weiter um das Geschenk des Friedens für die ganze Welt, besonders für die liebe und gequälte Ukraine», sagte der 86-Jährige am Ostermontag. Im Sinne der Beendigung blutiger Konflikte erwähnte er am Montag etwa das vor 25 Jahren unterzeichnete Karfreitagsabkommen, das 1998 den Nordirland-Konflikt beendete.
Nach mehr als 13 Monaten Krieg Russlands gegen die Ukraine erinnerte der Pontifex in seiner traditionellen Osterbotschaft am Sonntag sichtlich bewegt an das Leid vor Ort und betete für Frieden: «Hilf dem geliebten ukrainischen Volk auf dem Weg zum Frieden, und ergiesse dein österliches Licht über das russische Volk. Tröste die Verwundeten und diejenigen, die durch den Krieg geliebte Angehörige verloren haben, und lass die Gefangenen sicher zu ihren Familien zurückkehren.» Die internationale Gemeinschaft stehe in der Pflicht, sich für die Beendigung dieses Krieges und aller Konflikte einzusetzen, die «die Welt mit Blut beflecken».
Auch das Leid in anderen Krisenherden auf der Welt wie etwa im Libanon, in Haiti sowie im Südsudan lag dem Pontifex am Herzen. Angesichts der Spannungen im Nahen Osten, rief er Israelis und Palästinenser zum Dialog auf. Er wünschte sich, dass in Jerusalem und in der ganzen Region Frieden herrscht. Die Menschen müssten Vertrauen schaffen - dann sei Frieden möglich.
Auch im Heiligen Land haben zahlreiche Christen am Ostersonntag gefeiert. Patriarch Pierbattista Pizzaballa zelebrierte in der Grabeskirche in Jerusalem die traditionelle Ostermesse. In einem Grusswort schloss er sich Franziskus' Appell an: «Wir haben eine schwere Zeit der Gewalt, des Misstrauens, der Spannungen hinter uns, politischer, religiöser und sozialer Art.»
Das diesjährige Osterfest wurde begleitet von grossen gesundheitlichen Sorgen um den Pontifex. Vor rund einer Woche wurde der 86-jährige Argentinier wegen einer Bronchitis in einem Krankenhaus behandelt. Nach knapp drei Tagen konnte er jedoch das Krankenhaus verlassen. Die Sorgen vieler Katholiken, Franziskus könne nicht an den Osterfeierlichkeiten teilnehmen, waren gross. Letztlich war er doch fast überall dabei. Er bedankte sich am Ostermontag erneut bei denen, die ihm in den letzten Tagen gute Wünsche geschickt hatten.
Doch der Pontifex schien nach seinem Krankenhausaufenthalt noch angeschlagen zu sein. Bei den Feierlichkeiten sah man ihn gelegentlich husten, und seine Stimme klang zuweilen müde. Und auch sein Knieleiden, das ihn seit Längerem plagt, machte ihm zu schaffen. Den grossen Messen stand Franziskus zwar offiziell vor, zelebriert wurden sie allerdings von anderen Kirchenmännern. Diese verfolgte er grossteils auf einem Sessel sitzend.
Bei jedem öffentlichen Auftritt des Papstes zu den Osterfeierlichkeiten wurde er von jubelnden Gläubigen gefeiert. Es schien, als waren der Applaus und die «Viva il-Papa!»-Rufe (Es lebe der Papst) als er in der Osternacht im Rollstuhl durch den Petersdom oder am Ostersonntag im offenen Papamobil über den Petersplatz gefahren wurde lauter als sonst - fast schon als Ermunterung für den angeschlagenen Pontifex gedacht.
Denn Franziskus schonte sich nicht und hatte in der Karwoche ein straffes Programm hinter sich gebracht. Bereits einen Tag nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus stand er der traditionellen Palmsonntagsmesse vor. Es folgten der Gründonnerstag mit einem eindrucksvollen Besuch in einem Jugendgefängnis, in dem er Häftlingen die Füsse wusch und küsste, sowie der Karfreitag. Wegen der für römische Verhältnisse ungewöhnlichen Kälte konnte er allerdings nicht an der «Via Crucis» vor dem Kolosseum teilnehmen. Er verpasste die emotionale Friedensbotschaft zwei junger Menschen aus der Ukraine und aus Russland. In der stimmungsvollen Osternachtsliturgie am Karsamstag geisselte er nach dem Anzünden der Osterkerze «grassierende Ungerechtigkeit» und die «eisigen Winde des Krieges». (saw/sda/dpa)