Der Lebensraum der Feldhasen waren ursprünglich die weiten, oft sumpfigen Ebenen, in denen die Flüsse in weiten Schlaufen durch Auenwälder und Riedwiesen mäandrierten. In diesen offenen Flächen, die erst durch die Waldrodung entstanden, waren früher auch viele bodenbrütende Vögel heimisch: Kiebitze, Brachvögel, Rebhühner, Wachteln ... und alle diese Vögel legten gerade in der Osterzeit ihre Eier in einfachen Bodennestern – Gelege, die sich deutlich von den einfarbigen Hühnereiern unterscheiden.
Und gleichzeitig rammelten zu Dutzenden die Hasen in diesen Wiesen: Bei ihren Paarungsspielen rennen die Feldhasen in Gruppen wild durcheinander, verfolgen einander und stellen sich immer wieder wie Boxer zum Zweikampf auf die Hinterbeine. So verdreschen sie sich minutenlang gegenseitig mit den Vorderfüssen – Männchen gegen Männchen im Rivalitätskampf, aber auch Weibchen gegen Männchen. Wenn nämlich eine Häsin herausfinden will, ob ein möglicher Verfolger, der ihr auf den Fersen ist, als Vater für ihren künftigen Nachwuchs taugt. Ist er ausdauernd und hartnäckig? Ist er im Kampf kräftig? Wie kann er ihre Schläge einstecken? Will er wirklich?
Ein stundenlanges, lebhaftes und buntes Treiben, das in früheren Jahrhunderten in unseren Wiesen und Feldern im Flachland alltäglich war. Man hat sogar herausgefunden, dass Häsinnen diese unzimperlichen Rammeleien und Boxkämpfe brauchen, damit es überhaupt zum Eisprung kommt ...
Item, zurück zu den Ostereiern: Kombiniere! Auffällige Hasentänze und die bunten Eier bodenbrütender Vögel, die man suchen und dann auch essen konnte. Vögel, die am Boden brüten, fliehen von ihren Gelegen, wenn sich jemand nähert, und die Eier liegen dann offen und ungeschützt da, wenn auch meist gut versteckt ... Was lag näher, als die Kinder zu Ostern zum Eiersuchen («Eierlesen») zu schicken und ihnen zu erzählen, die Hasen hätten diese bemalt und versteckt?
Diese Oster-Geschichte hat auch eine traurige Note. Man muss sie in der Vergangenheitsform schreiben, denn alle die vielen bodenbrütenden Vögel, die Brachvögel, Rebhühner, Wachteln oder Kiebitze gibt es bei uns nicht mehr oder nur noch vereinzelt. Sie mussten alle der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung mit ihren Meliorationen und ihren Maschinen weichen – und auch die vielen Hasen auf den Feldern gibt es nur noch in der Geschichte ...