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Papst Leo XIV: So tickt er politisch

Newly elected Pope Leo XIV appears at the balcony of St. Peter's Basilica at the Vatican, Thursday, May 8, 2025. (AP Photo/Andrew Medichini)
Leo XIV
Der neue Papst Leo XIV. erscheint auf dem Balkon des Petersdoms.Bild: keystone

So tickt der neue Papst Leo XIV. politisch

Der neue Papst hat einen Namen: Papst Leo XIV. Doch wie hat sich das neue Kirchenoberhaupt in der Vergangenheit positioniert? Eine Übersicht
09.05.2025, 13:5909.05.2025, 15:51
Lena Schibli
Lena Schibli
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Seit gestern ist Robert Francis Prevost Papst Leo XIV. Der US-Amerikaner gilt in einigen Fragen als progressiv: so bei der Aufnahme von Migranten, dem Klimawandel und der Sorge um die Armen. In anderen Bereichen gilt er hingegen als eher konservativ – so tickt der neue Papst.

Frauen in der Kirche

Prevost soll generell gegen die Einbeziehung von Frauen in kirchliche Funktionen sein. Auf der Synode 2023 sagte er, dass «die Ausweitung des Priesteramtes auf Frauen nicht unbedingt ein Problem löst, sondern ein neues schaffen könnte». Er sagte auch, dass Frauen «auf verschiedenen Ebenen einen grossen Beitrag zum Leben der Kirche leisten können», wie die italienische Online-Tageszeitung «Il Post» berichtet.

Ausserdem äusserte sich der neue Papst 2017 kritisch gegenüber Abtreibungen, wie CBS News schreibt. Nach den US-Präsidentschaftswahlen 2016 repostete er einen Artikel der Catholic News Agency mit der Überschrift: «Clinton ignorierte Abtreibungsgegner auf eigene Gefahr, sagen Demokraten».

repost papst leo
Der Repost von Papst Leo am 12. November 2016. Hier geht's zum Originial. screenshot x

Im Jahr 2015 postete Prevost ein Foto von der «March For Life»-Kundgebung in Chiclayo und forderte seine Anhänger auf: «Lasst uns das menschliche Leben zu jeder Zeit verteidigen!»

Klimakrise

Die italienische Zeitung «Il Post» berichtet, dass Prevost in Bezug auf die Klimakrise in Kontinuität mit Papst Franziskus steht. In einem Seminar im vergangenen November sagte er, dass es an der Zeit sei, «von Worten zu Taten» überzugehen, und dass die «Kontrolle über die Natur» nicht «tyrannisch» sein sollte, sondern eine «Beziehung der Gegenseitigkeit».

Soziale Ungleichheit und Migration

In Bezug auf soziale Ungleichheiten und seinen Fokus auf nicht-westliche Länder und Migration scheint der neue Papst ebenfalls auf einer Linie mit Franziskus zu sein. Wahrscheinlich auch aufgrund seiner langen Erfahrung als Missionar in Peru.

Letztes Jahr sagte er gegenüber «Vatican News», dass «ein Bischof nicht wie ein Fürst in seinem Reich sitzen sollte» und dass stattdessen ein religiöser Führer «authentisch demütig sein muss, den Menschen, denen er dient, nahe sein muss, mit ihnen gehen und leiden muss».

Ein ähnliches Bild schildert Jesus Leon Angeles, ein Koordinator einer religiösen Gruppe in Chiclayo (Peru), der den neuen Papst seit 2018 kennt. Dieser sagte Reuters, dass er sich besonders um die vielen venezolanischen Migranten gekümmert habe, die in den letzten Jahren in Peru Zuflucht gesucht haben.

Newly elected Pope Leo XIV appears at the balcony of St. Peter's Basilica at the Vatican, Thursday, May 8, 2025. (AP Photo/Andrew Medichini)
Vatican Conclave New Pope
Der neue Papst tickt in einigen Bereichen ähnlich wie sein Vorgänger.Bild: keystone

LGBTQ+ in der Kirche

Papst Franziskus hat wichtige Schritte zur Akzeptanz von Homosexuellen in der Kirche unternommen, während das Wenige, was über Prevosts Ansichten bekannt ist, auf eine weniger inklusive Haltung hindeutet.

Die «New York Times» schreibt, dass er sich 2012 in einem Gespräch mit anderen Bischöfen darüber beklagte, wie Medien und Popkultur «Sympathie für Überzeugungen und Praktiken zum Ausdruck bringen, die im Widerspruch zum Evangelium stehen». Dabei führte er «homosexuelle Lebensstile und alternative Familienmodelle einschliesslich gleichgeschlechtlicher Paare und ihrer adoptierten Kinder» an.

ARCHIV - ZUM TOD VON PAPST FRANZISKUS STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES ARCHIVMATERIAL ZUR VERFUEGUNG. WEITERE BILDER ZU PAPST FRANZISKUS FINDEN SIE AUF VISUAL.KEYSTONE-SDA.CH. - epa03892443 Pope Francis gr ...
Papst Franziskus galt als verhältnismässig progressiv, was Rechte für Homosexuelle betrifft.Bild: keystone

Als Bischof von Chiclayo in Peru sprach er sich gegen eine Regierungsinitiative zur Einführung von Geschlechterstudien in den Schulen aus, da «die Förderung der Gender-Ideologie verwirrend ist, weil sie versucht, Geschlechter zu schaffen, die nicht existieren».

Aktueller ist seine Äusserung vom Oktober 2024: Prevost betonte die Notwendigkeit grösserer Gespräche zwischen den einzelnen Bischofskonferenzen, um die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare zu erörtern. Man müsse diese in einer Weise anwenden, welche den kulturellen Unterschieden auf der Welt gerecht werde, da einige Länder Homosexualität immer noch kriminalisieren, zitiert ihn die «Times».

Vance-Kritik

Im Februar teilte der jetzige Papst einen Artikel des «National Catholic Reporter», der die Antwort von Vizepräsident J.D. Vance auf eine Frage zur Einwanderung kritisierte. Vance ist ein katholischer Konvertit, der sich letzten Monat mit Papst Franziskus traf, nur einen Tag vor dessen Tod.

In einem Interview hatte Vance gesagt, dass die christliche Lehre dafür plädiere, der Liebe den Vorrang zu geben: zuerst für die Familie, dann für die Nachbarn, die Gemeinschaft, die Mitbürger und schliesslich für die Welt. Prevost zitierte die Überschrift des Artikels: «J.D. Vance irrt sich: Jesus möchte nicht, dass wir unsere Liebe zu anderen in eine Rangordnung bringen».

Wie hat Papst Leo in der Vergangenheit gewählt?

Laut den Wahlunterlagen, die «CBS News» zur Verfügung gestellt wurden, ist Prevost im Chicagoer Vorort New Lenox als Wähler registriert.

In Illinois gibt es keine offizielle Parteiregistrierung vom neuen Papst. Aber um an einer Vorwahl teilnehmen zu können, muss man den Stimmzettel einer Partei wählen. Dabei wird ersichtlich: Prevost hat an mehr Vorwahlen der Republikaner als der Demokraten teilgenommen. Die letzte Vorwahl, an der er teilgenommen hat, war die republikanische Präsidentschaftsvorwahl 2016. Unklar bleibt, ob Sieger Donald Trump oder ein anderer Kandidat seine Stimme erhielt.

Prevost hat an mindestens neun allgemeinen Wahlen teilgenommen, darunter an fünf Präsidentschaftswahlen: 2000, 2004, 2008, 2012 und 2024. Es gibt keine Aufzeichnungen über seine Teilnahme an den Wahlen 2016 oder 2020.

Der Papst und Social Media

In einem Interview mit «Vatican News» aus dem Jahr 2023 wurde der heutige Papst nach dem Verhältnis zwischen Bischöfen und sozialen Medien gefragt.

«Soziale Medien können ein wichtiges Werkzeug sein, um die Botschaft des Evangeliums zu vermitteln und Millionen von Menschen zu erreichen. Wir müssen uns darauf vorbereiten, soziale Medien gut zu nutzen», sagte er.

Gleichzeitig gäbe es in der heutigen Welt, die sich ständig verändere, Situationen, in denen man mehrmals nachdenken müsse, bevor man sprechen würde oder eine Nachricht auf X schreibe. «Manchmal besteht das Risiko, Spaltungen und Kontroversen zu schüren», fuhr er fort.

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266. Papst: Franziskus (Jorge Mario Bergoglio), Argentinien – 2013 bis 2025.
quelle: keystone / vatican media handout
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8 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Idealisst, Fabulisst, Alchemisst
09.05.2025 12:09registriert Januar 2014
«Wie Sie sehen, sehen Sie nichts». Ich bin nach dem Artikel nicht viel schlauer als vorher. Zwei/drei Reposts machen noch keine Biographie. Nun ja: Wir werden es ja hoffentlich sehen, was er bewegen kann und was nicht.
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Markus Maag
09.05.2025 12:12registriert Mai 2024
Und weiter geht das Schäfchenspiel!
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Pidemitspinat
09.05.2025 12:01registriert März 2018
Let's see. Hätte schlimmer sein können.
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