Mit hohen, weissen Stiefeln, einem extrem kurzen Rock und dem rebellischen Song «These Boots Are Made For Walkin'» wurde Nancy Sinatra 1966 über Nacht berühmt. Bis dahin stand sie im Schatten ihres Vaters, dem legendären Sänger Frank Sinatra. Doch plötzlich mischte die damals 25-jährige Nancy die Musikszene auf, wie später Madonna, Lady Gaga oder Billie Eilish. Am Montag (8. Juni) wird die Sixties-Ikone 80 Jahre alt. Platten nimmt sie schon lange nicht mehr auf, aber rebellisch ist die Promi-Tochter bis heute.
Auf Twitter nimmt sie kein Blatt vor den Mund. «Genug ist genug», empörte sich Sinatra Ende Mai über Polizeibrutalität nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd. Ein Video zeigt, wie ein weisser Polizist sein Knie an Floyds Hals drückt. Der Schwarze fleht vergeblich um Hilfe, bevor er das Bewusstsein verliert und später stirbt. Nach dem Vorfall im US-Bundesstaat Minnesota kam es zu Protesten und Ausschreitungen. «Wenn ich körperlich in der Lage wäre, würde ich dort in Minneapolis auch protestieren», schrieb Sinatra.
Fast täglich meldet sie sich bei dem Kurznachrichtendienst zu Wort, häufig mit scharfen Worten gegen US-Präsident Donald Trump, sie prangert soziale Missstände an oder spricht liberalen Anliegen ihre Unterstützung zu.
Immer wieder erinnert sie auch an Franky. «Dies ist ein trauriger Tag für uns. Wir vermissen dich, Poppa», schrieb sie Mitte Mai auf Instagram zu einem Bild, auf dem Frank Sinatra seine älteste Tochter in den Armen hält. Der Schauspieler und Sänger, den Lieder wie «New York, New York», «Strangers In The Night» und «My Way» unvergesslich machten, war am 14. Mai 1998 mit 82 Jahren in Los Angeles gestorben.
Nancy war elf Jahre alt, als ihre Eltern sich scheiden liessen. Mit seiner Jugendliebe Nancy Barbato war Sinatra die erste von insgesamt vier Ehen eingegangen. Aus dieser Beziehung stammten die drei Kinder des Sängers, Nancy, Tina (heute 71 Jahre alt) und der 2016 gestorbene Sohn Frank Sinatra junior.
Am 8. Juni 1940 kam Nancy als ältestes der drei Sinatra-Kinder im US-Staat New Jersey zur Welt. Die Familie zog später nach Hollywood um. Das Studium der Wirtschaftswissenschaften hängte sie zugunsten der Showbiz-Karriere an den Nagel. Nach mehreren kleinen Filmauftritten, darunter an der Seite von Elvis Presley und Peter Fonda, sattelte Nancy ganz aufs Singen um.
Komponist und Plattenproduzent Lee Hazlewood schrieb für sie den Hit «These Boots Are Made For Walkin'», damit stürmte die Promi-Tochter 1966 an die Spitze der Charts. Ein Jahr später machte Nancy mit dem prestigeträchtigen James-Bond-Song «You Only Live Twice» Furore. Es folgten weitere Hits, darunter «Sand», «Some Velvet Morning» und «Jackson». Sie trat auch mit ihrem Vater ans Mikrofon. Ihr Duett «Somethin' Stupid» schaffte es 1967 in die US-Hitparade.
Nancy-Sinatra-Songs sind längst Klassiker geworden. 2001 sangen Robbie Williams und Nicole Kidman ihr Lied «Somethin' Stupid» nach. Regisseur Quentin Tarantino holte ihren alten Song «Bang Bang» für den Soundtrack von «Kill Bill» (2003) hervor. Aus ihren Erfolgsjahren schlägt die Sängerin immer noch Kapital, zuletzt 2013 mit dem Album «Shifting Gears» mit alten, bis dahin unveröffentlichten Aufnahmen von Balladen wie «As Time Goes By» und «I Can See Clearly Now».
In diesem Jahr rückte auch «These Boots Are Made For Walkin’» noch einmal ins Rampenlicht. Der alte Hit-Song wurde in die «Grammy Hall of Fame» aufgenommen. Das ist die Ruhmeshalle der Recording Academy, die alljährlich die Grammy-Preise vergibt. Lieder oder Alben, die mindestens 25 Jahre alt sind und aus Sicht des Verbands eine besondere Bedeutung haben, erhalten dort einen Ehrenplatz.
He is a deserter and he doesn't exist for me. https://t.co/RQyiItTwcv
— Nancy Sinatra (@NancySinatra) June 1, 2020
Auf Twitter stellt sich Sinatra in ihrer Beschreibung unter anderem als Sängerin, Schauspielerin, Autorin und als «stolze Amerikanerin» vor. Doch an erster Stelle steht «Mom», gefolgt von «Grandma». Aus ihrer Ehe mit dem Choreographen Hugh Lambert hat sie zwei Töchter. Lambert ist 1985 mit nur 55 Jahren an Krebs gestorben. (aeg/sda/dpa)