In «Fluch der Karibik» sagte ein Admiral zu Jack Sparrow in einer Szene: «Sie sind ohne Zweifel der schlechteste Pirat, von dem ich je gehört habe.» Sparrows Antwort: «Aber sie haben von mir gehört.» Genau das gilt auch für die Kardashians. Sogar wer sich einen Dreck um sie schert, weiss, wer sie sind. Vor allem, weil sie ununterbrochen für irgendwelche Schlagzeilen sorgen.
Ein kleiner Auszug aus der vergangenen Woche: Kim verkauft jetzt BHs mit Nippelpiercing, Kourtney teilte derweil mit, dass sie Schulen unnötig findet und Mama Kris Jenner hat ein neues Gesicht. Selbst wer ein leicht übertriebenes Interesse an Promis hat, muss zugeben: Auch Klatsch hat Schubladen – und die Kardashians füllen momentan die unterste.
Sogar als die Räuber, die Kim 2016 in Paris überfallen haben, nun verurteilt wurden, zelebrierte sie ihr Outfit vor Gericht wie auf einem Laufsteg. Und natürlich markierte Kris als pflichtbewusste Managerin auf Instagram auch den Namen des Designers. Schliesslich ist alles eine Gelegenheit zur Selbstvermarktung.
Eines muss man den Kardashians lassen: Sie können alles verkaufen. Egal ob sich selbst, beige Unterwäsche oder ihre Seele. Gut, letzteres ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Sie verscherbelten stattdessen ihre ganze Familie für eine TV-Show.
Als 2007 die erste Folge von «Keeping Up with the Kardashians» über die Bildschirme flimmerte, war Reality-TV mit abgehalfterten Promis der grosse Hit. Ozzy Osbourne fand 2002 mit seiner Chaos-Familie in «The Osbournes» eine ganz neue Fangemeinde. «The Simple Life» machte Paris Hilton 2003 erst zum Star. Rapper Flavor Flav und Poison-Frontmann Bret Michaels suchten 2006 mit «Flavor of Love», bzw. 2007 mit «Rock of Love» die angebliche grosse Liebe. Übrigens ähnlich erfolgreich wie die meisten «Bachelor»-Teilnehmer. Heute sind diese Promi-Formate längst in der Versenkung des Trash-TV verschwunden. Mit Ausnahme der Kardashians.
Sie schafften es überraschend lange, unterhaltsam zu bleiben. Klar, trashig waren sie schon immer. Doch zum Start war es auf eine peinliche Art lustig, wenn sie vor einem quietschfarbigen Hintergrund irgendwelchen Quatsch plapperten. Die Memes von damals sind noch heute Kult.
Nachschub gibt es aber kaum. Mittlerweile sitzen sie steif vor einem zartrosa Hintergrund, der Weichzeichner wurde gewaltig hochgeschraubt, jede Pore mit Make-up zu zementiert – und immer weniger schauen zu. Nicht nur, weil wir dank Social Media längst wissen, was in ihrem angeblich so faszinierenden Leben läuft, bevor es in der Show Thema wird.
Mit ihrer vermeintlichen Perfektion haben sie sich ein Ei gelegt: Genau wie Kris Jenners Gesicht wurde auch alles andere zu offensichtlich glattgebügelt – und zu einem langweiligen Einheitsbrei. Die Kardashians wissen zwar noch immer, wie man Schlagzeilen macht, aber nicht mehr, wie man unterhält. (aargauerzeitung.ch)
Waren sie denn überhaupt je relevant???