Am 29. April 2022 änderte sich das Leben von Tennislegende Boris Becker schlagartig. Ein Londoner Gericht verurteilte ihn zu zweieinhalb Jahren Haft, weil er seinen Insolvenzverwaltern Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen hatte. Im Anschluss der Verhandlung wurde der dreifache Wimbledon-Sieger umgehend abgeführt, sass seitdem in Grossbritannien hinter Gittern.
Nicht unter den besten Bedingungen, denn die Gefängnisse vor Ort gelten als komplett überlastet. Genau das soll dem 55-Jährigen jedoch einen ungeahnten Vorteil verschafft haben: Laut britischer Medien habe Becker von einem Schnellverfahren zur Abschiebung ausländischer Gefangener profitiert – und könnte bereits zurück in Deutschland sein. Seine restliche Strafe müsste er hier nicht mehr absitzen, denn «für dasselbe Vergehen oder Verbrechen kann man nicht mehrfach strafrechtlich verfolgt werden», sagte die Rechtsanwältin Natalie von Wistinghausen der Deutschen Presse-Agentur.
Becker wäre demnach nach nur acht Monaten ein freier Mann. Und nicht nur das: Auch seine Zukunft scheint bereits gesichert. Wie der «Telegraph» berichtete, soll ein deutscher TV-Sender ein grosses Interview mit dem Tennisstar geplant und seine Rückkehr angeblich exklusiv mit der Kamera begleitet haben. Das bekräftigen Bilder, die das Magazin «Bunte» in der Ausgabe am Donnerstag veröffentlicht und die t-online bereits vorliegen.
Darauf zu sehen: Moderator Steven Gätjen, wie er das Huntercombe-Gefängnis in London verlässt. Dort wartet bereits Heiko Knauthe, Leiter der «akte»-Redaktion, auf ihn. Laut des Magazins handelte ProSiebenSat.1 mit Beckers Anwälten und Beratern einen TV-Deal aus – mit einer Gage in Millionenhöhe. Das erste Gespräch soll bereits am kommenden Sonntag ausgestrahlt werden. Auf Deutsch und Englisch, um es danach an einen britischen Sender weiterzuverkaufen.
Nur der erste Teil einer gross angelegten Sondersendung, für die schon seit Wochen Experten, wie Beckers Biograf, und Weggefährten interviewt worden sein sollen. Bestätigt hat ProSiebenSat.1 diese Pläne bisher nicht. Ein anderer Sender machte sein Projekt mit Becker hingegen offiziell: Apple TV+ hat eine zweiteilige Dokumentation über die deutsche Tennislegende angekündigt. Das gab der Streamingdienst am Mittwoch in einer Mitteilung bekannt.
Demnach werde einerseits die erfolgreiche Karriere des dreifachen Wimbledonsiegers beleuchtet, aber auch Beckers «manchmal turbulentes Privatleben» thematisiert. Der 55-Jährige habe eine Reihe persönlicher Interviews gegeben, auch in der Woche seiner Verurteilung. Darüber hinaus zeige die Doku Gespräche mit engen Familienangehörigen und Kollegen wie John McEnroe, Björn Borg, Novak Djokovic und Michael Stich.
Regie und Produktion übernahmen die beiden Oscarpreisträger Alex Gibney und John Battsek, die exklusiven Zugang zu dem ehemaligen Profisportler vor seiner Haftstrafe gehabt haben sollen. Wann die noch unbetitelte Serie erscheint, ist derzeit nicht bekannt. Auch einen Buchdeal soll Becker bereits abgeschlossen haben. Das alles könnte ihm Millionen einbringen – doch wo fliesst das Geld hin? Da kommt seine Lebensgefährtin Lilian de Carvalho Monteiro ins Spiel.
Laut «Bunte» habe die Risikoanalystin die Firma «BFB Enterprises» – BFB stehe für Boris Franz Becker – gegründet, die den Tennisstar vermarkten soll. Weil der 55-Jährige aufgrund des laufenden Insolvenzverfahrens keine Firmen führen darf, soll künftig alles über Lilian laufen. Sie erhalte als Managerin demnach eine Provision, die am Ende auch Becker zugutekommen dürfte.
Was mit dem Rest passiert, scheint bisher unklar. Die «Bild» zitiert einen Anwalt namens Hans Georg Fritsche, demzufolge das Amtsgericht Heidelberg angeordnet habe, dass das Insolvenzverfahren auch für Deutschland gilt. «Damit fallen Einnahmen, die Herr Becker in Deutschland erwirtschaftet, in die Insolvenzmasse. Sprich: Er darf den grössten Teil nicht behalten.» Der Anwalt des ehemaligen Profisportlers, Christian Oliver Moser, antwortet auf t-online-Anfrage hingegen: «Es gibt keine eigenständigen Insolvenzverfahren in Deutschland.»