International
Polen

Formelle Auflösung öffentlich-rechtlicher Medien in Polen

epa11045650 Polish Prime Minister Donald Tusk gestures as he speaks during a press conference after a meeting of his cabinet at the prime minister's office in Warsaw, Poland, 27 December 2023. Th ...
Der polnische Premierminister Donald Tusk an einer Pressekonferenz in Warschau, Polen, am 27. Dezember 2023.Bild: keystone

Polens Regierung löst öffentlich-rechtliche Medien formell auf

27.12.2023, 19:08
Mehr «International»

Die neue polnische Regierung von Donald Tusk will die öffentlich-rechtlichen Medien formell auflösen, aber die Arbeitsplätze erhalten.

«Nach der Entscheidung von Polens Präsidenten, die Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Medien auszusetzen, habe ich beschlossen, die Unternehmen TVP, das polnische Radio und die Nachrichtenagentur PAP in Liquidation zu überführen», schrieb Kulturminister Bartlomiej Sienkiewicz am Mittwoch auf der Plattform X. So könne das weitere Funktionieren dieser Medien gesichert und ihre Umstrukturierung fortgesetzt werden.

Mit diesem Schritt geht der Streit zwischen dem neuen und dem alten Regierungslager um die öffentlich-rechtlichen Medien in die nächste Runde. In der vergangenen Woche hatte Sienkiewicz mit einem Schlag die gesamte Führung der Öffentlich-Rechtlichen gefeuert. Die Regierung Tusk wirft den Medien vor, sie hätten in den vergangenen Jahren unter der inzwischen abgewählten nationalkonservativen PiS-Regierung Parteipropaganda verbreitet. Auch internationale Organisationen hatten die einseitige Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Medien in Polen kritisiert.

Am Samstag hatte Polens Präsident Andrzej Duda, der selbst aus den Reihen der PiS stammt, sein Veto gegen ein Gesetz der Regierung von Tusk eingelegt, das die Subventionierung der Öffentlich-Rechtlichen mit umgerechnet 690 Millionen Euro vorsah. Duda begründete seinen Schritt damit, dies sei eine Umgehung der Verfassung und ein Bruch mit rechtsstaatlichen Prinzipien. Er forderte, die öffentlich-rechtlichen Medien müssten zunächst gründlich und im Einklang mit dem Recht wieder instand gesetzt werden.

(hah/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
29 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
wasihrnichtsagt
27.12.2023 19:51registriert April 2018
Die Frage ist, wem gehören die verbleibenden privaten Medien.
Die Autokraten sind auf dem Vormarsch und da braucht es möglichst vertrauenswürdige Medien. Vielfalt und öffentlich rechtliche Medien sind da ein Muss!
7813
Melden
Zum Kommentar
avatar
Medical Device
27.12.2023 21:53registriert Januar 2021
Mutig von Tusk, hoffe es geht auf. Sollte das Pendel politisch wieder in die andere Richtung ausschlagen, dürfte dass das erste sein dass rückgängig gemacht wird. Sicher braucht es unabhängige und objektive Medien für eine Demokratie. ABER, es braucht auch gebildete Bürger die eben nicht nur auf Populismus reinfallen. Und da seh ich ehrlich gesagt schwarz, überall.....
545
Melden
Zum Kommentar
avatar
Rhabarber
27.12.2023 22:13registriert Dezember 2023
Verfassung und Gesetze gelten für Rechte immer nur dann, wenn sie ihnen nützen. Wenn sie ihnen nichts nützen, werden sie ignoriert, ausgehebelt und umgangen. Typisch.

Ich wünsche der neuen Regierung viel Glück dabei, das von Rechten hinterlassene antidemokratische Chaos wieder aufzuräumen.
569
Melden
Zum Kommentar
29
«Lage an der Front hat sich verschärft»: Verteidigung der Ukraine unter Druck

Vor dem Eintreffen neuer westlicher Waffenlieferungen geraten die ukrainischen Verteidiger im Osten des Landes immer mehr in Not gegen die russischen Angreifer. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau meldete am Sonntag die Eroberung der kleinen Ortschaft Nowobachmutiwka im Gebiet Donezk; auch ukrainische Militärbeobachter schlugen auf ihren Karten den Ort nordwestlich der im Februar geräumten Stadt Awdijiwka den Russen zu.

Zur Story