Am Freitag ist die Jupitersonde «Juice» erfolgreich zu ihrer Mission aufgebrochen. An Bord einer Ariane-5-Rakete hob die sechs Tonnen schwere Sonde um 14.14 Uhr Schweizer Zeit vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guyana ab. Ein erster Startversuch war am Donnerstag wegen eines Gewitters abgebrochen worden.
«Es ist eine grosse Entspannung», sagte der an der Mission beteiligte Forscher Peter Wurz gegenüber Keystone-SDA. Er ist Direktor des Physikalischen Instituts der Universität Bern. Unter seiner Leitung wurde in Bern ein Messgerät für die «Juice» Mission entwickelt und gebaut.
LIFTOFF of @ariane5 #VA260 with @ESA_JUICE on 14 April 2023: #DestinationJupiter! pic.twitter.com/cV6YDjJXZD
— ESA (@esa) April 14, 2023
Der erfolgreiche Start war für Wurz ein grosser Schritt. Vor zehn Jahren hat er mit seinem Team damit angefangen, die Messinstrumente zu bauen. Die intellektuelle Arbeit an der Mission war bereits Jahre zuvor gestartet. Den Start verfolgte er von der Universität Bern aus mit.
Nun wird «Juice» in immer grösseren Kreisen um die Erde fliegen, bis sie genügend Schwung hat, um in Richtung Jupiter zu fliegen. Die rund 628 Millionen Kilometer lange Reise wird über acht Jahre dauern. Erst im Juli 2031 wird die Sonde beim Riesenplaneten ankommen. «Dann fängt die Wissenschaft richtig an» schwärmte Wurz.
Bei der Mission geht es unter anderem um die Suche nach Anzeichen für Leben. Frühere Missionen zum Jupiter lassen vermuten, dass sich unter der dicken Eisschicht von Ganymed und Europa Ozeane befinden. «Wo es Ozeane gibt, ist theoretisch auch Leben möglich», sagte Wurz.
Untersuchen wollen die Forscherinnen und Forscher drei der über 80 Monde des Jupiters, Ganymed, Kallisto und Europa. Die Durchschnittstemperatur auf der Oberfläche der Eismonde liegt bei unter minus 140 Grad Celsius.
«Wir wollen damit die Entstehung unseres Sonnensystems verstehen», so Wurz. Da Jupiter der grösste Planet unseres Sonnensystems ist, gilt ein Verständnis seiner Entstehung als wichtig für Erkenntnisse über die Entstehung der Erde. Im Eis auf Jupiters Monden sei die Geschichte konserviert. Konkret untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die chemische Zusammensetzung der Monde. «Juice» wird dabei nicht auf den Eismonden landen, um direkt Wasserproben zu entnehmen, sondern nur an ihnen vorbeifliegen.
An Bord der Raumsonde sind Instrumente von drei Schweizer Institutionen. Die Universität Bern ist mit dem Neutral- und Ionenmassenspektrometer NIM (Neutral and Ion Mass Spectrometer) an vorderster Front dabei. Es wurde in Zusammenarbeit mit der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) entwickelt und wird die chemische und isotopische Zusammensetzung der Partikel in den Atmosphären der eisigen Jupitermonde untersuchen.
Die Berner Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickelten auch ein Modul für den Laseraltimeter GALA, der die Topographie von Ganymed untersuchen wird, sowie die Optik und die Kalibrierungseinheit für das Submillimeter Wave Instrument (SWI), das unter anderem die Wärmestrahlung der Jupiterstratosphäre messen wird.
Das Paul Scherrer Institut lieferte den Radem-Detektor (Radiation-hard Electron Monitor). Dieses Instrument, das während der achtjährigen Reise in Betrieb sein wird, soll Informationen über die Sonnenaktivität und ihren Einfluss auf unseren Planeten sammeln. Es wird auch dazu dienen, die komplexen Strahlungsgürtel des Jupiters zu kartieren.
(yam/sda)
Bau der Messinstrumente: 10 Jahre
Flug zum Ziel: 8 Jahre
Messungen: Mehrere Jahre
Auswertung: Mehrere Jahre
Schon beeindruckend. Da kann man locker ein halbes Arbeitsleben an einem einzigen Projekt arbeiten. Hoffe auf eine erfolgreiche Mission. 🚀