Der Kreml sieht durch den Anschlag auf den ostukrainischen Separatistenführer Alexander Sachartschenko den Friedensprozess in der Ostukraine gefährdet. Der Anschlag sei «eine Provokation», sagte der Sprecher von Russlands Präsident Wladimir Putin am Samstag in Moskau.
Sachartschenkos Tod werde zu «verstärkten Spannungen in der Region führen» und untergrabe das Minsker Abkommen zur Beendigung der Kämpfe, fügte Dmitri Peskow hinzu.
Sachartschenko, der Anführer der selbsternannten «Volksrepublik Donezk», war am Freitag bei einer Bombenexplosion in einem Café in Donezk getötet worden. Auch ein Leibwächter Sachartschenkos wurde getötet, zwölf weitere Menschen wurden verletzt. Russland und die Behörden des Separatistengebiets machten die Ukraine für den Anschlag verantwortlich. Kiew sprach dagegen von internen Machtkämpfen bei den prorussischen Rebellen oder von einem Konflikt mit Moskau.
Putin hatte den Bewohnern Donezks am Freitag umgehend sein Beileid ausgesprochen. Sachartschenko sei ein «wahrer Volksführer» und ein «mutiger und entschlossener» Mensch gewesen. Die Verantwortlichen, «die den Weg des Terrors, der Gewalt und der Einschüchterung gewählt haben», seien nicht an einer «friedlichen und politischen Lösung des Konflikts» in der Ostukraine und an einem «echten Dialog» mit den Bewohnern interessiert.
Putins Sprecher Peskow sagte am Samstag, der Anschlag werde nicht nur die Spannungen in der Region verstärken, sondern verschlechtere auch die Bedingungen für den «Beginn der Umsetzung» des Minsker Abkommens.
Im Osten der Ukraine kämpfen seit April 2014 prorussische Rebellen gegen ukrainische Regierungstruppen. In dem Konflikt wurden bislang mehr als 10'000 Menschen getötet. Die ukrainische Regierung, die EU und die USA werfen Russland vor, die Separatisten militärisch zu unterstützen. Moskau weist dies zurück.
Das 2015 unter Vermittlung Deutschlands und Frankreichs zustande gekommene Minsker Abkommen sieht unter anderem einen Waffenstillstand vor. Das Abkommen wurde bisher aber nicht umgesetzt.
Auch Russlands Aussenminister Sergej Lawrow sagte am Samstag, der Anschlag auf Sachartschenko behindere den Friedensprozess in der Ostukraine. Er sprach laut Berichten russischer Nachrichtenagenturen von einer «ernsten Situation» und schloss weitere Treffen im sogenannten Normandie-Format, in dem Deutschland und Frankreich mit Russland und der Ukraine verhandeln, vorerst aus. Lawrows Sprecherin Maria Sacharowa hatte bereits am Freitagabend gesagt, der Anschlag stelle den «gesamten» Friedensprozess in Frage.
Der Unternehmer Sachartschenko war im November 2014 zum «Präsidenten» der international nicht anerkannten «Volksrepublik Donezk» gewählt worden. Neben Donezk gibt es auch in der Region Luhansk, einer weiteren Rebellenhochburg, eine selbsternannte Republik.
Sachartschenko ist bereits der vierte ostukrainische Separatistenführer, der bei einem Anschlag getötet wurde. Im Februar 2017 wurde der Militärchef von Donezk, Michail Tolstisch, bei einer Bombenexplosion in seinem Hauptquartier getötet. Im Oktober 2016 starb der Rebellenkommandeur Arseni Pawlow – Kampfname «Motorola» – gemeinsam mit seinem Leibwächter bei einer Explosion im Fahrstuhl seines Wohnhauses.
2015 starben die prorussischen Kosakenführer Pawlew Dremow und Alexander Bednow durch eine Autobombe beziehungsweise in einem Hinterhalt. (sda/dpa/reu/afp)