Sechs der modernen Artilleriegeschütze mit einer Reichweite zwischen 30 und 56 Kilometern würden noch in diesem Jahr geliefert, sechs weitere im nächsten Jahr, kündigte der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein im Bundesland Rheinland-Pfalz an.
Dort beraten die Verbündeten der Ukraine derzeit über weitere Unterstützung des Landes, das sich seit Februar 2022 gegen die russischen Angreifer verteidigt. Überraschend nahm erstmals der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an einem solchen Treffen teil. «Wir brauchen mehr Waffen, um die russischen Truppen von unserem Territorium zu vertreiben und besonders aus dem Gebiet Donezk», sagte Selenskyj bei der Eröffnungssitzung.
Er forderte insbesondere Waffen mit grösserer Reichweite.
Deutschland ist nach den USA der zweitgrösste Waffenlieferant der Ukraine. Die deutsche Regierung hat in diesem Jahr mehr als sieben Milliarden Euro und im nächsten Jahr vier Milliarden Euro für die Ukraine im Haushalt eingeplant. Danach soll die Hilfe umgestellt werden.
Dann soll sie aus einem Kredit über rund 50 Milliarden US-Dollar finanziert werden, die aus Zinserträgen aus eingefrorener russischer Staatsvermögen stammen. Wie das technisch umgesetzt werden soll, ist aber noch nicht geklärt.
Ausser Selenskyj waren etwa auch US-Verteidigungsminister Lloyd Austin und der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius in Ramstein. Zu der Konferenz auf der grössten US-Airbase ausserhalb der Vereinigten Staaten hatte Austin die Mitglieder der Kontaktgruppe eingeladen. Dazu gehören etwa 50 Staaten.
Die Ukraine wolle Frieden – im Gegensatz zum russischen Präsidenten Wladimir Putin, sagte Selenskyj. «Wir müssen Putin zwingen, Frieden zu suchen», fügte er an. «Wir müssen es so machen, dass die russischen Städte und sogar die russischen Soldaten darüber nachdenken, dass sie einen wirklichen Frieden brauchen.» Putin stehe für Zerstörung. Und weiter:
Erwartet wurde, dass Selenskyj später am Freitag von Ramstein nach Frankfurt/Main fährt. Dort soll er sich mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz treffen. Sie wollen am frühen Nachmittag zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammenkommen, wie ein Regierungssprecher bestätigt hatte.
Es ist Selenskyjs fünfter Besuch in Deutschland seit Kriegsbeginn. Zuletzt sprach er im Juni im Bundestag in Berlin. Am Abend wurde Selenskyj in Italien erwartet.
Der ukrainische Präsident sagte in Ramstein, Kiew sei «sehr dankbar» für jede erhaltene Hilfe. «Ich rufe Sie dazu auf, aktiver bei der Arbeit mit den Flugabwehrsystemen zu sein, und wir haben bereits damit begonnen, mit den F-16 (Kampfflugzeugen) zu arbeiten», betonte er. «Sie schiessen Raketen und Drohnen sehr effektiv ab, doch davon gibt es nur wenige. Sie wissen das. Wir brauchen eine viel stärkere Luftflotte an F-16.»
Die Welt habe genügend Abwehrsysteme, um sicherzustellen, dass der «russische Terror» keinen Schaden anrichte. «Ich werde jetzt nicht öffentlich über die Zahl der Flugabwehrsysteme reden, die wir erhalten haben, doch ist die Zahl der Flugabwehrsysteme, die nicht geliefert wurden, bedeutend.»
Austin sagte, die Verbündeten müssen ihre Unterstützung verstärken. Es sei ein «kritischer Moment». US-Präsident Joe Biden habe ein zusätzliches Hilfspaket für die Ukraine im Umfang von 250 Millionen US-Dollar (rund 225 Mio. Franken) unterzeichnet, sagte Austin.
Es ist das insgesamt 24. Treffen der Kontaktgruppe, allerdings fanden die meisten Gespräche als Videokonferenz statt. Russland führt seit dem 24. Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Der Westen unterstützt Kiew bei der Verteidigung unter anderem mit umfangreichen Waffenlieferungen. (lak/leo/sda/dpa)
Und die Schweiz? Wir liefern nicht mal kugelsichere Westen an die Verteidiger Ukraine.