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Wahlen Russland: Beobachter melden Betrugsfälle

A woman casts her ballot at a polling station during a parliamentary elections in Moscow, Russia, Saturday, Sept. 18, 2021. Sunday will be the last of three days voting for a new parliament that is un ...
Bei den Wahlen in Russland gibt es viele Fälle von Betrug. Bild: keystone

Betrug bei Russland-Wahlen: Stimmzettel paketweise in Urnen gestopft

18.09.2021, 10:59
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In ganz Russland hat am Samstag der zweite Tag der Parlamentswahl begonnen. Im grössten Land der Erde mit seinen elf Zeitzonen öffneten als letztes die Wahllokale in der Ostseeregion Kaliningrad (früher nördliches Ostpreussen um Königsberg) um 8.00 Uhr MESZ. Gewählt werden noch bis Sonntag die 450 Abgeordneten der neuen Staatsduma für fünf Jahre sowie einige Regional- und Stadtparlamente. Der Urnengang wird von Manipulationsvorwürfen überschattet. Unabhängige Beobachter der Organisation Golos hatten am ersten Tag der Abstimmung am Freitag rund 2000 Verstösse aufgelistet – meist mit Foto- und Videoaufnahmen.

Besonders verbreitet war demnach das Anrücken von Hundertschaften Uniformierter an einzelnen Wahllokalen, die ihre Stimme abgaben. Es gab auch Berichte über mehrfache Stimmabgaben. Gezeigt wurden zudem Dutzende Aufnahmen davon, wie vorausgefüllte Wahlzettel packenweise in die Wahlurnen gestopft wurden. «Es war ein furchtbarer Tag. Schmierig und schmutzig», schrieb die St. Petersburger Lokalpolitikerin Irina Fatjanowa bei Twitter. Die Wahlkommission habe die Beschwerden über Verstösse nicht angenommen und einfach zerrissen.

Tiefe Wahlbeteiligung

Dagegen hatte die Chefin der zentralen Wahlkommission, Ella Pamfilowa, die Organisation der Abstimmung am Freitag gelobt. Die Wahlbeteiligung am ersten von drei Tagen wurde mit 16.85 Prozent angegeben. Die Kremlpartei Geeintes Russland will ihre absolute Mehrheit in der Staatsduma verteidigen. Sie wird von Präsident Wladimir Putin unterstützt, für den die Wahl ein wichtiger Stimmungstest ist.

Viele prominente Oppositionelle sind nicht zur Wahl zugelassen, darunter die Unterstützer des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny. Er rief zu einer Protestwahl gegen die Kremlpartei auf. Nawalnys Team beklagt, dass der Nachrichtenkanal Telegram am Samstag erstmals Wahlwerbung der Opposition blockierte.

Telegram-Gründer Pawel Durow erklärte, die Bots seien blockiert, weil Agitation im Zuge der Abstimmung nicht mehr erlaubt sei. Er berief sich darauf, dass zuvor auch das Unternehmen Apple und der Internetkonzern Google Nawalny-Apps aus ihren russischen Stores entfernt hatten. Die Aktivisten warfen den Konzernen und nun auch Durow politische Zensur vor. (sda/dpa)

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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miip
18.09.2021 11:09registriert Oktober 2019
Im obigen Zusammenhang heisst es nicht "Stimmungstest" sondern "Gesinnungstest" ...
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Firefly
18.09.2021 13:28registriert April 2016
Wieder was zum ignorieren für die Putinfreunde.
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_kokolorix
18.09.2021 15:42registriert Januar 2015
Na ja, so geht eben gelenkte Demokratie. Zuerst muss dafür gesorgt werden, dass nur aussichtslose Splittergruppen neben der Regierungspartei antreten dürfen und weil das noch nicht 100% ig genug ist, müssen noch die Wahlzettel von der Regierung ausgefüllt werden. Doch selbst das reicht noch nicht. An gewissen Wahllokalen wachen noch Schlägertrupps darüber, dass keine Oppositionspolitiker gewählt werden...
Diese Regierung ist kein Stück mehr legitimiert als die Taliban. Warum anerkennt sie der Rest der Welt? Wahrscheinlich nur, weil da noch ein paar alte Atombomben vor sich her rosten...
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