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Putins 5-Punkte-Plan: So will der Kreml-Chef den Krieg doch gewinnen

Putins 5-Punkte-Plan: So will der Kreml-Chef den Krieg doch noch gewinnen

Der Kreml soll eine neue Strategie verfolgen, um die Kriegswende in der Ukraine herbeizuführen. Das berichten US-Experten. Zu Putins Plan gehören offenbar fünf Schritte.
17.01.2023, 06:45
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t-online

Seit knapp einem Jahr führt Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der geplante Blitzkrieg ist zu einem langwierigen und verlustreichen Kampf geworden. Aufgeben will Kremlchef Wladimir Putin trotz der Niederlagen nicht – US-Experten berichten nun sogar von einer neuen Strategie des Kremls. Das Ziel: Die Kontrolle zurückzuerlangen und die operativen Erfolge der ukrainischen Truppen zu beenden.

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Kann eine neue Strategie die Wende für Russland im Krieg bringen?Bild: www.imago-images.de

Dafür will der Kreml die Invasion, die er selbst als «spezielle Militäroperation» bezeichnet, künftig offenbar als umfassenden Krieg behandeln. Das schreiben Analysten der renommierten US-Denkfabrik «Institute of Study of War» (ISW) in ihrem jüngstem Bericht. Russland plane eine «entscheidende strategische Aktion», die binnen sechs Monaten die Kriegswende herbeiführen solle.

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Zu dem russischen Plan gehören demnach fünf Schritte, von denen einige schon ausgeführt worden seien.

  • Der erste Schritt: Die russischen Truppen kurz- und langfristig aufzustocken. Moskau wolle sein Militär drastisch aufrüsten, damit gross angelegte Kriegshandlungen durchgeführt werden könnten. Laut dem russischen Verteidigungsministerium solle das unter anderem durch die Bildung neuer Divisionen und der Wiedereinführung von Militärbezirken in Westrussland ermöglicht werden.
  • Der zweite Schritt: Soldaten für einen späteren konzentrierten Einsatz einzusparen. Das sei eine Abkehr vom ursprünglichen Ansatz des Kremls, als im Herbst 2022 untrainierte Soldaten an die Front geschickt wurden. Putin habe schon Anfang Dezember erklärt, dass nicht das gesamte mobilisierte Personal im Ukraine-Krieg eingesetzt werden solle.
  • Der dritte Schritt: Die Rüstungsindustrie wiederzubeleben. Putin habe schon in der Vergangenheit eingeräumt, dass es Probleme bei der Versorgung der Armee gebe. Im vergangenen Dezember habe er sich mit Topmanagern der Waffenindustrie getroffen. Er habe zudem seine Minister angewiesen, schneller Rüstungsverträge abzuschliessen. Laut dem jüngsten Expertenbericht des IWS wolle Moskau damit die «verteidigungsindustrielle Basis» ankurbeln.
  • Der vierte Schritt: Mängel in der Kommandostruktur des Militärs zu beheben. Dazu habe der Kreml bereits die Kontrolle über die Kriegsführung in der Ukraine zurück an das Verteidigungsministerium gegeben. Einer der ranghöchsten Generäle, General Valery Gerassimow, sei zudem als neuer Oberbefehlshaber eingesetzt worden. «Der Kreml beabsichtigt wahrscheinlich, dass Gerassimow und seine neu ernannten Stellvertreter Russland sowohl auf einen langwierigen Krieg vorbereiten als auch das Kommando über einen Grosseinsatz im Jahr 2023 übernehmen sollen», heisst es in dem Bericht.
  • Der fünfte Schritt: Die Unterstützung der Bevölkerung durch die «intensivierte Konditionierung des russischen Informationsraums» zu sichern. Der Kreml will demnach verstärkt Propagandinformationen an die Menschen im Land streuen, um damit die Narrative der Kriegsberichterstattung besser kontrollieren zu können.

Dem Bericht des ISW zufolge sei es möglich, dass Russland seine Kriegsziele trotz der geplanten Neuerungen nicht erreicht. Die Schritte könnten demnach zu spät eingeführt worden sein.

Allerdings sei eine neue geplante Grossoperation des Kremls auch nicht der letzte Versuch, das Ruder herumzureissen. Putin sei weiterhin dazu bereit, einen langwierigen Krieg gegen die Ukraine zu führen. «Der Kreml hält an seinen maximalistischen Zielen fest, die gesamte Ukraine zu erobern, obwohl er den Krieg bisher schlecht geführt hat», ist in der Analyse zu lesen. (t-online, aj)

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57 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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CharlieBrown88
17.01.2023 06:58registriert Juni 2022
In den endlosen, lebensfeindlichen Weiten des Weltalls schwebt ein kleiner, blauer Planet voller Leben. Die Menschen dort drauf bekriegen sich gegenseitig und zerstören ihren Planeten, als ob sie dann einfach auf einen anderen Planeten umsteigen könnten. Aber es gibt keinen Planeten B. Zumindest nicht im Umkreis von 100 Lichtjahren.
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rodolofo
17.01.2023 07:22registriert Februar 2016
Putin versucht, seine Gegner zu zermürben.
Eine zur Genüge bekannte Strategie von Ekelpaketen, mit denen wir es in unserem Alltag Alle mal dann und wann zu tun bekommen.
Darauf gibt es eigentlich nur eine würdevoll gangbare Antwort:
Keinen Centimeter nachgeben!
Auf die (emotionale) Phase des Schocks darüber, dass Menschen solche abgründigen Bestien sein - und ein friedlich seinen eigenen Weg suchendes Land überfallen und terrorisieren können, folgt nun die Phase der eiskalten Verachtung:
Putin wird verschwinden, so, oder so!
Wir brauchen nur Geduld und einen "langen Atem"...
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Hösch
17.01.2023 07:14registriert März 2022
Also auch als lupenreinem Zar der Oligarchen oder Capo die Capi müsste er mit Blindheit geschlagen sein um zu übersehen, dass der Wertewesten der Ukraine schon zu viel Geld geliehen hat als dass ein Verzicht auf die Rückzahlung diskutabel wäre.
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Ex-Tennisprofi Boris Becker ist nach Angaben seines Anwalts nicht mehr insolvent. «In Folge einer Einigung mit seinen Insolvenzverwaltern wurde die in 2017 eröffnete, private Insolvenz von Boris Becker durch eine gestrige Entscheidung des High Court in London rechtskräftig beendet», teilte Anwalt Christian-Oliver Moser am Donnerstag im Namen des 56-Jährigen der Deutschen Presse-Agentur mit. Das Gericht habe die sofortige Restschuldbefreiung angeordnet. Das bedeute, «dass unser Mandant von jeglicher weiteren Haftung aus den Insolvenzschulden befreit ist».

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