Der türkische Kampfdrohnenhersteller Baykar will bald in der Lage zu sein, Kamikaze-Drohnen in der Ukraine abzuwehren – also die von Russland eingesetzten, iranischen Drohnen, die seit Wochen in der Ukraine kritische Infrastruktur zerstören.
Der Geschäftsführer des Unternehmens, Haluk Bayraktar, sagte der Deutschen Presse-Agentur, mit einer Raketen-Ausrüstung seien Drohnen dann in der Lage, neben feindlichen Drohnen auch Flugzeuge und Hubschrauber zu bekämpfen. «Tests führen wir bereits durch», sagte Bayraktar auf einer Fachmesse in Istanbul, wie die türkische Tageszeitung «Daily Sabah» berichtete.
Konkret gehe es um die Modelle «Bayraktar TB2» und «Akıncıs». Die «TB2» setzt die ukrainische Armee demnach seit Februar gegen die russischen Invasoren ein.
Während der Messe SAHA Expo hätten der Drohnenhersteller Baykar und der türkische Raketen- und Flugkörperproduzent Roketsan nun einen Kooperationsvertrag geschlossen, um die unbemannten Drohnen mit Raketen auszustatten, heisst es weiter.
Roketsan-Generaldirektor Murat Ikinc sieht das als entscheidenden Schritt in der Kriegsführung: Mit den bewaffneten Drohnen könne die Ukraine ein kostengünstiges Luftpatrouillenkonzept etablieren, statt teure Luft-Luft-Raketen einzusetzen. Diese werden in der Luft abgefeuert, um Ziele in der Luft zu treffen.
Die Ukraine versucht dem Bericht zufolge derzeit, Kamikaze-Drohnen, die Russland einsetzt, mit Kampfjets abzufangen. Der Einsatz von Drohnen gilt als günstigere Lösung.
Die jüngste Einführung iranischer «Shahed-136»-Drohnen durch Moskau hatte die Situation für Kiew verkompliziert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte vor einer «grossen Katastrophe», sollte die Welle der Kamikaze-Angriffe auf Energieanlagen den Winter über anhalten.
Die Kamikaze-Drohnen sind langsam, laut und werden in geringer Höhe eingesetzt, was sie zu «leichten Zielen» macht, sagte Bayraktar. Das Unternehmen Baykar will innerhalb eines Jahres eine Produktionsstätte in der Ukraine errichten. Vergangene Woche hatte Geschäftsführer Bayraktar bereits Deutschland zu mehr Kooperationsbereitschaft aufgefordert. «Alle Bedenken gegenüber der Türkei sollten ausgeräumt werden.» Deutschland sei in Sachen Verteidigungstechnologie sehr eingeschränkt.
Von russischer Seite wird das türkische Unternehmen kritisiert. Waffen des Unternehmens sollen zur Zerstörung des Flaggschiffs Moskwa im April beigetragen haben. Baykar wurde Berichten zufolge vom russischen Geheimdienst mithilfe der Deepfake-Technologie ins Visier genommen.
Bayraktar widerspricht dem Bericht von «Daily Sabah» zufolge der Kritik, dass die «Drohnenkriegsführung» die Schwelle zum Krieg senke. Vielmehr trage die Drohnentechnologie dazu bei, dank fortschrittlicher Präzision und Überwachung «Kollateralschäden zu vermeiden».
(cpf/dpa,cli)