Russland setzt in der Ukraine eine Vielzahl geächteter und durch internationale Verträge verbotene Waffen ein. Dies zeigt eine grossangelegte Analyse der «New York Times». Darunter sind vor allem viele ungelenkte Waffen. Also solche, die kein direktes Ziel anvisieren, da ihre Fluglage nicht beeinflusst werden kann – einmal abgeschossen oder platziert, kann ihre Detonation nicht mehr beeinflusst werden.
Die «Times» untersuchte mehr als 1000 Bilder, die von ihren eigenen Fotojournalisten und von Fotografen vor Ort aufgenommen wurden, sowie Bildmaterial, das von ukrainischen Regierungs- und Militäreinrichtungen vorgelegt wurde.
Eine erste Erkenntnis der Analyse: Bei den russischen Waffen handelt es sich nicht um Hightech-Objekte, sondern grösstenteils um Relikte aus dem Kalten Krieg, schreibt die «Times».
Die Journalisten haben im Zuge ihrer Recherche über 2000 Waffen und Munitions-Fragmente kategorisiert. Die Auswertung des amerikanischen Traditionsblatts zeigt, dass der Einsatz von ungelenkten Waffen in der Ukraine durch die russische Armee nicht ungewöhnlich sei. Vielmehr bildeten sie seit Beginn der Invasion «das Rückgrat der Kriegsstrategie».
Und so habe die «Times» über 210 Typen von Waffen und Munition identifiziert, die nach internationalen Verträgen weitgehend verboten sind – vor allem Streumunition befinde sich unter diesen verbotenen Waffen.
Streumunition wird in Fliegerbomben, Artillerie-Geschossen oder als Sprengköpfe für Marschflugkörper eingesetzt.
Streumunition ist primär aus zwei Gründen geächtet: Zum einen besitzt Streumunition keinen eigentlichen Explosionsmittelpunkt – sondern verteilt viele kleine Minibomben (Bomblets) über einem Gebiet. Durch die nicht gezielt einsetzbaren Minibomben kommt es häufig zu Kollateralschäden. Entsprechend konnte die «Times» zig Bomblets in Wohngebieten ausmachen.
A Russian cluster munition strike in the area pic.twitter.com/xYw58GXoxQ
— OSINTtechnical (@Osinttechnical) June 20, 2022
That’s Olena on the left and the cluster munition carrier rocket in the field behind her house pic.twitter.com/9zWTA6jMXg
— Simon Conway (@simongconway) June 12, 2022
Und zum anderen sind diese Minibomben auch nach Kriegsende noch eine grosse Gefahr für die Zivilbevölkerung, denn etwa 20 Prozent der Bomblets detoniert nicht sofort, sondern würden zu gefährlichen Blindgängern, wie die «Times» schreibt. Auch solche Blindgänger konnten von den Journalisten der «Times» in der Ukraine identifiziert werden.
Countless cluster bombs and unexploded remnants left behind by a previous bombardment of the Syrian towns continue to pose a serious threat. #WhiteHelmets teams work to put up warning signs for civilians to stay clear until the ERW team arrive and retrieve them for dismantling. pic.twitter.com/p9Gd3sUdfm
— The White Helmets (@SyriaCivilDef) October 10, 2018
Die Munition läge in oder in der Nähe von Häusern und Wohngebäuden, bei Schulen oder neben Kirchen, Friedhöfen, Bauernhöfen, medizinischen Einrichtungen sowie Spielplätzen, schreibt die «Times». Ein amerikanischer Verteidigungsbeamter sagte dazu:
110 Staaten haben sich in einem UN-Übereinkommen dazu verpflichtet, Streubomben nicht einzusetzen, herzustellen oder zu lagern. Russland gehört nicht dazu – genauso wie die USA, China, Israel, Indien oder Pakistan.
Für die Nicht-Vertragsstaaten wie Russland ist der Einsatz von Streubomben im humanitären Völkerrecht geregelt. Herzstück des humanitären Völkerrechts sind die vier Genfer Konventionen von 1949 und ihre Zusatzprotokolle. Und dort steht geschrieben: Zivilisten sind vor kriegerischen Handlungen zu schützen. Sie dürfen weder getötet noch gefährdet, gefoltert oder bedroht werden. Und da Streumunition keine lenkbare Munition ist, ist das bei ihrem Einsatz nicht garantiert.
Russland hat die Genfer Konventionen nur unter Vorbehalt ins nationale Recht ratifiziert.
Im Artikel der «Times» ist hauptsächlich von Streumunition die Rede, aber nicht nur. Die Autoren schreiben, dass anhand ihrer Recherche bewiesen sei, dass auf zivile Einrichtungen mehr als 330 verbotene «andere Waffen» eingesetzt worden seien, die von der internationalen Gemeinschaft verboten sind.
Darunter Handgranate, die als Sprengfalle benutzt würden, Antipersonenmine (also Landminen, die gegen Menschen eingesetzt werden) oder Brandwaffen.
Äusserst perfide sind die POM-3-Antipersonenminen. Diese werden in der Regel mit einer Rakete gestartet und sanft mit einem Fallschirm zu Boden gebracht. Dort verbleiben die Minen, bis sie per Sensor eine Person in der Nähe wahrnehmen – und feuern erst dann einen kleinen Sprengkopf ab. Die Splitter können für Personen auch in Entfernung noch tödlich sein.
Bereits 1997 haben 164 Länder einen Vertrag unterschrieben, um künftig keine Antipersonenminen mehr einzusetzen. Russland hat den Vertrag im Gegensatz zur Ukraine nicht unterzeichnet.
(yam)
Also eigentlich das Gegenteil von dem, was in der Ukraine passiert.
Sie treten jegliches Rechte mit Füssen.
Eigentlich jede erdenkliche Grausamkeit ist ihnen nur recht.
Grausame Mörderbande.