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Russland

Die Wagner-Truppe soll weitere brutale Kriegsverbrechen begangen haben

Köpfung vor laufender Kamera – die Wagners sollen weitere Gräueltaten begangen haben

Die Wagner-Truppe soll in Bachmut weitere Kriegsverbrechen begangen haben. Gleichzeitig kursiert ein brutales und unmenschliches Video im Internet.
12.04.2023, 16:5512.04.2023, 22:28
Lea Oetiker
Lea Oetiker
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Die Söldnertruppe Wagner ist im Krieg gegen die Ukraine zu Russlands Schattenarmee geworden – die Gruppe für die besonders schmutzigen Jobs. Das von Jewgeni Prigoschin gegründete Militärunternehmen ist berüchtigt für seine äusserst brutale Vorgehensweise. Und auch für die Kriegsverbrechen, die es im Ukraine-Krieg begangen hat – und wohl noch immer begeht.

Achtung!
In diesem Artikel geht es um brutale Kriegsverbrechen. Der Text enthält szenische Beschreibungen (keine Bilder). Bei manchen Menschen können diese Szenen negative Reaktionen, Flashbacks oder Traumata auslösen. Bitte sei achtsam, wenn das bei dir der Fall ist.

«Berichten zufolge begehen die Wagner-Kräfte weiterhin Kriegsverbrechen», schreibt das Institute For The Study Of War (ISW) am Dienstag. Sie sollen in Bachmut ukrainische Militärangehörige enthauptet haben, schreibt das ISW.

«Russische Nutzer veröffentlichen Aufnahmen auf den sozialen Medien, die angeblich die Überreste des Kopfes eines ukrainischen Soldaten auf einem Spiess in einem nicht näher bezeichneten Gebiet in Bachmut zeigen», so das ISW. «Daraufhin haben User auf Fälle von aufgespiessten Köpfen in Propasna, einer Stadt in der Region Luhansk, verwiesen. Dort operierten die Wagner-Söldner im Frühling und Sommer vergangenen Jahres», schreibt das ISW weiter.

Die Genfer Konvention verbietet die Verstümmelung und Plünderung von Leichen im Krieg, welche einem Kriegsverbrechen gleichkommen.

Brutale und unmenschliche Videos

Seit Kurzem kursiert ein Video im Netz, welches die Hinrichtung eines ukrainischen Soldaten zeigt. Genau wie die vom ISW erwähnten Aufnahmen dokumentiert es ein Kriegsverbrechen. Allerdings ist noch nicht verifiziert, ob das Video wirklich von der Wagner-Truppe stammt – in Sachen Grausamkeit steht es dem Vorgehen der Truppe aber in nichts nach.

Im Video ist ein ukrainischer Soldat mit verbundenen Augen zu sehen, der von einem anderen Soldaten – mit grosser Wahrscheinlichkeit von einem Russen – zu Boden gedrückt wird. Der Ukrainer versucht sich zunächst noch erfolglos aus dessen Griff zu befreien. Doch der Angreifer setzt dem Ukrainer das Messer an den Hals und beginnt damit, den Kopf seines Opfers abzusäbeln. Nach etwas mehr als einer Minute ist der Kopf vom Leib getrennt. Der Russe hält den Kopf daraufhin noch vor die Kamera.

Nebst diesem Video soll in der Vorwoche ein weiteres Video aufgetaucht sein, das wohl aktuelleren Datums ist, schreibt die Kronen Zeitung. Auch dieses Video soll in Bachmut entstanden sein. Es soll enthauptete Leichen von ukrainischen Soldaten neben einem zerstörten gepanzerten Fahrzeug zeigen. Laut dem Nachrichtensender CNN sagte ein Kämpfer der Wagner-Truppe: «Das Fahrzeug ist von einer Mine zerstört worden. Sie wurden getötet. Jemand hat sie geköpft.»

Ob diese Kriegsverbrechen von den Wagner-Truppen begangen wurden, ist bisher unklar. Sie passen aber in die bisher bekannten Verbrechen von Wagners. Bürgerrechtlern zufolge soll ein russischer Ex-Söldner frühere Kameraden als Täter identifiziert haben.Man habe Andrej Medwedew, der vor Monaten nach Norwegen geflohen war und derzeit in Schweden inhaftiert ist, das Videomaterial zukommen lassen, sagte der Gründer der russischen Bürgerrechtsorganisation Gulagu.net, Wladimir Ossetschkin, am Mittwoch in einem Interview.

«Er hat es mehrmals aufmerksam angehört und geschaut und er erkennt dort eindeutig seine früheren Kollegen, Kämpfer der Söldnertruppe Wagner», erklärte Ossetschkin in dem Beitrag, der auf dem Youtube-Kanal des im Ausland lebenden russischen Oppositionellen Michail Chodorkowski veröffentlicht wurde. Medwedew, der früher selbst für die berüchtigte russische Söldnergruppe kämpfte, habe die Männer anhand «charakteristischer Rufzeichen und ihrer Art zu sprechen» identifiziert, so der Bürgerrechtler weiter.

Die Reaktion Selenskyjs

Am Mittwochvormittag äusserte sich Präsident Selenskyj zu dem Video, auf dem man die Köpfung des Ukrainers sieht:

«Das Video zeigt die Hinrichtung eines ukrainischen Gefangenen. Dieses Video zeigt Russland, wie es wirklich ist. Was für Kreaturen das sind.»

Es handle sich weder um einen Unfall noch um einen Einzelfall, erläutert der ukrainische Präsident. Niemand würde es verstehen, wenn die Staatsführer nicht auf das Video reagierten. «Es muss jetzt gehandelt werden!», fordert der 45-Jährige.

Er vergleicht die Situation mit dem Fall Butscha. «Wir werden nichts vergessen und wir werden auch nicht vergeben», fügt er hinzu.

Andrij Yermak, Chef des Kiewer Präsidentenbüros, betont auf Twitter: «Es wird eine Antwort auf alles geben.»

In einem offiziellen Telegram-Kanal der ukrainischen Regierung sei erklärt worden, dass sich Jermaks Worte auf «ein russisches Hinrichtungsvideo» bezögen, schreibt die «Kronen Zeitung».

Auch die ukrainische Botschaft in Deutschland äussert sich dazu:

Die Reaktion Russlands

In prorussischen Kanälen heisst es wiederum, die ukrainische Seite stecke hinter den Videos. Der Grund für die Verbrechen sei, dass man die «Identität der Soldaten verschleiern will».

Auch der Kreml bezweifelt die Echtheit des Enthauptungsvideos. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte am Mittwoch laut der Nachrichtenagentur Interfax:

«Wir leben zunächst einmal in einer Welt der Fakes und müssen daher die Echtheit der Aufnahmen prüfen.»

Weitere Reaktionen

Das im Netz kursierende Video über den hingerichteten Soldaten ist zutiefst schockierend. Viele sind fassungslos und äussern sich über das Verbrechen auf Twitter.

Das Kollektiv Union Watch rät sogar davon ab, das Video anzuschauen, da es so brutal ist.

Ein anderer User schreibt: «Frag mich nicht, wo man das Video finden kann, und poste es nicht auf Twitter.» Er vergleicht die Wagners mit dem IS.

Auch viele Politikerinnen und Politiker sowie Journalistinnen und Journalisten sind schockiert:

Währenddessen ist der Kampf um Bachmut noch in vollem Gange. Söldner der Wagner-Gruppe und ukrainische Verteidiger ringen um die Kontrolle über die strategisch wichtige Stadt. Die Schlacht um Bachmut ist die am längsten andauernde russische Offensive in der Ukraine.

Vor Beginn des Krieges hatte die Stadt 70'000 Einwohner, doch nach den monatelangen Kämpfen ist sie weitgehend zerstört und verlassen. Angesichts der seit Monaten andauernden Gefechte mit grossen Verlusten hat Bachmut für beide Seiten eine hohe symbolische Bedeutung erlangt.

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139 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lausannois86
12.04.2023 17:19registriert November 2018
Russland ist ein Terrorstaat und jede Demokratie und jeder Staat sowie Firma mit Ethik und Moral sollte sich vehement davon distanzieren inkl Einstellen jeglicher Geschäftsbeziehungen.
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Amadeus
12.04.2023 18:32registriert September 2015
Und bei uns findet Nationalrat Köppel, die Amis und Ukrainer seien auch Schuld am Krieg und Putin missverstanden.
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Posersalami
12.04.2023 20:31registriert September 2016
Und natürlich hat es nicht lange gedauert, bis die ersten Fanbois aufgetaucht und alles relativiert haben.

Russland muss verlieren, ansonsten geht es bald in ganz Europa so zu und her.
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