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Putin rüstet in der Arktis auf – Nato-Minister warnt vor Bedrohung

epa12483281 A handout photo made from video released by the Russian Presidential Press Office on 26 October 2025 shows, Russian President Vladimir Putin during his visit to one of the command posts of ...
Wladimir Putin hat Ambitionen in der Arktis – sehr zum Missfallen Norwegens und der Nato.Bild: keystone

Weshalb Wladimir Putin jetzt in der Arktis aufrüstet

Rund um den Polarkreis droht eine neue Front im Machtkampf zwischen Russland und der Nato. Putin zieht seine Streitkräfte wohl in der Arktis zusammen.
28.10.2025, 04:2028.10.2025, 05:29
Finn Michalski / t-online
Ein Artikel von
t-online

Der norwegische Verteidigungsminister Tore Sandvik warnt, Russland ziehe derzeit massiv Kampf-U-Boote und Atomwaffen rund um den arktischen Polarkreis zusammen. Damit wolle sich Putin auf einen möglichen Krieg gegen die Nato vorbereiten. Der britischen Tageszeitung «The Telegraph» erklärte Sandvik, seine Regierung habe insbesondere rund um die russische Halbinsel Kola deutlich verstärkte militärische Aktivitäten beobachtet.

Norwegian Defense Minister Tore O. Sandvik speaks during a media conference with Lithuania's Defense Minister Dovile Sakaliene, at the Defense Ministry in Vilnius, Lithuania, Monday, May 19, 2025 ...
Der norwegische Verteidigungsminister Tore Sandvik.Bild: keystone

Demnach testet Russland dort regelmässig verschiedene Waffensysteme, darunter Hyperschallraketen und nuklearbetriebene Torpedos. Die Kola-Halbinsel liegt an der äussersten Nordwestflanke Russlands am Polarkreis und grenzt an Finnland sowie an die nördlichsten Gebiete Norwegens. Dort befindet sich eines der grössten Arsenale an Atomsprengköpfen weltweit. Diese seien, so Sandvik, «nicht nur auf Norwegen gerichtet, sondern auch auf Grossbritannien und über den Pol hinweg auf Kanada und die USA».

Er warnt davor, die russischen Fähigkeiten zu unterschätzen:

«Auch wenn Putin in der Ukraine schwere Verluste erleidet – er hat eine Million Soldaten verloren –, ist die Nordflotte intakt. Und sie wird ausgebaut.»

Russland könne den Krieg in der Ukraine zwar nicht gewinnen, bleibe durch die atomare Bedrohung und seine von der Kola-Halbinsel ausgehende Zweitschlagsfähigkeit dennoch eine Supermacht, so der norwegische Verteidigungsminister.

Russlands Flottenaufrüstung

In den vergangenen zwei Jahren habe Russland bei Kola eine weitere Fregatte sowie ein neues Mehrzweck-U-Boot in Dienst gestellt. Bereits vor dieser jüngsten Aufrüstung verfügte die Nordflotte über mindestens 16 atomar betriebene U-Boote sowie die Hyperschallrakete Tsirkon, die Geschwindigkeiten von bis zum Achtfachen der Schallgeschwindigkeit erreicht.

Neben den USA und Grossbritannien verfolgt auch Norwegen diese Aktivitäten «rund um die Uhr», so Sandvik. Es sei «die wichtigste Überwachungsaufgabe der Nato».

In Zukunft könnte die Region weiter an Bedeutung gewinnen. Durch die globale Erwärmung schmilzt immer mehr Polareis, wodurch sich neue Schifffahrtsrouten öffnen – deren Kontrolle sich für Russland, gerade in Zeiten harter Wirtschaftssanktionen, als äusserst lukrativ erweisen könnte.

In Oslo betonen Beamte laut «Telegraph», dass der Wettlauf um zwei strategisch wichtige Routen in der Arktis an Bedeutung gewinnt – entscheidend im Falle eines Krieges mit Russland. Dabei geht es um die Bärenlücke zwischen dem norwegischen Festland und Spitzbergen, durch die russische Schiffe in den Atlantik gelangen, sowie die GIUK-Lücke zwischen Grönland, Island und Grossbritannien.

«Putin muss eine Bastion-Verteidigung aufbauen, die Kontrolle über die Bärenlücke sichern und den Nato-Verbündeten den Zugang zur GIUK-Lücke verwehren», erklärt Sandvik. Ziel sei es, Nachschub und Unterstützung aus dem transatlantischen Raum zu unterbinden, weshalb es für Norwegen entscheidend sei, beide Routen zu kontrollieren.

Neue Arktispolitik mit Sicherheitsfokus

Auch in Deutschland scheint man die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Am 18. September dieses Jahres verabschiedete die Bundesregierung neue Leitlinien für die deutsche Arktispolitik. Die bisherige Strategie von 2019 war noch stark von Klimaschutz und internationaler Kooperation geprägt; die neue Ausrichtung setzt hingegen einen klaren sicherheitspolitischen Schwerpunkt.

Nach der schrittweisen Entmilitarisierung der Region infolge des Zusammenbruchs der Sowjetunion wurde 1996 der Arktische Rat gegründet, der sich vorwiegend mit zivilen Themen wie Klimaforschung und Umweltschutz, nicht jedoch mit militärischen Fragen befasste. Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine im Jahr 2022 stellten die westlichen Arktisstaaten ihre Zusammenarbeit mit Moskau ein. Seither ist der Arktische Rat blockiert.

Verwendete Quellen:

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14 Kommentare
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Haarspalter
28.10.2025 07:17registriert Oktober 2020
Russland hat eine niedrigere Geburten- und Fertilitätsrate, und eine höhere Sterberate als die EU.

Russlands Bevölkerung schrumpft.

Der Grossteil des grössten Landes der Welt liegt ungenutzt da.

Wirtschaftlich ist das Land wegen seiner Konzentration auf terroristische Aktivitäten im Ausland um Jahrzehnte zurückgefallen.

Und der Häuptling will sich noch mehr Land und Ressourcen sichern?

Er weiss ja schon mit dem Vorhandenen nicht wirtschaftlich umzugehen.
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rodolofo
28.10.2025 06:40registriert Februar 2016
"Väterchen Frost" alias Putin will an die Ölvorräte, die unter dem auftauenden Packeis lagern, eventuell zusammen mit seinem schmierigen Kumpanen Trump, der das Selbe vorhat, aber vielleicht auch allein, da Trump in letzter Zeit wieder "schwierig" tut.
Nun, der Teufelsbraten profitiert dabei vom Klimawandel, den er selber mit seinen gewaltigen Öl- und Gas-Unternehmen weiter kräftig anheizt, und mit seinem Eroberungs- und Unterwerfungs-Krieg gegen die Ukraine hat er eine gewaltige CO2- und Methanschleuder produziert. Verglichen damit können unsere rülpsenden Kühe einpacken!
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Vitai Lampada
28.10.2025 07:05registriert Dezember 2022
Schon nur aufgrund der Radioaktiven Kontamination der Region, welche die Nordflotte in den letzten 25 Jahren verursacht hat, würde eine Verurteilung der verantwortlichen Präsidenten und Ministerpräsidenten rechtfertigen.
Das war nicht nur Fahrlässigkeit sondern Vorsatz!
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