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Ukraine

Ex-Wagner-Söldner «wechselt» vor laufender Kamera zur Ukraine

Wagner-Söldner läuft vor laufender Kamera zur Ukraine über – Prigoschin schäumt

Ein ehemaliger Söldner der Wagner-Gruppe hat sich dem umstrittenen russischen Freiwilligenkorps angeschlossen, das aufseiten Kiews kämpft. Sein ehemaliger Chef schwört Rache.
13.06.2023, 07:0113.06.2023, 13:50
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Erst sass er in Russland im Knast, dann kämpfte er für die Wagner-Truppen, nun will er die Ukraine unterstützen: Die jüngere Lebensgeschichte von Wladislaw Ismailow kennt viele Wendungen. Doch von vorn.

Ursprünglich wurde Ismailow im Rahmen der Wagner-Rekrutierungen aus russischen Gefängnissen zum Kampf im Dienst der Prigoschin-Armee «bewegt». Söldnerchef Prigoschin habe ihn persönlich rekrutiert, so Ismailow Ende 2022 in einem Interview mit der russischen Exil-Menschenrechtsorganisation Gulagu.net.

Im vergangenen November wurde Ismailow dann nach eigenen Aussagen von der ukrainischen Armee gefangen genommen. Nun hätte der Kriegsgefangene mit ukrainischen Soldaten, die von Russland gefangen genommen wurden, ausgetauscht werden sollen.

Doch er hat offenbar keine Lust, nach Russland zurückzukehren und wieder für den Kreml und Prigoschin zu kämpfen: In einem Video, das auf Telegram kursiert, wird gezeigt, wie Ismailow sich vor dem Gefangenenaustausch entscheidet, sich dem russischen Freiwilligenkorps RDK anzuschliessen.

Ex-Wagner-Söldner läuft zur Ukraine über

Das Freiwilligenkorps ist eine Einheit, die offiziell eigenständig für die ukrainische Seite (oder vielmehr: gegen Russland) im Krieg kämpft. In der Einheit kämpfen regierungsfeindliche Russen aus verschiedenen Beweggründen gegen das eigene Land. Vor kurzem sorgte das RDK für Aufsehen, als es auf russischem Staatsgebiet in der Region Belgorod versuchte, Dörfer zu erobern.

Mehr Infos zu der Einheit, die vom bekennenden Neonazi Denis Nikitin geführt wird, gibt es hier:

Wenig überraschend hat Wagner-Chef Prigoschin keine Freude an dem veröffentlichten Video. Er bezeichnet Ismailow in einer Mitteilung auf seinem Telegram-Kanal als «Verräter». Und erklärt, was dem Überläufer droht, sollten ihn seine Ex-Kollegen in die Hände kriegen: eine «Strafe, die den Wagner-Traditionen entspricht». Im Jargon der als äusserst brutal bekannten Söldnergruppe dürfte damit die Hinrichtung gemeint sein.

In this handout image taken from a video released by Prigozhin Press Service on Friday, May 12, 2023, head of Wagner Group Yevgeny Prigozhin makes a video statement from an unknown location. In a vide ...
Jewgeni Prigoschin droht dem Überläufer mit dem Tod.Bild: keystone

Beim russischen Freiwilligenkorps hingegen heisst man Ismailow mit offenen Armen willkommen. Nach einer Überprüfung lasse man ihn gerne bei sich kämpfen, heisst es auf dem Telegramkanal der Einheit. (con)

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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Martin Baumgartner
13.06.2023 09:03registriert Juni 2022
Der Tag wird kommen, da wird Prigoschin selbst versuchen die Seite zu wechseln!
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45rpm
13.06.2023 07:54registriert August 2016
Möge er ein Vorbild für die restlichen Wagnersödner sein!
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Barth Simpson
13.06.2023 08:08registriert August 2020
Der junge Soldat dürfte nicht alleine sein, beachtet mal in die Gesichter seiner Bus-Mitfahrer. Sehr mutig von diesem jungen Mann!

Hoffentlich erstickt Prigoschin an seinem Wutschaum.
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