Russischer Milliardär Tinkow wütet über die «beschissene Armee» seines Landes
Den wohlhabenden russischen Geschäftsmann Oleg Tinkow kannte man bislang als exzentrischen und umstrittenen Boss des Radteams «Tinkoff», für das unter anderem der dreifache Weltmeister Peter Sagan die Flandern-Rundfahrt gewann. Sein Geld machte er mit Importen von Elektronikwaren und Tonträgern, der Herstellung von Fertiggerichten und später auch Restaurants.
Tinkow wandelte sich aber in den vergangenen Wochen zunehmend zum «Anti-Kriegs-Oligarch» – wobei man sagen muss, dass er persönlich die Bezeichnung «Oligarch» ablehnt: Er habe nie Beziehungen zu dem von Putin errichteten Regime gehabt, betonte er jüngst in einem Interview. Nicht alle sehen das so, weshalb er in Grossbritannien als Profiteur der russischen Regierung oder deren Unterstützter sanktioniert wurde.
Zumindest Letzteres darf bezweifelt werden: Der russische Milliardär hat seit Ende Februar 2022 regelmässig den russischen Invasionskrieg in der Ukraine kritisiert. Am Dienstag doppelte er nach und verurteilte den «verrückten Krieg»: 90 Prozent seiner Landsleute unterstützten den Kreml-Entscheid nicht, so Tinkow in einem Instagram-Post.
In seinem Beitrag schreibt er auch: «Ich sehe nicht einen einzigen Profiteur dieses verrückten Krieges! Unschuldige Menschen und Soldaten sterben.» Natürlich gebe es «Idioten», die das «Z»-Symbol irgendwo hinmalen würden – in jedem Land gebe es aber zehn Prozent «Idioten». Sein Fazit: «90 Prozent der Russen sind GEGEN diesen Krieg.»
Kremlbeamte sind schockiert, dass nicht nur sie, sondern auch ihre Kinder diesen Sommer nicht ans Mittelmeer fahren werden. Die Geschäftsleute versuchen zu retten, was von ihrem Eigentum übrig ist … Natürlich gibt es Idioten, die den Buchstaben Z hinmalen – aber in jedem Land gibt es zehn Prozent Idioten. 90 Prozent der Russen sind GEGEN diesen Krieg!
Lieber «kollektiver Westen», bitte geben Sie Herrn Putin einen klaren Ausweg, um sein Gesicht zu wahren und dieses Massaker zu beenden. Bitte seien Sie rationaler und menschlicher!
Tinkow, der grimmig auf dem Foto schaut, wütet im Post auch gegen das Militär: Die Generäle würden mit einem Kater aufwachen und feststellen, dass sie eine «beschissene Armee» hätten. Das sei aber angesichts der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Struktur Russlands nicht überraschend. Er fordert deshalb eine Reaktion des «Westens»: Dieser müsse Putin einen Ausweg bieten, mit dem das Massaker beendet werden und Putin sein Gesicht wahren könne.
Was er damit genau meint, war zunächst unklar. Es gab zudem keine Informationen darüber, ob sich Tinkow in Russland aufhält. (pit)