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Trump trifft Putin – warum das vor allem für Russland gut ist

Trump trifft Putin – warum das vor allem für Russland gut ist

In die bisher fast ergebnislose Friedensdiplomatie kommt wieder Bewegung. Experten schwant aber trotzdem nichts Gutes.
07.08.2025, 13:0307.08.2025, 14:23
Bojan Stula / ch media
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Ein Gipfeltreffen USA-Russland über einen Waffenstillstand oder sogar das Ende des Ukraine-Kriegs rückt näher. Nach der Ankündigung von US-Präsident Donald Trump am Mittwochabend Schweizer Zeit bestätigte Putins aussenpolitischer Berater Juri Uschakow am Donnerstagvormittag Russlands Teilnahme «in den kommenden Tagen».

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Wegweisende Friedensgespräche? Donald Trump bei seinem Medienauftritt am Mittwoch im Weissen Haus.Bild: keystone

Der Verhandlungsort sei bereits festgelegt worden, dieser würde wie andere Details zu einem späteren Zeitpunkt kommuniziert. Noch seien beide Seiten daran, die Einzelheiten für den Gipfel auszuarbeiten, sagte Uschakow weiter.

Keine weiteren Angaben machte der Kreml zu Trumps Ankündigung, nach dem persönlichen Treffen mit Putin würde ein Dreier-Gipfel mit Wolodymyr Selenskyj stattfinden. Trump sagte dies vor den Medien im Weissen Haus, nachdem er mit Selenskyj und anderen europäischen Staatschefs telefoniert hatte.

Selenskyj sprach am Donnerstagvormittag von zahlreichen Gesprächen und Kontakten hin zu echten Fortschritten im Friedensprozess. Weitere Gespräche würden im Verlauf des Donnerstags folgen, unter anderem mit dem deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz. Zum angekündigten Treffen mit Putin äusserte er sich im Kurznachrichtendienst X aber nur indirekt: Erste Bedingung dafür sei «Russlands Zusage zu einem Waffenstillstand» und «das Ende des Tötens».

Danach müsse ein Format für direkte Verhandlungen zwischen den Staatschefs gefunden werden. Nur ein solches Treffen könne zu einem dauerhaften Frieden führen, wie die Ukraine zuvor laut Selenskyj wiederholt betont hat.

Putin kann guten Willen zeigen, ohne Kompromisse einzugehen

Ist das jetzt der lange ersehnte Durchbruch in der bisher frustrierend ergebnislosen Friedensdiplomatie? US-Aussenminister Marco Rubio warnte selbst vor allzu grossen Hoffnungen.

«Wir haben noch einen langen Weg vor uns», sagte Rubio zum US-Sender Fox News. Durch den Besuch von US-Unterhändler Steve Witkoff am Mittwoch in Moskau habe man zwar «ein besseres Verständnis» davon erhalten, unter welchen Bedingungen Russland bereit wäre, den Krieg zu beenden. Dies müsse nun aber mit den «Erwartungen der Ukraine» und der europäischen Verbündeten abgeglichen werden.

Noch skeptischer äussert sich der deutsche Ukraine-Experte Nico Lange im «ZDF-Morgenmagazin». Er sieht in der Gipfel-Ankündigung vielmehr eine weitere erfolgreiche Verzögerungstaktik des Kremls: «Putin hat es geschafft, das Ultimatum, das ihm für einen Waffenstillstand gestellt worden ist, jetzt umzuwandeln, als wäre es ein Ultimatum gewesen für ein Treffen. Und Trump gibt sich offenbar damit zufrieden und sagt, ‹wir haben was erreicht›.»

Zwar komme es jetzt zu diesem Gipfeltreffen, «das Trump ja schon sehr lange wollte». Es sehe aber nicht danach aus, als ob Russland dazu bereit wäre, Kompromisse zu machen oder von früheren Forderungen abzurücken, die alle auf eine Kapitulation Kiews hinausliefen.

Putin könne deshalb Trump treffen und gleichzeitig weiter angreifen: «Man sollte also diese Gesprächsbereitschaft nicht mit Kompromissbereitschaft verwechseln», warnt Lange angesichts der fortdauerenden tödlichen Luftangriffe auf ukrainische Städte und der russischen Landoffensive in Richtung Pokrowsk.

Zuerst Trump überzeugen und dann zu zweit auf Selenskyj losgehen

Der schwedische Wirtschaftswissenschafter und Buchautor Anders Aslund zeigt sich von der jüngsten Entwicklung ebenso enttäuscht. Trump habe für den 8. August scharfe Sanktionen gegen «seinen geliebten Putin» angekündigt. Stattdessen sanktioniere er zuerst Indien und mache danach ein Treffen mit Putin ab.

«Warum nimmt überhaupt noch jemand Trumps Aussagen ernst?», fragt sich Aslund, während Politikprofessor Sam Green vom Kings College in London auf X darauf hinweist, dass die europäischen Partner vom Friedensprozess ausgeschlossen blieben. So könne Putin gegenüber der US-Regierung guten Willen zeigen, und Trump müsse seine Drohung von Sanktionen gegen Russland nicht wahr machen.

Der frühere schwedische Ministerpräsident und Aussenminister Carl Bildt antizipiert schon einmal Putins Verhandlungstaktik, wenn er sich zusammen mit Trump an einen Tisch setzt: «Sein Plan ist, Trump im direkten Treffen dazu zu bringen, seinen Kernforderungen zuzustimmen, und danach zu zweit Selenskyj zu konfrontieren.» (aargauerzeitung.ch)

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36 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chalbsbratwurst
07.08.2025 13:35registriert Juli 2020
Putin ist ein Grossmeister der Manipulation.
Trump ist nur ein narzistischer Idiot.

Putin wird Trump um den kleinen Finger wickeln und alle seine Forderungn als legitim darstellen.

Danach wird Trump wieder auf Selensky los gehen weil der, nach Trumps ansicht, seinen bereits eingfädelten "wunderbaren Deal" mit Russland ablehnen wird.

Und Putin wird sich ins Fäustchen lachen und die Ukraine weiter bombardieren wie bisher.

Ich hoffe für die Ukrainer das ich unrecht habe aber ich glaube einfach nicht mehr daran das Putin irgendwann nachgeben wird.
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AlfredoGermont
07.08.2025 14:04registriert März 2022
Und wieder ist Trump eingeknickt! Noch immer ist Ruzzland das einzige Land welches GAR KEINE Strafzölle zahlt, und einmal mehr hat putin ein Ultimatum verstreichen lassen. Anstatt dass Trump nun endlich Taten folgen lässt will er sogar ein Treffen mit putin organisieren um sich weiter für blöd verkaufen zu lassen.
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Antaios
07.08.2025 13:53registriert Mai 2022
Manchmal überkommt mich das Gefühl, dass das Zoll-, tariffs- Chaostheater auch mit dem Führungsoffizier in Moskau abgesprochen ist.
Der ' Westen' ist zusätzlich beschäftigt...
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