Auf russischer Seite kämpften bisher nur freiwillige Streitkräfte. Doch nun hat Wladimir Putin die Teilmobilmachung ausgerufen. 300’000 kampferprobte Reservisten sollen für den Krieg gegen die Ukraine fit gemacht werden. Ob sie wollen oder nicht. Einer, der offensichtlich nicht will, ist der Sohn des Kreml-Sprechers Dimitri Peskow.
Nikolai Peskow, 32, weigerte sich, bei einem Rekrutierungsbüro aufzukreuzen: «Ich werde das auf einer anderen Ebene klären», antwortete der Reservist dem vermeintlichen Beamten am Telefon selbstsicher. Beim Anrufer handelte es sich aber nicht wie angegeben um einen militärischen Kommissär, sondern um den Journalisten Dimitri Nizovtsev. Nizovtsev arbeitet für den You-Tube-Kanal «Populäre Politik» des Kreml-Kritikers Alexei Nawalny. Er will mit seinem Anruf das falsche Spiel der russischen Elite aufzeigen. Und das ist ihm gelungen.
«Mein Name ist Herr Peskow. Sie müssen begreifen, dass es nicht richtig ist, dass ich morgen bei euch erscheinen soll», erklärt Peskow Junior in demselben Telefonat mit Verweis auf den Namen seines berühmten Vaters. Er habe aber mit Sicherheit kein Problem, sein Land zu verteidigen. Die Frage ist nur, wie. Mit Ferrarifahren?
Nikolai Peskow ist der älteste Sohn des Kreml-Sprechers Dimitri Peskow und dessen Ex-Frau Anastasia Budyonny. Urgrossvater Semyon Budyonny war ein hochrangiger Militär im Russischen Bürgerkrieg, im Russisch-Polnischen Krieg und im Zweiten Weltkrieg. Er galt als naher Vertrauter von Josef Stalin.
Nikolai Peskow diente in früheren Jahren in den Atomstreitkräften, ist deshalb ein Reservist und theoretisch von der Teilmobilmachung betroffen. Seine Jugend verbrachte er mit seiner Mutter in England, wo er eine Privatschule besuchte und vor allem durch Alkoholmissbrauch und Diebstahl auf sich aufmerksam machte. In seinem Wohnort Milton Keynes verbrachte er unter anderem 15 Monate in einer Jugendstrafanstalt. Er hatte mit zwei anderen jungen Männern vor einem McDonalds einen Teenager verprügelt und ausgeraubt.
Es ist nicht das erste Mal, dass es die Kreml-Opposition auf Nikolai abgesehen hat. In einem längeren Blog-Eintrag wird der ausschweifende Lebensstil mit Ferraris, Privatflugzeugen und Yachten angeprangert. Nikolais Beruf, obwohl mutmasslich arbeitslos, sei klar, heisst es dort: Sein Beruf sei «Sohn eines korrupten Politikers».
(tog)
Der würde den Krieg direkt alleine gewinnen!