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Erneuter Angriff auf die Ukraine und Lob für Trump

Putin warnt Ukraine vor weiteren Angriffen und lobt Trump – die neusten Punkte zum Krieg

29.11.2024, 07:2529.11.2024, 07:47
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Angriffe in der Nacht

Russland hat die Ukraine in der Nacht erneut aus der Luft attackiert. Über Kiew war am Donnerstagabend kurz vor Mitternacht Flugabwehrfeuer zu hören, weil Kampfdrohnen die Hauptstadt bedrohten, wie Bürgermeister Vitali Klitschko mitteilte. Abstürzende Trümmer beschädigten demnach eine Poliklinik und umliegende Gebäude.

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Putin droht mit weiteren Raketenangriffen.Bild: keystone

Schwärme der unbemannten Flugobjekte wurden auch über den Gebieten Sumy, Tschernihiw, Poltawa und Kirowohrad geortet, wie die ukrainische Luftwaffe mitteilte. Vom Schwarzen Meer kommend, griffen weitere Drohnen die Küste bei Odessa an. Auch aus der Stadt Cherson im Süden wurden Explosionen gemeldet.

In der russischen Region Rostow wurden nach Angaben des Gouverneurs mindestens 30 ukrainische Drohnen abgewehrt, wie die russische Staatsagentur Tass berichtete. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen. Allerdings sei ein Grossbrand in einem Industriekomplex ausgebrochen, der von mehr als 100 Einsatzkräften bekämpft werde. Über dem russischen Gebiet Brjansk wurden nach Behördenangaben ebenfalls zwei ukrainische Drohnen abgeschossen.

Die Angriffe auf die Ukraine blieben diesmal zunächst schwächer als in der Nacht zuvor. Am Donnerstagmorgen hatte Russland mit etwa 90 Raketen sowie fast 100 Drohnen einen der schwersten Angriffe in mehr als 1000 Tagen Krieg geflogen. US-Präsident Joe Biden sprach von einem «ungeheuerlichen Angriff», der einmal mehr zeige, wie dringend die Ukrainer Hilfe bräuchten.

Die Attacke galt dem ohnehin beschädigten Energiesystem des angegriffenen Landes. Hunderttausende Haushalte waren zeitweise ohne Strom. Auch für Freitag haben die ukrainischen Energieversorger Stromabschaltungen angekündigt, um das System zu stabilisieren.

Putin droht mit weiteren Raketenangriffen

Russlands Präsident Wladimir Putin, der den Angriffskrieg auf die Ukraine befohlen hat, drohte mit neuen Einsätzen seiner neuen Mittelstreckenrakete gegen Ziele im Nachbarland, darunter auch Kiew. Derzeit wähle Moskau Ziele für weitere Schläge aus. «Das können Militärobjekte, Unternehmen der Rüstungswirtschaft oder Entscheidungszentren in Kiew sein», sagte Putin auf einer Sitzung des von Russland dominierten Militärbündnisses Organisation des Vertrags für kollektive Sicherheit (OVKS) in Kasachstans Hauptstadt Astana. Erstmals hatte Russland vergangene Woche die neue Rakete mit der Bezeichnung Oreschnik auf die ukrainische Grossstadt Dnipro abgefeuert.

Selenskyj: Putin sabotiert Trumps Bemühungen um Frieden

Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj bewertete Putins Raketen-Drohungen als Störfeuer gegen mögliche Friedensbemühungen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump. «Putin will die Situation jetzt eskalieren lassen, damit Präsident Trump scheitert, damit er den Krieg nicht beenden kann», sagte Selenskyj. «Putin ist der Einzige, der für diesen Krieg verantwortlich ist, und der Einzige, der an den Krieg glaubt.» Der Republikaner Trump hat angekündigt, er werde den Krieg schnell beenden können. Unklar ist, wie. Er zieht am 20. Januar 2025 zum zweiten Mal ins Weisse Haus ein.

06.09.2024, Rheinland-Pfalz, Ramstein-Miesenbach: Wolodymyr Selenskyj, Pr
Wolodymyr Selenskyj bewertete Putins Raketen-Drohungen als Störfeuer gegen mögliche Friedensbemühungen des künftigen US-Präsidenten Donald Trump.Bild: keystone

Das sagt Putin zu Trump

Viele Experten glauben, dass Putin nach vor dem Amtsantritt von Donald Trump in den USA wahrscheinlich nicht noch eine weitere Eskalation verzeichnen wird. Es wird eher vermutet, eine günstige Gelegenheit zu nutzen, um Trumps Gunst zu gewinnen. Putin lobte Trump am Donnerstag als «intelligent». Seine Bemerkungen sollten offenbar einen positiven Eindruck auf den designierten Präsidenten machen. Er sagte, er sei schockiert über den Mordanschlag auf Trump während des Wahlkampfs. Putin sagte in Bezug zu Trump: «Joe Bidens Entscheidung, den Einsatz von Langstreckenwaffen zuzulassen, könnte entweder ein Trick sein, um Trump zu helfen, indem man ihm ein zukünftiges Verhandlungsobjekt verschafft, oder ein Versuch, Trumps Beziehungen zu Russland zu erschweren. So oder so werde Trump die Lösung für den Ukraine-Krieg finden». Moskau sei gemäss Putin zum Dialog bereit.

FILE - President-elect Donald Trump speaks during a meeting with the House GOP conference, Nov. 13, 2024, in Washington. (Allison Robbert/Pool via AP, File)
Donald Trump: Putin lobte Trump am Donnerstag als «intelligent».Bild: keystone

Fragen zum Mobilisierungsalter in der Ukraine

Die Ukraine muss sich derweil mit Fragen von Verbündeten wegen ihrer Mobilisierungsstrategie auseinandersetzen. Das sagte der Sprecher des Aussenministeriums in Kiew, Heorhij Tychyj, und bestätigte damit Medienberichte aus den USA. Er bestritt aber, dass dies ein Streitpunkt mit den westlichen Partnern sei. Die Ukraine hat in diesem Jahr das Mobilisierungsalter von 27 auf 25 Jahre herabgesetzt, um mehr Soldaten für ihre Armee zu gewinnen.

Andere Armeen ziehen junge Männer mit der Volljährigkeit ein, also ab 18 Jahren. Diese Jahrgänge sind allerdings in der Ukraine zahlenmässig schwach. Tychyj sagte, die Rekrutierung sei weniger eine Frage des Alters. Dem Land fehle es an Ausrüstung und Waffen, um bereits mobilisierte Soldaten auszustatten. Selenskyj unterzeichnete unterdessen ein umstrittenes Gesetz, wonach ein einmaliges Desertieren von Soldaten bei einer freiwilligen Rückkehr in den Militärdienst straffrei bleibt.

Verteidigung macht fast zwei Drittel des ukrainischen Haushalts aus

Ebenfalls setzte der Präsident mit seiner Unterschrift den Haushalt der Ukraine für 2025 in Kraft. Er sieht Ausgaben von 3,6 Billionen Hrywnja (etwa 82 Milliarden Euro) vor. Knapp zwei Drittel davon, nämlich 2,23 Billionen Hrywnja, sind für Verteidigung und Rüstung vorgesehen. Als eigene Einnahmen erwartet die Ukraine 2,05 Billionen Hrywnja. Für Bürger und Unternehmen werden die Steuern schon ab November stark erhöht. Zur Deckung des Fehlbetrags ist das Land auf ausländische Finanzhilfe angewiesen. Ministerpräsident Denys Schmyhal sagte trotzdem, dass die Ukraine zuversichtlich in das neue Haushaltsjahr gehe.

Norwegen gibt mehr Geld

Die norwegischen Parlamentsparteien wollen die Ukraine im nächsten Jahr mit mindestens 35 Milliarden norwegischen Kronen unterstützen, wie die Regierung des russischen Nachbarlandes nach einem Treffen im Parlament in Oslo mitteilte. Umgerechnet sind das knapp drei Milliarden Euro. Knapp zwei Drittel davon sollen in die militärische Unterstützung fliessen, der Rest ist für humanitäre und zivile Unterstützung vorgesehen. Es handle sich um ein wichtiges Signal für die Ukraine, aber auch für diejenigen, die das Land angreifen, sagte Regierungschef Jonas Gahr Støre nach Angaben der Nachrichtenagentur NTB. (sda/dpa/kek)

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41 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ABWESEND
29.11.2024 08:30registriert September 2024
«Das können Militärobjekte, Unternehmen der Rüstungswirtschaft oder Entscheidungszentren in Kiew sein»,...

Also Wohnhäuser, Einkaufszentren und Schulen?
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So oder so
29.11.2024 10:18registriert Januar 2020
Putin Zerstört seit Anfang an seines Krieges die Zivile Infrastruktur, Verschleppt Tausende Kinder um sie Umzuerziehen und in denn Besetzten Gebieten Herrschen Terror von seinen Vögten.

Der Typ ist so was von Kaputt und seine Lovers hier im Westen die so was noch Verteidigen Ebenfalls.
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rodolofo
29.11.2024 09:19registriert Februar 2016
Putin ist schlau, und dass gerade sein Reich wirtschftlich und sozial am implodieren ist, scheint ihn nicht die Bohne zu interessieren und zu kümmern!
Wie ein Pokerspieler blufft er weiter und erhöht laufend den Einsatz. Mit einer auf Sumi abgefeuerten Oreschnik-Rakete legt er einen "unbesiegbaren Trumpf" offen und grinst vergnügt, derweil seine gewöhnlichen Soldaten mittlerweile in Autos, Lastwagen und Golfwagen und auf Motorrädern angreifen müssen und von Ukrainischen Drohnen massenweise gejagd und getötet werden.
Was geht nur im Hirn dieser Intelligensbestie vor???
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