Marmorböden, eine strahlend weisse Fassade, ein Pool auf dem Dach. Das ist die Wohnung der ukrainischen Präsidentengattin Olena Selenska im Luxus-Kurort Jalta auf der Krim. Oder besser: Das war die Wohnung der ukrainischen Präsidentengattin.
Denn Russlands Behörden haben Medienberichten zufolge die Wohnung versteigert. Bei einer Auktion habe die Immobilie für 44,3 Millionen Rubel (440'000 Franken) die Besitzerin gewechselt, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am Montag. Das Endgebot habe rund 200'000 Franken über dem Startpreis gelegen.
Selenska hatte die Immobilie auf der Krim 2013 gekauft – rund ein Jahr, bevor Russland die Schwarzmeer-Halbinsel völkerrechtswidrig annektierte. Damals verdiente sie ihr Geld als Fernsehproduzentin. Und ihr Gatte, der heutige ukrainische Präsident, Wolodymir Selenskyj, war noch als Schauspieler und Kabarettist unterwegs.
Selenskyjs Steuererklärung ist zu entnehmen, dass Selenska im Jahr 1,3 Millionen ukrainische Hrywnja (rund 160.000 US-Dollar zum damaligen Wechselkurs) für die Immobilie bezahlt haben soll, wie die ukrainische «Pravda» schreibt. Reuters deckte 2019 auf, dass es sich bei diesem Preis nicht einmal um die Hälfte des Marktpreises handelte, der eigentlich hätte für die Wohnung bezahlt werden sollen.
Vorbesitzer war der Wirtschaftsmagnat Oleksandr Buryak – ein ehemaliges Mitglied des ukrainischen Parlaments. Zusammen mit seinem Bruder war er von mindestens 2010 bis Mitte 2013 Mehrheitsaktionär des ukrainischen Kreditgebers Brokbiznesbank. Die ukrainische Zentralbank erklärte die Brokbiznesbank im Jahr 2014 für zahlungsunfähig.
Nachdem Reuters 2019 über den Wohnungsdeal berichtet hatte, erklärte das Wahlkampfbüro des damals frisch designierten ukrainischen Präsidenten, dass die Immobilie im Einklang mit dem Gesetz deklariert worden sei.
Laut Tass handelt es sich bei der Wohnung um ein Drei-Zimmer-Apartment auf etwa 120 Quadratmetern. Sie bietet einen Blick auf das Schwarze Meer und den Liwadija-Palast, die Sommerresidenz des letzten russischen Zaren, Nikolai II.
Insgesamt habe es nur zwei Bieter gegeben. Ergattert habe die Wohnung die Moskauerin Olga Lipowezkaja. Sie zeigt sich gegenüber russischen Medien unbeeindruckt von der Vorgeschichte ihres neuen Domizils: Sie habe die Wohnung lediglich wegen der guten Lage und des Klimas gekauft, sagte sie dem Nachrichtenportal Mash.
Die Enteignung im Jahr 2023 wurde durch eine Gesetzänderung und einen einstimmigen Beschluss des Krim-Parlaments ermöglicht, Immobilien, die «im Besitz von Bürgern feindseliger Länder» sind, zu verstaatlichen. Mehrere Hundert Wohnungen und Häuser sollen so in den Besitz der russischen Behörden gekommen sein, schreibt die ukrainische Pravda. Einige Medien äussern den Verdacht, dass zumindest ein Teil der Einnahmen aus dem Verkauf der Immobilien in den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine fliessen könnte.
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat in der Vergangenheit mehrfach angekündigt, im Zuge einer Gegenoffensive auch die Krim befreien zu wollen.
(yam, mit Material der sda)