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«Gute Lage und Klima» – Moskauerin ersteigert wohl Wohnung von Selenskyj

«Gute Lage und Klima» – Moskauerin ersteigert wohl Wohnung von Selenskyjs Frau

31.10.2023, 11:2931.10.2023, 15:30
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Marmorböden, eine strahlend weisse Fassade, ein Pool auf dem Dach. Das ist die Wohnung der ukrainischen Präsidentengattin Olena Selenska im Luxus-Kurort Jalta auf der Krim. Oder besser: Das war die Wohnung der ukrainischen Präsidentengattin.

Denn Russlands Behörden haben Medienberichten zufolge die Wohnung versteigert. Bei einer Auktion habe die Immobilie für 44,3 Millionen Rubel (440'000 Franken) die Besitzerin gewechselt, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am Montag. Das Endgebot habe rund 200'000 Franken über dem Startpreis gelegen.

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Olena Selenska auf Staatsbesuch in Dänemark.Bild: keystone

Der undurchsichtige Wohnungsdeal

Selenska hatte die Immobilie auf der Krim 2013 gekauft – rund ein Jahr, bevor Russland die Schwarzmeer-Halbinsel völkerrechtswidrig annektierte. Damals verdiente sie ihr Geld als Fernsehproduzentin. Und ihr Gatte, der heutige ukrainische Präsident, Wolodymir Selenskyj, war noch als Schauspieler und Kabarettist unterwegs.

Selenskyjs Steuererklärung ist zu entnehmen, dass Selenska im Jahr 1,3 Millionen ukrainische Hrywnja (rund 160.000 US-Dollar zum damaligen Wechselkurs) für die Immobilie bezahlt haben soll, wie die ukrainische «Pravda» schreibt. Reuters deckte 2019 auf, dass es sich bei diesem Preis nicht einmal um die Hälfte des Marktpreises handelte, der eigentlich hätte für die Wohnung bezahlt werden sollen.

Vorbesitzer war der Wirtschaftsmagnat Oleksandr Buryak – ein ehemaliges Mitglied des ukrainischen Parlaments. Zusammen mit seinem Bruder war er von mindestens 2010 bis Mitte 2013 Mehrheitsaktionär des ukrainischen Kreditgebers Brokbiznesbank. Die ukrainische Zentralbank erklärte die Brokbiznesbank im Jahr 2014 für zahlungsunfähig.

Nachdem Reuters 2019 über den Wohnungsdeal berichtet hatte, erklärte das Wahlkampfbüro des damals frisch designierten ukrainischen Präsidenten, dass die Immobilie im Einklang mit dem Gesetz deklariert worden sei.

«Gute Lage und Klima» überzeugten die Käuferin

Laut Tass handelt es sich bei der Wohnung um ein Drei-Zimmer-Apartment auf etwa 120 Quadratmetern. Sie bietet einen Blick auf das Schwarze Meer und den Liwadija-Palast, die Sommerresidenz des letzten russischen Zaren, Nikolai II.

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In diesem Gebäude in der Baturina-Strasse befindet sich die verstaatlichte Immobilie.Bild: www.imago-images.de
Russia: Zelensky s apartment in Crimea RUSSIA, REPUBLIC OF CRIMEA - OCTOBER 18, 2023: A view of a balcony of a nationalized apartment of Olena Zelenska, the wife of Ukrainian President Volodymyr Zelen ...
Blick auf das Schwarze Meer vom Balkon der versteigerten Wohnung aus.Bild: www.imago-images.de

Insgesamt habe es nur zwei Bieter gegeben. Ergattert habe die Wohnung die Moskauerin Olga Lipowezkaja. Sie zeigt sich gegenüber russischen Medien unbeeindruckt von der Vorgeschichte ihres neuen Domizils: Sie habe die Wohnung lediglich wegen der guten Lage und des Klimas gekauft, sagte sie dem Nachrichtenportal Mash.

Auf dem Dach des Hauses befindet sich ein Pool.
Auf dem Dach des Hauses befindet sich ein Pool.Bild: Screenshot X, @velerie_a

Fliesst der Erlös in die Kriegskasse?

Die Enteignung im Jahr 2023 wurde durch eine Gesetzänderung und einen einstimmigen Beschluss des Krim-Parlaments ermöglicht, Immobilien, die «im Besitz von Bürgern feindseliger Länder» sind, zu verstaatlichen. Mehrere Hundert Wohnungen und Häuser sollen so in den Besitz der russischen Behörden gekommen sein, schreibt die ukrainische Pravda. Einige Medien äussern den Verdacht, dass zumindest ein Teil der Einnahmen aus dem Verkauf der Immobilien in den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine fliessen könnte.

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat in der Vergangenheit mehrfach angekündigt, im Zuge einer Gegenoffensive auch die Krim befreien zu wollen.

(yam, mit Material der sda)

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10 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Nirantali
31.10.2023 12:20registriert Juli 2020
Da es nicht möglich ist, an gestohlenen Sachen Eigentum zu erlangen, wird die Freude über das Schnäppchen wohl nicht allzulange andauern.
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Chris_A
31.10.2023 14:34registriert Mai 2021
Russland ist eine Kleptokratie. Eine Ansammlung von Strauchdieben und Kriegsverbrecher mit mafiösen Strukturen.
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