International
Russland

Moskauer Siegespark Beutesammlung: Schweizer Militärfahrzeug gesichtet

Der Schweizer Sanitäts-Pinzgauer in der Beuteausstellung neben dem Poklonnaya-Hügel, Moskau, Russland, aber mit der Österreich-Fahne.
Der Schweizer Sanitäts-Pinzgauer in der Beuteausstellung neben dem Poklonnaya-Hügel, aber mit der Österreich-Fahne.bild: twitter

Moskau bereitet sich auf Tag des Sieges vor – mit einem Kriegsbeutestück aus der Schweiz

Mit einer besonderen Sammlung von in der Ukraine erbeuteten Fahrzeugen will der Kreml die eigene Bevölkerung auf den 9. Mai einstimmen. Die Ausstellung im Moskauer Siegespark steckt voller Überraschungen.
29.04.2024, 14:15
Bojan Stula / ch media
Mehr «International»

Experten staunen nicht schlecht: In der Beutesammlung im Moskauer Siegespark steht ein Schweizer Sanitäts-Pinzgauer. Zur Vorbereitung der Feiern am 9. Mai zum Tag des Sieges über Nazi-Deutschland hat das russische Militär diesmal eine Ausstellung von in der Ukraine erbeuteten Militärfahrzeugen auf dem Programm.

Stars der Präsentation neben dem Poklonnaya-Hügel im Moskauer Siegespark sind ein deutscher Leopard-2-Panzer, ein deutscher Marder-Schützenpanzer und ein US-amerikanischer Bradley. Die Russen haben aus dem Panzermuseum in Kubinka sogar eigens einen Marder-II-Panzerjäger aus dem Zweiten Weltkrieg herangekarrt, um durch die Gegenüberstellung mit dem Namensvetter die historische Kontinuität der deutschen Aggression gegen ihr Vaterland zu beweisen.

Der von der Ukraine erbeutete Marder-1A3-Schützenpanzer (links) und der Leopard 2A6 haben in der Moskauer Siegesausstellung extra bundesdeutsche Fahnen aufgemalt erhalten
Der von der Ukraine erbeutete Marder-1A3-Schützenpanzer (links) und der Leopard 2A6 haben in der Moskauer Siegesausstellung extra bundesdeutsche Fahnen aufgemalt erhalten.Bild: Sergei Ilnitsky/EPA

Etwas dahinter in der weit grösseren Ansammlung der unspektakuläreren Radfahrzeuge steht aber gut erkennbar der Pinzgauer vom Typ M 712 T 6x6. Von dieser Spezialanfertigung dienten 660 Exemplare zwischen 1972 und 2008 in der Schweizer Armee, ehe sie vom schwereren Duro abgelöst wurden. Manch ein Rekrut und Soldat aus dieser Zeit dürfte den «Sani-Pinz» aus eigener Anschauung von innen kennengelernt haben, wenn er damit als supponierter Verwundeter oder echter Notfall ins Spital gefahren wurde.

Um dem Moskauer Publikum das Ausmass der westlichen Verschwörung gegen Russland zu demonstrieren, hat jedes Fahrzeug die Fahne des vermeintlichen Ursprungslandes aufgemalt erhalten. Dabei nehmen es die Veranstalter aber nicht sonderlich genau: Der niederländische Schützenpanzer YPR-765 trägt die US-Flagge; wohl deshalb, weil die holländische Konstruktion auf dem amerikanischen M113 basiert.

Und den Sani-Pinz ziert - sehr zum Missfallen unserer östlichen Nachbarn - die Fahne Österreichs; wohl deshalb, weil der österreichische Fahrzeugbauer Steyr-Puch das Originalfahrzeug entwarf.

Das österreichische Boulevardportal «Oe24» schreibt vom «enormen Wirbel», den diese Sichtung jetzt auslöse. Ein österreichischer Militärexperte fordert in den sozialen Netzwerken - wohl eher scherzhaft - die russische Botschaft in Wien dazu auf, genauer hinzuschauen.

Fest steht, dass sich über die Herkunft des Fahrzeugs noch nichts Genaues sagen lässt. Zwar haben seit dem russischen Überfall mehrere Privatpersonen aus der Schweiz der Ukraine Fahrzeuge gespendet, so auch CH-Media-Kriegsreporter Kurt Pelda, doch von einem ausgemusterten Sani-Pinz war bisher nirgends die Rede. Der Oldtimer ist unter Militaria-Fans beliebt, zuletzt wurde vor einem Monat auf der Ersteigerungsplattform Ricardo ein solcher für den Startpreis von 23'000 Franken angeboten.

Interkontinental-Raketenträger in der Siegesparade am 9. Mai

Neben der Beutesammlung im Siegespark wird in Moskau auch bereits eifrig für die traditionelle Militärparade vom 9. Mai geprobt. Die letztjährige Ausgabe wurde international als eine Blamage für Kreml-Herrscher Wladimir Putin gewertet, weil ein einziger T-34/85-Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg die überschaubare Kolonne der Militärfahrzeuge anführte.

Dieser steht auch heuer bereit, sogar in doppelter Ausführung. Ein besonderes Augenmerk im Umzug dürfte heuer aber auf den grossen Transportern mit Interkontinental-Atomraketen liegen. Aus Sicht Moskaus wohl ein klarer Fingerzeig in Richtung Westen und Drohung angesichts der jetzt wieder fliessenden Ukraine-Hilfe der USA. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
2 Jahre Ukraine-Krieg in 34 Bildern
1 / 37
2 Jahre Ukraine-Krieg in 34 Bildern
Von ihrem Nachbarn überfallen, kämpft die Ukraine ums Überleben. In dieser Bildstrecke schauen wir auf die Ereignisse seit der Invasion Russlands zurück ...
quelle: keystone / bo amstrup
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Russland prahlt mit «Frankenstein-Panzer» – die Ukraine zerstört ihn sofort
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
103 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Maverich
29.04.2024 14:41registriert August 2021
Am grössten wird der Bereich mit Kühlschränken, Kochherden und WCs sein.
27213
Melden
Zum Kommentar
avatar
Butzdi
29.04.2024 14:51registriert April 2016
Die Russen haben offensichtlich auch von den Taliban Fahrzeuge abgekauft, welche von der UN oder Militär in Afghanistan zurückgelassen wurden. Ziel war und ist, diese Fahrzeuge für Kriegs-Propaganda einzusetzen und das ist genau was hier passiert.
17815
Melden
Zum Kommentar
avatar
Martin Baumgartner
29.04.2024 14:51registriert Juni 2022
Keine gute Idee Vladi! So sehen deine Leute mit was für Material die Ukraine vom Westen versorgt wird, während die eigenen Truppen Golfwägelchen aus China bekommen.

Schade das es keine Ausstellung von russischem Beutepanzern in Kiew geben kann. Nach einem Treffer sprengen diese sich in Stücke.
12713
Melden
Zum Kommentar
103
Nonbinärität: Wie gelingt es, Menschen wie Nemo richtig zu bezeichnen?
Im Schwedischen, aber auch im Französischen gibt es sie: neu geschaffene Pronomen für nonbinäre Menschen. Tiziana Jäggi forscht zu inklusiver Sprache und weiss, was es braucht, damit sich diese durchsetzt.

Wer am Wochenende über Nemo sprach, tat sich oft schwer damit, Nemo nicht einem Geschlecht zuzuordnen. Es fehlen die Pronomen. Für Ihre Forschung sprachen Sie mit zahlreichen nonbinären Menschen. Wie erleben sie dieses sprachliche Hindernis?
Tiziana Jäggi: Die meisten nonbinären Personen verwenden keine Pronomen - so wie Nemo. Die deutsche Sprache richtet sich stark an den beiden Kategorien Männern und Frauen aus. Anders als etwa im Englischen oder Schwedischen kennt das Deutsche kein geschlechtsneutrales Pronomen.

Zur Story