Experten staunen nicht schlecht: In der Beutesammlung im Moskauer Siegespark steht ein Schweizer Sanitäts-Pinzgauer. Zur Vorbereitung der Feiern am 9. Mai zum Tag des Sieges über Nazi-Deutschland hat das russische Militär diesmal eine Ausstellung von in der Ukraine erbeuteten Militärfahrzeugen auf dem Programm.
Stars der Präsentation neben dem Poklonnaya-Hügel im Moskauer Siegespark sind ein deutscher Leopard-2-Panzer, ein deutscher Marder-Schützenpanzer und ein US-amerikanischer Bradley. Die Russen haben aus dem Panzermuseum in Kubinka sogar eigens einen Marder-II-Panzerjäger aus dem Zweiten Weltkrieg herangekarrt, um durch die Gegenüberstellung mit dem Namensvetter die historische Kontinuität der deutschen Aggression gegen ihr Vaterland zu beweisen.
Etwas dahinter in der weit grösseren Ansammlung der unspektakuläreren Radfahrzeuge steht aber gut erkennbar der Pinzgauer vom Typ M 712 T 6x6. Von dieser Spezialanfertigung dienten 660 Exemplare zwischen 1972 und 2008 in der Schweizer Armee, ehe sie vom schwereren Duro abgelöst wurden. Manch ein Rekrut und Soldat aus dieser Zeit dürfte den «Sani-Pinz» aus eigener Anschauung von innen kennengelernt haben, wenn er damit als supponierter Verwundeter oder echter Notfall ins Spital gefahren wurde.
Um dem Moskauer Publikum das Ausmass der westlichen Verschwörung gegen Russland zu demonstrieren, hat jedes Fahrzeug die Fahne des vermeintlichen Ursprungslandes aufgemalt erhalten. Dabei nehmen es die Veranstalter aber nicht sonderlich genau: Der niederländische Schützenpanzer YPR-765 trägt die US-Flagge; wohl deshalb, weil die holländische Konstruktion auf dem amerikanischen M113 basiert.
Und den Sani-Pinz ziert - sehr zum Missfallen unserer östlichen Nachbarn - die Fahne Österreichs; wohl deshalb, weil der österreichische Fahrzeugbauer Steyr-Puch das Originalfahrzeug entwarf.
Das österreichische Boulevardportal «Oe24» schreibt vom «enormen Wirbel», den diese Sichtung jetzt auslöse. Ein österreichischer Militärexperte fordert in den sozialen Netzwerken - wohl eher scherzhaft - die russische Botschaft in Wien dazu auf, genauer hinzuschauen.
Fest steht, dass sich über die Herkunft des Fahrzeugs noch nichts Genaues sagen lässt. Zwar haben seit dem russischen Überfall mehrere Privatpersonen aus der Schweiz der Ukraine Fahrzeuge gespendet, so auch CH-Media-Kriegsreporter Kurt Pelda, doch von einem ausgemusterten Sani-Pinz war bisher nirgends die Rede. Der Oldtimer ist unter Militaria-Fans beliebt, zuletzt wurde vor einem Monat auf der Ersteigerungsplattform Ricardo ein solcher für den Startpreis von 23'000 Franken angeboten.
Hier nochmal beide Fahrzeuge.
— Martin Rosenkranz🇦🇹🇪🇺🇺🇳🇺🇦🇮🇱 (@MartinRosenkra3) April 28, 2024
🇦🇹 Scheiben im Koffer, Panel am Koffer vorne, quadratische Luke im Koffer fahrerseitig, Koffer hat erkennbaren Rahmen
🇨🇭 Türe fahrerseitig im Koffer, Verschnürung der Plane hinter der Fahrertüre. pic.twitter.com/1fO5Q1uEh6
Neben der Beutesammlung im Siegespark wird in Moskau auch bereits eifrig für die traditionelle Militärparade vom 9. Mai geprobt. Die letztjährige Ausgabe wurde international als eine Blamage für Kreml-Herrscher Wladimir Putin gewertet, weil ein einziger T-34/85-Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg die überschaubare Kolonne der Militärfahrzeuge anführte.
Dieser steht auch heuer bereit, sogar in doppelter Ausführung. Ein besonderes Augenmerk im Umzug dürfte heuer aber auf den grossen Transportern mit Interkontinental-Atomraketen liegen. Aus Sicht Moskaus wohl ein klarer Fingerzeig in Richtung Westen und Drohung angesichts der jetzt wieder fliessenden Ukraine-Hilfe der USA. (aargauerzeitung.ch)
Schade das es keine Ausstellung von russischem Beutepanzern in Kiew geben kann. Nach einem Treffer sprengen diese sich in Stücke.