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Russland liefert «vereinfachte» Lada-Modelle aus – ohne Airbags, GPS, ABS

Russland liefert «vereinfachte» Lada-Modelle aus – ohne Airbags, GPS und ABS

10.06.2022, 10:0010.06.2022, 14:35
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Nach mehrmonatiger Pause hat der russische Automobilbauer Avtovaz die Lada-Produktion eingeschränkt wieder aufgenommen – und die Auslieferung neuer Fahrzeuge angekündigt.

«Am 8. Juni 2022 hat die Avtovaz AG wieder mit der Auslieferung von Fahrzeugen begonnen – die ersten Lada Granta Classic 2022 sind vom Fliessband gelaufen», schrieb das Unternehmen in einer Pressemitteilung am Mittwoch. Das Sortiment sei wegen der Sanktionen allerdings beschränkt.

Beschränkt ist auch die Ausstattung der neu produzierten Fahrzeuge. Aufgrund von Russlands Invasion in die Ukraine wurde das Land mit diversen Sanktionen belegt, welche sich unter anderem in Komponenten-Mangel niederschlugen.

Das Fliessband des Automobilwerks in Toljatti konnte seit dem 5. März nur sehr sporadisch in Betrieb genommen werden. Nun soll die Produktion wiederaufgenommen worden sein. Vorerst allerdings nur im Rahmen einer Vier-Tage-Woche.

Das Automobilwerk Wolschski awtomobilny sawod in Toljatti ist das grösste seiner Art in ganz Osteuropa. Hier im Jahr 2017.
Das Automobilwerk Wolschski awtomobilny sawod in Toljatti ist das grösste seiner Art in ganz Osteuropa. Hier im Jahr 2017.shutterstock

Während die Wiederaufnahme der Produktion – wenn auch in reduziertem Pensum – gefeiert wird, beschönigt die Firma den Komponenten-Mangel. So etwa schrieben sie in ihrer Pressemitteilung, dass sie einige äusserst wichtige importierte Komponenten durch alternative Lösungen zu ersetzen versuchten. Dadurch würden spezielle Versionen einiger Lada-Modelle vorbereitet, die weniger von importierten Komponenten betroffen sein werden. In anderen Worten: Es handelt sich um vereinfachte Ausstattungsvarianten.

Fehlen tut beim Lada Granta Classic 2022 so einiges:

  • ABS: Das Antiblockiersystem. Ein Sicherheitssystem, welches das Blockieren der Räder bei einer Bremsung verhindern soll.
  • ESP: Das elektronische Stabilitätsprogramm (auch als ESC – Electronic Stability Control bekannt) ist ein Fahrassistenzsystem, welches dem Ausbrechen des Wagens entgegenwirken soll.
  • GPS
  • Gurtstraffer. Eigentlich das Herzstück des Sicherheitsgurts, welches im Falle eines Aufpralls dafür sorgt, dass der Gurt eng am Körper bleibt.
  • Airbags.
  • Nicht den Vorgaben der Emissionsbeschränkungen des 21. Jahrhunderts entsprechend.
  • «Era Glonass»: Ein elektronisches Notrufsystem.

Damit solche Autos überhaupt produziert werden durften, musste die russische Regierung am 12. Mai eine neue Regierungsverordnung einführen.

Statt einer Vereinfachung der Herstellungsanforderungen handelt sich dabei jedoch viel mehr um die Zuwendung zu Normen, die vor Jahrzehnten gültig waren.

Avtovaz gehörte bis vor kurzem zur Gruppe des französischen Automobilkonzerns Renault, wurde aber nun wieder von Russland verstaatlicht.

Die wegen des Kriegs verhängten Sanktionen haben praktisch alle in Russland tätigen Autofabriken lahmgelegt. Viele westliche Autobauer erwägen die vollständige Stilllegung der Produktion in Russland. Der Verkauf von Neuwagen ist seit dem Kriegsbeginn massiv eingebrochen. So wurden im Mai gut 80 Prozent weniger Neuwagen verkauft als im Vorjahresmonat. (saw)

Mit Material der Nachrichtenagentur sda.

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145 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Knut Knallmann
10.06.2022 10:43registriert Oktober 2015
Wenn ich etwas aus den ganzen russischen Dashcamvideos gelernt habe, dann das Airbags und gute Bremsen überlebensnotwendig sind auf den dortigen Strassen.
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stormcloud
10.06.2022 10:28registriert Juni 2021
Sondermodell "Spec Ops", auf Wunsch mit einem schwarzen Z auf der Motorhaube....

Lustig ist das nicht 😔
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Liebu
10.06.2022 10:43registriert Oktober 2020
Das nennt sich dann Retro Lada Edition 1970.

Russlands Rückentwicklung hat also nun begonnen.
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