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Putin setzt auf Donald Trump: Politisch läuft es gut für Russland

epa11482039 Russian President Vladimir Putin during his meeting with Tver Region Governor Igor Rudenya in Tver region, Russian, Russia, 16 July 2024. EPA/EVGENY BIYATOV / SPUTNIK / KREMLIN POOL
Der russische Präsident setzt auf einen Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl.Bild: keystone

Putin setzt die Segel

In der Ukraine tobt seit knapp 29 Monaten ein blutiger Abnutzungskrieg. Derzeit kann weder die ukrainische noch die russische Armee entscheidende Vorteile erringen. Politisch könnte es für Wladimir Putin jedoch kaum besser laufen.
17.07.2024, 23:04
Patrick Diekmann / t-online
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t-online

Auf den ersten Blick gibt es aktuell vergleichsweise wenig Bewegung im Ukraine-Krieg. Die Frontlinien erscheinen relativ stabil, weder den russischen Invasoren noch der ukrainischen Armee gelingen Durchbrüche oder grosse Geländegewinne. Doch der Schein trügt: In dem blutigen Abnutzungskrieg geht es längst nicht mehr darum, möglichst viel Land zu erobern. Sowohl die Ukraine als auch Russland versuchen der jeweils anderen Seite möglichst hohe Verluste an Material und Soldaten zuzufügen. Dabei ist egal, wo gekämpft wird. Mit dieser Strategie möchte Moskau die Ukraine mittelfristig erdrücken.

Aber beide Seiten zeigen momentan ähnliche Abnutzungserscheinungen und die ukrainische Armee hält stand, vor allem seit im Frühjahr wieder kontinuierlicher Nachschub an Waffen und Munition aus dem Westen kommt. Im Norden im Raum Charkiw konnte die Ukraine die russischen Truppen zurückdrängen, im Südosten im Raum Donezk eroberte wiederum Russland einige Ortschaften. Werden kleine Städte und Dörfer von einer der beiden Parteien eingenommen, sind sie oft nur noch Trümmerwüsten. Es ist ein Kampf um jeden Kilometer, ein ständiges Hin und Her.

Trotz eigener hoher Verluste und ausbleibender militärischer Erfolge hat Kremlchef Wladimir Putin momentan politischen Rückenwind, der ihn in seinem Kriegskurs bestärken wird. Denn eines ist klar: Putin liebt es, wenn westliche Regierungen ihre Ukraine-Strategie hinterfragen. Das gilt besonders für die USA, die mit der Wiederwahl von Donald Trump im November dem Kreml in die Karten spielen könnten.

Vorbereitungen auf einen langen Krieg

Der aktuelle Kriegsverlauf verdeutlicht, dass selbst mittelfristig nicht mit dem Zusammenbruch einer der beiden Armeen zu rechnen ist. Deswegen stellt Putin derzeit verstärkt die Weichen für einen langen Krieg. Die Rüstungsproduktion wurde angepasst, er hat sich die politische Rückendeckung Chinas gesichert und darüber hinaus erhält Russland Waffen und Munition aus Nordkorea.

In this photo provided by the Ukrainian Presidential Press Office on Wednesday, July 17, 2024, Ukrainian prisoners of war wrapped in national flags pose for a photo after a prisoners exchange at an un ...
Ukrainische Kriegsgefangene nach ihrer Freilassung.Bild: keystone

Momentan deutet auch nichts darauf hin, dass Putin zu Verhandlungen bereit ist. Auf einen Vorstoss des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der für eine Teilnahme Russlands an einer nächsten Friedenskonferenz warb, regierte Kremlsprecher Dmitri Peskow zurückhaltend. Dahinter steckt Putins Kalkül: Warum sollte er verhandeln, wenn er am Ende gewinnen kann?

Das hängt weniger mit der militärischen Situation zusammen als mit Entwicklungen im Westen. Einerseits ist ein Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl im November durch die Aussetzer von US-Präsident Joe Biden beim TV-Duell und durch das Attentat auf Donald Trump wahrscheinlicher geworden. Andererseits hat die Wahl in Frankreich dazu geführt, dass eine der europäischen Führungsmächte in den kommenden Monaten innenpolitisch mit sich selbst beschäftigt sein wird.

Russland setzt auf Trump

All das hilft Putin. Auch wenn es Russland öffentlich bestreitet, liegt vor allem eine Wahl Trumps im Interesse des Kremls. Denn der Republikaner sieht die Ukraine als europäisches Problem und er könnte versuchen, die Ukraine in einen für sie schlechten Frieden zu zwingen. Ohne US-Hilfen fiele es der ukrainischen Armee schwer, weiterzukämpfen. Auch Trumps designierter Vizepräsident James David Vance steht für diesen Kurs.

Dieser sagte kurz nach Kriegsausbruch:

«Ersparen Sie mir die gespielte Zuneigung für die Ukraine, ein korruptes, von Oligarchen geführtes Land, das einer funktionierenden Demokratie im Jahr 2022 so nahe ist wie Afghanistan.»

Er ergänzte: «Es ist mir egal, was mit der Ukraine passiert.»

Republican vice presidential candidate Sen. JD Vance, R-Ohio, speaks during a fundraiser at Discovery World Science and Technology Museum, Wednesday, July 17, 2024, in Milwaukee. (AP Photo/Carolyn Kas ...
Ist nicht als Unterstützer der Ukraine bekannt: James David Vance.Bild: keystone

Derartige Aussagen hört die russische Führung sicherlich gerne. In der Summe sind das Gründe, warum sich Putin zurücklehnt, und die US-Wahl im November abwartet. Es ist eine Wette auf Trump und die Chance, die sich dem Kreml durch seine Wahl eröffnen könnte. Militärisch wird Russland deswegen bis dahin versuchen, den Druck auf die Ukraine aufrechtzuerhalten. Auch wenn es für Putin immer wieder Rückschläge gibt.

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86 Kommentare
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Alnothur
18.07.2024 01:13registriert April 2014
Die Ukraine mag korrupt sein, ja. Und wohl auch in vielen anderen Aspekten verglichen mit uns "rückständig". Aber sie unternimmt Anstrengungen, eine bessere Gesellschaft und ein besseres Land zu werden, und ist demokratisch. Und sie verteidigt gerade militärisch den Westen.
Russland hingegen... In Russland bessert sich gar nichts, im Gegenteil. Eine Kleptokratie, ein Mafiastaat, ein Kriegstreiber.
Man merkt ja gut, wem viele Republikaner auch ideologisch näher stehen...
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Bächli
17.07.2024 23:57registriert März 2020
Wenn Vence grossspurig die ukrainische Demokratie niedermacht, dann sollte er mal ganz selbstkritisch auf das eigene Land USA schauen. Was dort abgeht, ist eine Scheindemokratie mit einem Zweiparteiensystem, wie es sogar die Ukraine nicht kennt, welche in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht hat.
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Dr. Atomi
18.07.2024 02:01registriert Juli 2024
Man hat die Ukraine weithin unterschätzt, besonders die Russen. Vor Kriegsbeginn versicherten die Russen, sie würden die Ukraine nicht angreifen. Doch insgeheim planten sie, das Land zu überrollen und die gesamte Führung durch Marionetten zu ersetzen. Heute scheitern die russischen Pläne kläglich, und Russland sieht sich gezwungen, die Steuern für seine Bürger zu erhöhen, um den Krieg finanzieren zu können.
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