Auf den ersten Blick gibt es aktuell vergleichsweise wenig Bewegung im Ukraine-Krieg. Die Frontlinien erscheinen relativ stabil, weder den russischen Invasoren noch der ukrainischen Armee gelingen Durchbrüche oder grosse Geländegewinne. Doch der Schein trügt: In dem blutigen Abnutzungskrieg geht es längst nicht mehr darum, möglichst viel Land zu erobern. Sowohl die Ukraine als auch Russland versuchen der jeweils anderen Seite möglichst hohe Verluste an Material und Soldaten zuzufügen. Dabei ist egal, wo gekämpft wird. Mit dieser Strategie möchte Moskau die Ukraine mittelfristig erdrücken.
Aber beide Seiten zeigen momentan ähnliche Abnutzungserscheinungen und die ukrainische Armee hält stand, vor allem seit im Frühjahr wieder kontinuierlicher Nachschub an Waffen und Munition aus dem Westen kommt. Im Norden im Raum Charkiw konnte die Ukraine die russischen Truppen zurückdrängen, im Südosten im Raum Donezk eroberte wiederum Russland einige Ortschaften. Werden kleine Städte und Dörfer von einer der beiden Parteien eingenommen, sind sie oft nur noch Trümmerwüsten. Es ist ein Kampf um jeden Kilometer, ein ständiges Hin und Her.
Trotz eigener hoher Verluste und ausbleibender militärischer Erfolge hat Kremlchef Wladimir Putin momentan politischen Rückenwind, der ihn in seinem Kriegskurs bestärken wird. Denn eines ist klar: Putin liebt es, wenn westliche Regierungen ihre Ukraine-Strategie hinterfragen. Das gilt besonders für die USA, die mit der Wiederwahl von Donald Trump im November dem Kreml in die Karten spielen könnten.
Der aktuelle Kriegsverlauf verdeutlicht, dass selbst mittelfristig nicht mit dem Zusammenbruch einer der beiden Armeen zu rechnen ist. Deswegen stellt Putin derzeit verstärkt die Weichen für einen langen Krieg. Die Rüstungsproduktion wurde angepasst, er hat sich die politische Rückendeckung Chinas gesichert und darüber hinaus erhält Russland Waffen und Munition aus Nordkorea.
Momentan deutet auch nichts darauf hin, dass Putin zu Verhandlungen bereit ist. Auf einen Vorstoss des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der für eine Teilnahme Russlands an einer nächsten Friedenskonferenz warb, regierte Kremlsprecher Dmitri Peskow zurückhaltend. Dahinter steckt Putins Kalkül: Warum sollte er verhandeln, wenn er am Ende gewinnen kann?
Das hängt weniger mit der militärischen Situation zusammen als mit Entwicklungen im Westen. Einerseits ist ein Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl im November durch die Aussetzer von US-Präsident Joe Biden beim TV-Duell und durch das Attentat auf Donald Trump wahrscheinlicher geworden. Andererseits hat die Wahl in Frankreich dazu geführt, dass eine der europäischen Führungsmächte in den kommenden Monaten innenpolitisch mit sich selbst beschäftigt sein wird.
All das hilft Putin. Auch wenn es Russland öffentlich bestreitet, liegt vor allem eine Wahl Trumps im Interesse des Kremls. Denn der Republikaner sieht die Ukraine als europäisches Problem und er könnte versuchen, die Ukraine in einen für sie schlechten Frieden zu zwingen. Ohne US-Hilfen fiele es der ukrainischen Armee schwer, weiterzukämpfen. Auch Trumps designierter Vizepräsident James David Vance steht für diesen Kurs.
Dieser sagte kurz nach Kriegsausbruch:
Er ergänzte: «Es ist mir egal, was mit der Ukraine passiert.»
Derartige Aussagen hört die russische Führung sicherlich gerne. In der Summe sind das Gründe, warum sich Putin zurücklehnt, und die US-Wahl im November abwartet. Es ist eine Wette auf Trump und die Chance, die sich dem Kreml durch seine Wahl eröffnen könnte. Militärisch wird Russland deswegen bis dahin versuchen, den Druck auf die Ukraine aufrechtzuerhalten. Auch wenn es für Putin immer wieder Rückschläge gibt.
Russland hingegen... In Russland bessert sich gar nichts, im Gegenteil. Eine Kleptokratie, ein Mafiastaat, ein Kriegstreiber.
Man merkt ja gut, wem viele Republikaner auch ideologisch näher stehen...