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Europas grösster Hafen rüstet sich für möglichen Krieg mit Russland

Europas grösster Hafen rüstet sich für möglichen Krieg mit Russland

Die Nato stimmt sich voll auf einen möglichen Krieg mit Russland ein. Mehr Ausgaben für Verteidigung sind bereits beschlossen und auch zivile Infrastruktur wird allmählich angepasst. Jetzt auch der Rotterdamer Hafen.
09.07.2025, 15:5509.07.2025, 16:37
Tim Kröplin / watson.de
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Nicht unbedingt einhellig, dafür mehrheitlich stimmen sich die Nato-Staaten auf einen möglichen Krieg mit Russland ein. Rüstungsausgaben steigen, Generalsekretär Mark Rutte zieht warnend durch die Weltgeschichte, zivile Infrastruktur wird allmählich mit militärischer verflochten.

Unklar ist zwar, ob es überhaupt zur Auseinandersetzung mit Putins Regime kommt, doch alle stehen auf Kriegsvorbereitung. Das zeigt sich nun auch in den Niederlanden, genauer: am Rotterdamer Hafen, dem grössten Europas.

Militärische Fracht bekommt Sonderplatz

Dieser hat begonnen, Platz für Nato-Schiffe mit militärischer Fracht zu reservieren und Logistikrouten für Waffenlieferungen zu planen, wie aus einem Bericht der Financial Times hervorgeht.

Zwar hat Rotterdam bereits zuvor Waffenlieferungen abgewickelt, einen Liegeplatz speziell für militärische Zwecke gab es aber noch nicht. Ein Teil des Containerterminals wird vollständig umfunktioniert, damit militärische Ausrüstung zwischen anliegenden Schiffen sicher getauscht werden kann. Koordiniert wird die Militär-Logistik mit dem Hafen von Antwerpen im benachbarten Belgien.

Rotterdam Hafen
Der Rotterdamer Hafen bereitet sich auf einen möglichen Krieg mit Russland vor. (Symbolbild)Bild: Shutterstock

«Wir sehen uns immer weniger als Konkurrenten», sagte Boudewijn Siemons, Geschäftsführer der Hafenbehörde Rotterdam. Müssen grosse Mengen an Militärgütern verschifft werden, «würden wir uns darum kümmern, dass Antwerpen oder andere Häfen einen Teil der Kapazität übernehmen und umgekehrt».

Nicht alle Terminals seien für militärische Fracht ausgerüstet, was es schwer mache, Sendungen militärischer Fracht aus den USA, Grossbritannien und Kanada logistisch zu koordinieren. Der Umbau beruht auf dem Vorhaben der EU-Länder, sich von den USA in der Verteidigungspolitik unabhängiger zu machen.

Ohne die USA lagen die Verteidigungsausgaben der Nato-Staaten bei 429 Milliarden US-Dollar, und damit um ein Vielfaches höher als Russlands. Dort waren es 148,97 Milliarden US-Dollar, heisst es vom Friedensforschungsinstitut SIPRI. Auch wenn die USA noch deutlich mehr für Verteidigung ausgeben, mehr als 800 Milliarden US-Dollar, sind die Nato-Staaten ohne US-Unterstützung nicht völlig ungerüstet.

Nato erhöht Verteidigungsausgaben

Dennoch warnt Rutte davor, dass Russland seine militärischen Fähigkeiten auch unabhängig des Ukraine-Kriegs schnell wieder aufbauen könnte. Eine direkte Bedrohung für das Nato-Gebiet. Die Regierungen sollen entsprechend entschlossen handeln. Hinsichtlich einer realen Kriegswahrscheinlichkeit bleibt er allerdings nur im spekulativen Raum.

Trotzdem: Die NATO-Staaten haben die Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent beschlossen. Eine Bekenntnis zur Beistandsverpflichtung gab es ebenfalls. Die Bänder der Rüstungsunternehmen laufen entsprechend auf Hochtouren.

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86 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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stronghelga
09.07.2025 16:11registriert März 2021
Gut, wird die Gefahr, welche von Russland ausgeht, endlich ernst genommen.
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Raki
09.07.2025 16:46registriert Januar 2024
Zeit, dass Putin und den Russen klargemacht wird, dass sie nicht und nichts in einer militärischen Konfrontation gewinnen können. Viel zu lange wurde rumgeeiert. Hätte man vor 10 Jahren den Russen während der Krim-Besetzung klare Kante gezeigt, wäre der Krieg in der Ukraine eventuell nicht einmal ausgebrochen. Nur Schwäche hat Putin zu seinem Verhalten, seinen Aggressionen und seinen Taten ermutigt, nichts anderes. Zumindest hätte man der Ukraine aus gefüllten Arsenalen die Ausrüstung liefern können um die russ. Armee noch stärker auszubluten zu lassen.
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EinBisschenSenfDazu
09.07.2025 16:27registriert September 2022
"Der Umbau beruht auf dem Vorhaben der EU-Länder, sich von den USA in der Verteidigungspolitik unabhängiger zu machen."
Mann kann darüber streiten, ob die Ausgaben sinnvoll sind oder nicht, aber die Förderung der Unabhängigkeit von Externen macht auf jeden Fall Sinn. Es braucht nur einen tollwütigen Clown als Präsidenten der USA, und schon könnte man vom einen Tag auf den anderen mit heruntergelassenen Hosen dastehen...
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