Andrei Medwedew, wie ihn die nordnorwegische Internetpublikation The Barents Observer nennt, hat eine haarsträubende Geschichte zu erzählen. Er ist Mitglied der paramilitärischen Kampfgruppe Wagner, kämpft in der Ukraine und desertiert schliesslich. Auf seiner spektakulären Flucht überquert er den Pasvik, den im Winter zugefrorenen Fluss, der knapp 200 Kilometer lang die Grenze zwischen Russland und Norwegen bildet, auf Höhe der Bergbaustadt Nikel.
Laut eigenen Angaben war Medwedew während seiner Flucht vom russischen Geheimdienst FSB verfolgt worden – er habe gar Kugeln ausweichen müssen, wie die NZZ berichtet. Einmal in Norwegen angelangt, wurde er zunächst von Privaten aufgenommen und anschliessend von der örtlichen Polizei mitgenommen. Daraufhin flog man ihn, wie das bei Asylsuchenden in Norwegen üblich ist, nach Oslo. Das norwegische Aussenministerium hat bestätigt, dass Medwedew einen Antrag auf Asyl gestellt hat.
Über die genaue Funktion Medwedews bei der Söldnertruppe ist nicht viel bekannt, ausser, dass er eine Kaderfunktion auf niedriger Stufe innegehabt hat. Wie norwegische Medien berichten, sei er bereit, über die Wagner-Paramilitärs unter dem mysteriösen «Koch» Jewgeni Prigoschin auszusagen. Es ist gut möglich, dass er von Kriegsverbrechen wissen könnte.
Medwedew war vergangenes Jahr von der Wagner-Gruppe desertiert und danach mehrere Monate lang in Russland untergetaucht, wie sein norwegischer Rechtsvertreter mitteilte. In Norwegen ist er mittlerweile des illegalen Grenzübertritts bezichtigt worden – vorläufig. Die norwegische Justiz sowie die Nachrichtendienste haben sich nicht zum Fall geäussert. (cpf)