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Die Ziele stecken laut Geheimdienstler hinter Russlands Truppenaufmarsch

Diese Ziele stecken laut Geheimdienstler hinter Russlands Truppenaufmarsch

10.12.2021, 06:5310.12.2021, 09:01
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Nach Einschätzung westlicher Geheimdienste will Russland mit den Truppenbewegungen in Richtung der Ukraine vor allem Zugeständnisse der Nato in umstrittenen politischen und militärischen Fragen erzwingen. Es sehe so aus, als wenn Russland rechtlich verbindliche Zusicherungen wolle, dass die Ukraine niemals Nato-Mitglied werde, sagte ein ranghoher Nachrichtendienstvertreter kurz vor einem Aussenministertreffen der G7-Staaten in Liverpool.

Russian President Vladimir Putin attends a cabinet meeting via videoconference at the Novo-Ogaryovo residence outside Moscow, Russia, Wednesday, Nov. 10, 2021. (Mikhail Metzel, Sputnik, Kremlin Pool P ...
Was will Wladimir Putin? Bild: keystone

Zudem wolle Russland, dass die Allianz von einer dauerhaften Stationierung von Truppen und Ausrüstung in der Ukraine absehe, jede militärische Unterstützung des Landes einstelle und keine Übungen mehr in der Nähe zu Russland durchführe.

«Russland versucht darzustellen, dass es bedroht wird und dass es auf westliches Verhalten reagiert (...)», sagte der Spitzenbeamte. Dabei reagiere das Land nur auf die Probleme, die es selbst schaffe. «Es ist der Brandstifter, der versucht, die Rolle des Feuerwehrmanns zu spielen», kommentierte er.

Als möglichen Grund für den aktuellen Kurs der Regierung in Moskau nannte der Geheimdienstvertreter die Angst davor, dass die Entwicklungen in der Ukraine unerwünschte Begehrlichkeiten in der russischen Bevölkerung wecken könnten. Die Bedrohung sei, dass die Ukraine ein Vorbild sei und sich zu einem noch demokratischeren Staat mit freien Wahlen, einer diversifizierten Wirtschaft und der Einhaltung westlicher Prinzipien und Werte entwickeln könnte. Dies könne gefährlicher sein als die Macht von Militärapparaten, sagte er.

100'000 Soldaten stehen an der Grenze

Hintergrund der Äusserungen sind Erkenntnisse der Nato, wonach Russland an der Grenze zur Ukraine derzeit zwischen 75'000 und 100'000 Soldaten zusammengezogen hat. Die Entwicklungen wecken Erinnerungen an 2014. Damals hatte sich Russland nach dem Umsturz in der Ukraine die Halbinsel Krim einverleibt und mit der noch immer andauernden Unterstützung von Separatisten in der Ostukraine begonnen.

Zur Frage, ob Russland in die Ukraine einmarschieren könnte, wenn die Drohkulisse nicht die gewünschten Ergebnisse bringt, sagte der Geheimdienstler, dass vermutlich deutlich mehr Truppen benötigt würden als die, die derzeit vor Ort sind. Zugleich betonte er, dass Russland die Fähigkeiten habe, die zusätzlichen Truppen schnell zu mobilisieren. Aus seiner Sicht sei es nun wichtig, vorsichtig zu agieren, und sich darauf vorzubereiten, dass es theoretisch Ende Januar, Anfang Februar zu einem grossangelegten Militäreinsatz kommen könne. Man könne sich nicht den Luxus leisten, vom bestmöglichen Szenario auszugehen, warnte er.

Gespräche in Dublin

Die Aussenminister der G7-Staaten Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Japan, Kanada und USA treffen sich von diesem Freitag an in Liverpool. Es wird erwartet, dass es bei den Gesprächen unter anderen um die Frage geht, wie die Abschreckung gegenüber Russland noch weiter verstärkt werden kann. Für Deutschland wird die neue Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zu den Gesprächen erwartet.

Dass der Westen im Konflikt mit Russland grosse Zugeständnisse macht, galt bis zuletzt als sehr unwahrscheinlich. So betont Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg immer wieder, dass es nicht an Russland sei zu bestimmen, wer Nato-Mitglied werde und wer nicht. (sda/dpa)

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94 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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LURCH
10.12.2021 09:08registriert November 2019
Den besten Witz den Putin gestern noch gebracht hat, dass die russischstämmige Bevölkerung in der Ostukraine unter zunehmender Russenfeindlichkeit leide und dass dies der Beginn eines Völkermordes sei.
Dies die verquere Ansicht eines der grössten Mörder der letzten Jahrzehnte der langsam in die Demenz abgleitet.
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Alice36
10.12.2021 07:41registriert Juni 2017
Putin führt schon jahrelang eine Destabilisierungskampagne gegen die EU und andere Länder, die vor allem mit den Mitteln der Fake News und der Beeinflussung durch das Internet. Diese Staaten wehren sich dann mit Sanktionen die sein Zarenreich empfindlich treffen. Daher rührt wohl auch seine permanente Angst er werde von der NATO bedroht. Anstatt endlich für Ordnung im eigenen Land zu sorgen und seinem ganzen Volk ein würdiges, freies Leben und ein genügendes Einkommen zu verschaffen, verschanzt er sich in seiner Paranoia und versucht die Pfründe seiner Kumpel und sich selber zu verteidigen.
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felixJongleur
10.12.2021 09:58registriert Dezember 2014
"Geheim"dienst wird in den Medien zitiert. Ok.
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