International
Saudi-Arabien

Saudi-Arabien übernimmt Vorsitz in UN-Kommission zur Frauenförderung

«Tragisch» – Saudi-Arabien übernimmt Vorsitz in UN-Kommission zur Frauenförderung

Saudi-Arabien hat künftig den Vorsitz in der UN-Kommission zur Förderung von Frauen. Nicht alle freuen sich darüber.
28.03.2024, 11:5128.03.2024, 11:51
Mehr «International»

Die 45 Mitgliedsländer der «Kommission der Vereinten Nationen zur Rechtsstellung der Frau» (CSW) bestimmten den saudischen Botschafter Abdulasis Alwasil am Mittwoch in New York per Akklamation zum Vorsitzenden der nächsten Sitzungsperiode. Das Mandat dauert ein Jahr.

abdulaziz alwasil
Abdulasis Alwasil an einem UN-Meeting.Bild: twitter

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International zeigte sich am Donnerstag schockiert. Saudi-Arabien ist eine absolute Monarchie, in der das Königshaus mit einer ultrakonservativen Islam-Auslegung herrscht. Es steht im Bericht der Stiftung Weltwirtschaftsforum (WEF) 2023 über die Gleichstellung der Geschlechter auf Platz 132 von 146 Ländern.

«Für uns ist dies ein Schock, wenn auch keine Überraschung», sagte Natalie Wenger, bei Amnesty Schweiz unter anderem für Saudi-Arabien zuständig. Saudi-Arabien betreibe mit viel Geld eine Imagekampagne, um sich als modernes Land zu präsentieren.

«Das sind aber Gesten, die keine Substanz haben.»

Die Frauenrechte würden dort ständig verletzt. Amnesty hat in einem Bericht gerade den Fall einer Mutter zweier Kinder erwähnt, die während ihrer Doktorarbeit auf der Plattform X für Frauenrechte eingetreten war und deshalb zu 27 Jahren Haft verurteilt wurde. Länder, die solche Vorsitze in UN-Kommissionen einnehmen, müssten Vorbildcharakter haben, sagte Wenger.

«Deshalb seien wir diesen Vorsitz als tragisch an.»

Bei der Sitzung der Kommission hatte der derzeitige Vorsitzende aus den Philippinen den saudischen Botschafter als einzigen Kandidaten vorgestellt. «Darf ich davon ausgehen, dass die Kommission seine Exzellenz Abdulaziz Alwasil aus Saudi-Arabien per Akklamation zum Vorsitzenden der Kommission auf ihrer 69. Sitzung wählen möchte?», fragte er die 45 Mitgliedsländer. «Ich höre keine Einwände. Also ist es so beschlossen.» Der Beschluss wurde mit kurzem Beifall bedacht.

Es kam auch aus der Gruppe «Westeuropa und andere Staaten» kein Widerspruch. Die Gruppe ist dort zurzeit mit Österreich, Israel, Liechtenstein, den Niederlanden, Portugal, Spanien, der Schweiz und der Türkei vertreten. (saw/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
123 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Neunauge
28.03.2024 12:48registriert November 2014
Im Anschluss daran vergeben wir den Vorsitz der Alkoholprävention nach Russland und die Aufsicht über die Geldwäschereibehörden auf die Kaimaninseln.
2075
Melden
Zum Kommentar
avatar
Matte Lonkel
28.03.2024 12:25registriert Februar 2024
Ansage einer Stewardess: "Wir landen gleich in Riad. Bitte stellen Sie ihre Uhren um drei Stunden und 400 Jahre zurück"
Trifft nicht nur auf Saudi Arabien zu sondern den ganzen Nahen Osten, mit Ausnahme Israels.
20429
Melden
Zum Kommentar
avatar
13curls
28.03.2024 12:54registriert Dezember 2019
Als ich die Schlagzeile gelesen habe musste ich echt kurz lachen ob der Absurdität... Noch eine Frage: wie viele Frauen sitzen denn eigentlich in der Kommission? 🤔
1637
Melden
Zum Kommentar
123
    «Journalisten müssen Nationalisten sein»: Wie Indiens Medien den Konflikt anheizen
    Rechtspopulistische Medien in Indien befeuern den Konflikt mit Pakistan, unabhängige Publikationen verlieren seit Narendra Modis Wahl zum Premierminister 2014 immer mehr an Bedeutung. Es droht die Eskalation.

    Der Konflikt zwischen Indien und Pakistan hat am Dienstagabend eine neue Eskalationsstufe erreicht, das indische Militär griff verschiedene Ziele in Pakistan an, die Sorge vor einer noch grösseren Auseinandersetzung steigt.

    Zur Story