International
Saudi-Arabien

Todesurteil gekippt: Saudi-Arabien lässt Dichter Fajad leben

Acht Jahre Gefängnis statt Tod: Saudi-Arabien kippt das Urteil gegen den Dichter Aschraf Fajad

03.02.2016, 03:1903.02.2016, 07:52
Mehr «International»

Ein Gericht in Saudi-Arabien hat ein Todesurteil gegen einen palästinensischen Dichter gekippt. Das Urteil gegen Aschraf Fajad wegen «Abwendung vom Glauben» ist am Dienstag laut dessen Anwalt in eine achtjährige Haftstrafe umgewandelt worden.

Der Lyriker wurde allerdings auch zu 800 Peitschenhieben verurteilt und muss in staatlichen Medien einen formellen Widerruf veröffentlichen, wie Anwalt Rahman al-Lahim mitteilte.

Fajad war im Jahr 2014 zunächst zu vier Jahren Gefängnis und 800 Peitschenhieben verurteilt worden. Im November 2015 hatte ein Berufungsgericht dann die Todesstrafe verhängt.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch waren dem Dichter blasphemische Äusserungen bei einer Diskussionsveranstaltung in einem Café sowie in einem vor zehn Jahren erschienenen Gedichtband vorgeworfen worden.

Saudi-Arabien gehört nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen zu den Ländern mit den meisten Hinrichtungen weltweit. Allein 2015 wurden nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP 153 Todesurteile vollstreckt. Im Vorjahr waren es noch 84 Exekutionen gewesen. Die meisten Todeskandidaten werden öffentlich enthauptet.

Verurteilung wegen Twitter-Botschaften

Ein Gericht in Saudi-Arabien hat derweil einen Mann zu zehn Jahren Haft verurteilt, weil er über Twitter zur Befreiung von wegen Terrorvorwürfen inhaftierten Gefangenen aufgerufen haben soll. Der Angeklagte soll zudem an einer Demonstration vor dem Haus eines Gefangenen teilgenommen und dabei dessen Freilassung gefordert haben, wie die saudiarabische Zeitung «Okas» am Dienstag berichtete.

Der Mann habe mehrere Twitter-Konten benutzt, um zu Demonstrationen aufzurufen, begründete das auf Terrorismusverfahren spezialisierte Gericht dem Bericht zufolge seinen Urteilsspruch. Im Zuge des Chaos, das aus den Demonstrationen entstanden sei, habe der Angeklagte dann die Gefangenen befreien wollen.

Haft für Flaggenbesitzer

Das selbe Gericht hatte der Zeitung zufolge in einem anderen Fall einen Mann zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er eine Fahne der schiitischen Hisbollah-Miliz aus dem Libanon besessen hatte. Er wurde als «Unterstützer der Hisbollah» verurteilt, deren Mitglieder in Saudi-Arabien auf einer schwarzen Liste stehen.

Saudi-Arabien sieht sich zunehmend als Ziel von Anschlägen von Dschihadisten. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verübte bereits mehrere Anschläge auf die schiitische Minderheit und Sicherheitskräfte des erzkonservativen Königreichs. Twitter ist in Saudi-Arabien ein weit verbreitetes Kommunikationsmittel. (kad/sda/afp)

Saudi Arabiens Waffengeschäfte 2014

1 / 14
Saudi Arabiens Waffengeschäfte 2014
Nach der Auspeitschung des Bloggers Raif Bawawi im Jahr 2014 ist in Kanada Streit über den zuvor abgeschlossenen Verkauf solcher Schützenpanzer entbrannt – und jetzt ... (Bild: WikiCommons/111 Emergency)
Auf Facebook teilenAuf X teilen
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Nicht mehr ortbar: Ukraine will Drohnen mit kilometerlangem Glasfaserkabel steuern
Die Ukraine steuert bald Drohnen mit kilometerlangen Kabeln. Das Land will auch unabhängiger von chinesischen Komponenten werden.

Der Krieg in der Ukraine wird zu einem grossen Teil mit Drohnen geführt. Sie dienen der Aufklärung, können in Schwarmangriffen die Luftabwehr überfordern oder als Kamikaze-Drohne Panzer zerstören. Gleichzeitig werden elektronische Geräte, sogenannte Jammer, eingesetzt, um die Steuerung der Fluggeräte zu stören. Jetzt geht das ukrainische Militär einen neuen Weg, um die Geräte sicherer zu steuern.

Zur Story