Ein Gericht in Saudi-Arabien hat ein Todesurteil gegen einen palästinensischen Dichter gekippt. Das Urteil gegen Aschraf Fajad wegen «Abwendung vom Glauben» ist am Dienstag laut dessen Anwalt in eine achtjährige Haftstrafe umgewandelt worden.
Der Lyriker wurde allerdings auch zu 800 Peitschenhieben verurteilt und muss in staatlichen Medien einen formellen Widerruf veröffentlichen, wie Anwalt Rahman al-Lahim mitteilte.
Fajad war im Jahr 2014 zunächst zu vier Jahren Gefängnis und 800 Peitschenhieben verurteilt worden. Im November 2015 hatte ein Berufungsgericht dann die Todesstrafe verhängt.
Reports that Palestinian poet Ashraf Fayadh's death sentence has been overturned in #SaudiArabia https://t.co/qemVEm527M #freeAshraf
— Amnesty UK (@AmnestyUK) 2. Februar 2016
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch waren dem Dichter blasphemische Äusserungen bei einer Diskussionsveranstaltung in einem Café sowie in einem vor zehn Jahren erschienenen Gedichtband vorgeworfen worden.
Saudi-Arabien gehört nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen zu den Ländern mit den meisten Hinrichtungen weltweit. Allein 2015 wurden nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP 153 Todesurteile vollstreckt. Im Vorjahr waren es noch 84 Exekutionen gewesen. Die meisten Todeskandidaten werden öffentlich enthauptet.
Ein Gericht in Saudi-Arabien hat derweil einen Mann zu zehn Jahren Haft verurteilt, weil er über Twitter zur Befreiung von wegen Terrorvorwürfen inhaftierten Gefangenen aufgerufen haben soll. Der Angeklagte soll zudem an einer Demonstration vor dem Haus eines Gefangenen teilgenommen und dabei dessen Freilassung gefordert haben, wie die saudiarabische Zeitung «Okas» am Dienstag berichtete.
Der Mann habe mehrere Twitter-Konten benutzt, um zu Demonstrationen aufzurufen, begründete das auf Terrorismusverfahren spezialisierte Gericht dem Bericht zufolge seinen Urteilsspruch. Im Zuge des Chaos, das aus den Demonstrationen entstanden sei, habe der Angeklagte dann die Gefangenen befreien wollen.
Das selbe Gericht hatte der Zeitung zufolge in einem anderen Fall einen Mann zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er eine Fahne der schiitischen Hisbollah-Miliz aus dem Libanon besessen hatte. Er wurde als «Unterstützer der Hisbollah» verurteilt, deren Mitglieder in Saudi-Arabien auf einer schwarzen Liste stehen.
Saudi-Arabien sieht sich zunehmend als Ziel von Anschlägen von Dschihadisten. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verübte bereits mehrere Anschläge auf die schiitische Minderheit und Sicherheitskräfte des erzkonservativen Königreichs. Twitter ist in Saudi-Arabien ein weit verbreitetes Kommunikationsmittel. (kad/sda/afp)