Schweiz
Kommentar

Brot: Was nichts kostet, ist auch nichts wert

Was nichts kostet, ist auch nichts wert

Der Preiskampf im Lebensmittelregal sorgt dafür, dass Essen bedenkenlos im Abfall landet.
19.10.2025, 04:4519.10.2025, 04:45
Pascal Michel / ch media

Ein Pfünderli für 99 Rappen? Damit kann ich nur schon aus familiären Gründen nichts anfangen. Als Kind habe ich in der Backstube meines Grossvaters gesehen, wie er in aufwendiger Handarbeit hochwertiges Holzofenbrot herstellte. Meine Mutter, eine gelernte Konditorin, schwört bis heute auf die alten Rezepte.

Nun kann sich jeder selbst ausdenken, welches Qualitätsversprechen ein heutiges Billig-Brot einlösen kann. Und ob er im Regal zugreifen möchte. Klar ist: Ein solcher Tiefstpreis sendet ein bedenkliches Signal aus. Es entsteht der Eindruck, dass Grundnahrungsmittel praktisch gratis sind.

brot
Aldi preschte kürzlich mit einem Halbweiss-Brot für 99 Rappen vor.Bild: chmedia

Das ist problematisch, weil der Verkaufspreis immer den Wert einer Sache spiegeln sollte. Ganz nach dem Motto:

«Was nichts kostet, ist auch nichts wert».

Beim Brot bedeutet dies, dass Konsumenten dazu verleitet werden, das hart gewordene Pfünderli bedenkenlos wegzuwerfen – es hat ja kaum etwas gekostet.

Die Preisspirale nach unten behindert deshalb auch den Kampf gegen Foodwaste. Gerade diese Woche gab der Bund bekannt, dass er sein gestecktes Ziel, die Verschwendung einzudämmen, klar verfehlt hat. Das wird sich kaum bessern, solange sich die Detailhändler bei Brot, Fleisch oder Schoggi ständig weiter unterbieten.

In der Pflicht steht auch die Kundschaft. Die Schweizer Bevölkerung gibt durchschnittlich gerade mal 7 Prozent ihres Haushaltsbudgets für Lebensmittel aus. Das ist im internationalen Vergleich sehr wenig. Insbesondere die kaufkräftigen Konsumenten sollten sich fragen, ob sie mit mehr Grosszügigkeit nicht etwas gegen die negativen Auswirkungen des «Brotkriegs» tun könnten. Darüber würden sich das lokale Gewerbe, die Bauern, aber auch die Umwelt freuen. (aargauerzeitung.ch)

Mehr Detailhandel:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Wir haben die neuen Sugus getestet
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
210 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
pages
19.10.2025 06:38registriert August 2025
Nun ist ja nicht so, dass alle Brote jetzt so billig sind. Bei Aldi zum Beispiel, gibt es ein dunkles Vollkorn-Kastenbrot, das mir sehr gut schmeckt. Kostet auch irgendwas um die 4 Franken. Alleinerziehende, Leute mit 3 oder mehr Kinder ohne hochbezahlten Job, sind vielleicht ganz froh um das Angebot.

Nicht alle können sich das Holzofenbrot vom Hipsterladen für 8 Franken leisten. Wir sollten alle etwas vom hohen moralischen Pferd runterkommen.
34544
Melden
Zum Kommentar
avatar
_Momo_
19.10.2025 06:39registriert August 2025
«Was nichts kostet, ist auch nichts wert»

Das ist sicher korrekt, nur ist leider heute auch vieles im teuren Segment nichts mehr wert, da zahlst du einfach den Namen …
26810
Melden
Zum Kommentar
avatar
FarisA
19.10.2025 08:07registriert Oktober 2025
Auch was teuer ist, ist heute meistens nichts mehr wert, sondern Profitoptimiert zulasten der Qualität.

Meine 15 Jahre alte Patagonia Jacke ist deutlich besser verarbeitet als die Neuen.

Mein alter Burberry Mantel besteht zu 100% aus Cashmere. Ein Neuer kostet mehr und besteht gerade mal noch aus 80% Cashmere, der Rest ist Plastik.

Das 20 Jahre alte Rolf Benz Sofa ist satt und stramm. Mein Lesesessel musste schon nach 5 Jahren aufgepolstert werden.

Was früher Massivholz war im Pfister ist heute Pressholz.

Das lässt sich leider beliebig fortsetzen.
2385
Melden
Zum Kommentar
210
Zuerst gibt es in der Schweiz Schnee bis auf 600 Meter – nächste Woche dann 16 Grad
Der Freitag hat vielerorts nass gestartet. Zwar gibt es über das Wochenende auch trockene Abschnitte, doch die Sonne bleibt hinter den Wolken verborgen. Sie zeigt sich dafür nächste Woche wieder, wenn es auch deutlich wärmer wird.
Auf der Alpennordseite sorgte feuchte Luft für einen nassen Start in den Freitag. Über 600 bis 900 Metern fällt auch etwas Schnee – wenn auch nur wenig. Bei der Messstation Titlisboden im Kanton Obwalden waren es beispielsweise drei Zentimeter, auf dem Weissfluhjoch in Graubünden sieben Zentimeter.
Zur Story