Was nichts kostet, ist auch nichts wert
Ein Pfünderli für 99 Rappen? Damit kann ich nur schon aus familiären Gründen nichts anfangen. Als Kind habe ich in der Backstube meines Grossvaters gesehen, wie er in aufwendiger Handarbeit hochwertiges Holzofenbrot herstellte. Meine Mutter, eine gelernte Konditorin, schwört bis heute auf die alten Rezepte.
Nun kann sich jeder selbst ausdenken, welches Qualitätsversprechen ein heutiges Billig-Brot einlösen kann. Und ob er im Regal zugreifen möchte. Klar ist: Ein solcher Tiefstpreis sendet ein bedenkliches Signal aus. Es entsteht der Eindruck, dass Grundnahrungsmittel praktisch gratis sind.
Das ist problematisch, weil der Verkaufspreis immer den Wert einer Sache spiegeln sollte. Ganz nach dem Motto:
Beim Brot bedeutet dies, dass Konsumenten dazu verleitet werden, das hart gewordene Pfünderli bedenkenlos wegzuwerfen – es hat ja kaum etwas gekostet.
Die Preisspirale nach unten behindert deshalb auch den Kampf gegen Foodwaste. Gerade diese Woche gab der Bund bekannt, dass er sein gestecktes Ziel, die Verschwendung einzudämmen, klar verfehlt hat. Das wird sich kaum bessern, solange sich die Detailhändler bei Brot, Fleisch oder Schoggi ständig weiter unterbieten.
In der Pflicht steht auch die Kundschaft. Die Schweizer Bevölkerung gibt durchschnittlich gerade mal 7 Prozent ihres Haushaltsbudgets für Lebensmittel aus. Das ist im internationalen Vergleich sehr wenig. Insbesondere die kaufkräftigen Konsumenten sollten sich fragen, ob sie mit mehr Grosszügigkeit nicht etwas gegen die negativen Auswirkungen des «Brotkriegs» tun könnten. Darüber würden sich das lokale Gewerbe, die Bauern, aber auch die Umwelt freuen. (aargauerzeitung.ch)