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Schule: Neue Studie zeigt, wie schnell Mädchen im Rechnen zurückfallen

First graders captured during class as they learn numbers and calulating at Feld school in Suhr, Switzerland, on September 25, 2014. (KEYSTONE/Christian Beutler)

Erstklaessler lernen Zahlen und Rechn ...
Kaum in der Schule fallen Mädchen im Rechnen gegenüber den Jungen deutlich zurück.Bild: KEYSTONE

Mathe-Gender-Gap: Neue Studie zeigt, wie schnell Mädchen im Rechnen zurückfallen

Im Vorschulalter haben Mädchen und Jungen einen vergleichbaren Flair für Zahlen und Logik. In der Schule fallen die Mädchen beim Rechnen aber schon nach wenigen Monaten zurück. Eine Studie aus Frankreich zeigt nun, woran das liegen könnte.
20.06.2025, 11:0520.06.2025, 16:41
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Jungs und Mädchen sind zum Schulstart in Mathematik ähnlich gut – doch schon bald danach unterscheiden sich ihre Leistungen. Bereits nach vier Monaten schneiden die Buben gemäss einer aktuellen Studie, die Mitte Juni in der Fachzeitschrift «Nature» publiziert wurde, in Mathe deutlich besser ab als die Mädchen. Ein Jahr nach dem Schulstart hat sich dieser Unterschied sogar vervierfacht, wie ein Team um Pauline Martinot von der Université Paris Cité ermittelt hat.

Die Entwicklung des Mathe-Gender-Gaps:

Bild
bild: nature
  1. Zu Beginn der 1. Klasse
    Jungen und Mädchen im Durchschnitt ähnlich; mehr Jungen in den tiefen und hohen Perzentilen
  2. Nach vier Monaten in der 1. Klasse
    Die Jungen ziehen davon; mehr Jungen in den hohen Perzentilen, mehr Mädchen in den tiefen Perzentilen
  3. Zu Beginn der 2. Klasse
    Der Gender-Gap wird immer ausgeprägter​

Ihr Team analysierte Daten von rund 2,7 Millionen Kindern in Frankreich, die von 2018 bis 2021 mit der Schule starteten und zwischen 5 und 7 Jahre alt waren. Die Gründe, warum sich in einer solch kurzen Zeit ein derart ausgeprägter «Gender-Gap» entwickelt, sind bisher nicht vollständig klar. Die Forschenden vermuten, dass die Ursachen im Schulsystem liegen.

Jungen werden bevorzugt

Stereotype Erwartungen von Lehrpersonen und Eltern, eine Lernkultur, in der Tempo und Leistung im Vordergrund stehen – und Mathe-Angst, die laut Untersuchungen tatsächlich häufiger bei Mädchen auftritt. «Gerade in den ersten Monaten, wenn alles neu und stressig ist, können diese Faktoren wie unter einem Brennglas wirken», sagt Neurowissenschaftlerin Martinot.

Dass Jungen aus biologischen Gründen besser in Mathe sind als Mädchen, schliessen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus. «Wir haben keine Hinweise gefunden, dass familiäre oder soziale Hintergründe dahinterstecken», so Martinot. Die Studie zeige vielmehr, dass Jungen im förmlichen Umfeld der schulischen Mathe-Bildung durch Lehrerinnen und Lehrer bevorzugt werden – möglicherweise aufgrund der stereotypen Vorurteile, die noch immer in den Köpfen der Lehrkräfte existieren.

A first grader captured during class as she solves arithemitc problems at Feld school in Suhr, Switzerland, on September 25, 2014. (KEYSTONE/Christian Beutler)

Ein Erstklaesslerin loest Rechenaufgabe ...
Die Mathematik-Angst ist bei Mädchen ausgeprägter als bei Jungen.Bild: KEYSTONE

Doch wie kann die Entstehung des Gender-Gaps künftig verhindert werden? «Die Verbesserung der Lehrerausbildung dürfte zweifellos einer der wirksamsten Hebel sein», schreiben die Forschenden. Dabei sollen den Lehrkräften ihre Vorurteile abtrainiert und eine genderneutrale Mathebildung beigebracht werden.

Beispielsweise sollten Lehrerinnen und Lehrer vermehrt darauf achten, Mädchen und Jungen gleichermassen und wertfrei zur Teilnahme am Mathematik-Unterricht zu ermutigen und ihnen mehr Zeit zur Problemlösung lassen, schlagen sie vor. Ausserdem fordern Martinot und ihr Team, dass pädagogische Massnahmen schon viel früher ansetzen müssten – bereits im Kindergarten, bevor sich bei den Mädchen die ersten Stereotype und Ängste verfestigen. (pre)

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Allwissend
20.06.2025 12:07registriert Januar 2020
Also mit der Tatsache, dass es mehr Lehrerinnen gibt als Lehrer und zwar auf allen Stufen, den Förderangeboten für Mädchen, die es so für Jungs nicht gibt und meiner Erfahrung, dass Mädchen durchs Band von Lehrkräften besser behandelt werden, steht diese Studie ziemlich quer in der Landschaft.
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Dingdang Shine
20.06.2025 12:10registriert Mai 2019
Wieso wird wieder so einseitig berichtet? In vielen anderen Fächern ist der "Gendergap" genau umgekehrt und die Schule ist grundsätzlich eher den Mädchen, als den Jungs angepasst. Bisschen Rosinenpickerei wenn man Mathe so hervorhebt, während es in vielen Fächern sonst umgekehrt ist.
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E7#9
20.06.2025 12:02registriert Dezember 2019
Wäre schon cool, wenn es jeweils etwas genauere Hinweise zur Studie oder sogar einen Link gäbe. So ist es einfach eine Studie aus Frankreich. Wann, von wem durchgeführt, wer hat diese Studie in Auftrag gegeben, wie repräsentativ ist sie etc.? Es gibt tausende Studien, etwas mehr Hintergrundinformation wäre wünschenswert.
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