Im Vergleich zum Pandemiejahr 2019 nehmen die Buchungszahlen stark zu. Bei der Swiss liegt der Buchungsstand für den Sommer laut CEO Dieter Vranckx bereits bei über 50 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau. Bei der Präsentation der neuen Premium-Economy-Klasse am Montag sagte er, man spüre das grosse Reisefieber seitens der Kundschaft: «Jeder und jede möchte wieder ins Ausland, an den Strand.»
Kuoni-Chef Dieter Zümpel empfahl vor kurzem, Sommerferien so rasch wie möglich zu buchen. Denn: «In manchen Destinationen werden die Kapazitäten bereits etwas knapp, wie zum Beispiel auf Santorini, Mykonos, auf den Balearen, weil das Angebot eingeschränkt ist.» Manche Hotels seien noch immer zu oder nur zu 50 Prozent geöffnet. «Auch in der Schweiz oder auf Sylt wird es bereits etwas knapp.»
Viele Fluggesellschaften wie Easyjet oder Ryanair werben bereits wieder mit Billigstpreisen, wenn auch oft nur limitiert, um Kundschaft anzulocken. Kurz- bis mittelfristig, so der Tenor in der Branche, droht ein erbitterter Preiskampf beim so genannten «Ramp-up», dem Wiederhochfahren des Betriebs. Langfristig, wenn die eine oder andere Airline die Krise nicht überlebt haben wird, könnten die Preise hingegen steigen.
Nein, aber es ist zumindest etwas sicherer als im Vorjahr, als zahlreiche Flüge storniert werden mussten und ein Chaos bei den Rückerstattungen die Folge war. Swiss-Chef Dieter Vranckx sagte kürzlich im Interview mit dieser Zeitung, dass es höchst unwahrscheinlich sei, dass die Swiss im Sommer Flüge streichen werde. Man habe die Kapazität im Markt der Nachfrage angepasst und man versuche, «wenn immer möglich die Annullation von veröffentlichen Flügen zu vermeiden.»
Doch mit den sich stetig ändernden Einreisebestimmungen bleibt die Planung für die Airlines kurzfristig, so dass gewisse Flüge kurz vor dem Abflugtag zusammengelegt oder verschoben werden. Kuoni-Chef Dieter Zümpel zeigte sich zuletzt aber ebenfalls eher zuversichtlich im Gespräch mit CH Media: «Es wird sicher Änderungen bei den Abflugzeiten geben. Aber die Gefahr, dass eine Destination ganz gestrichen wird, ist inzwischen viel kleiner als im letzten Jahr.» Er gehe höchstens von plus-minus einem Tag aus.
Diesen Sommer wird Geduld gefragt sein. Denn die zusätzlichen Checks der verschiedenen Impfausweise dürfte für längere Warteschlangen beim Check-in sorgen. So warnte kürzlich der europäische Flughafenverband sogar vor einem Chaos-Sommer. Der Flughafen Zürich empfiehlt, dass man mindestens zwei Stunden vor Abflug zum Check-in erscheint, in Basel sind es sogar drei Stunden.
Der digitale Schweizer Impfpass soll zwar mit dem EU-Impfpass kompatibel sein. Letzterer sollte eigentlich ab dem 1. Juli gelten. Doch es drohen Verzögerungen bei der Implementierung in den einzelnen Mitgliedsstaaten, wie der Airline-Verband Iata mit Sitz in Genf warnt. Zudem scheint ein einheitliches Kontrollverfahren in weiter Ferne. Immerhin ist die bisherige Quarantäneliste des Bundes praktisch aufgehoben. Nur Grossbritannien, Indien und Nepal stehen derzeit darauf. Wer aus diesen drei Ländern zurück in die Schweiz reist, weder geimpft noch genesen ist, muss in die Quarantäne.
Derzeit präsentiert sich die Einreisesituation in den bei Schweizern beliebten europäischen Destinationen wie folgt:
Die Einreisebedingungen können sich schnell ändern. Auch die Handhabung des Covid-Zertifikats dürfte in den nächsten Wochen präzisiert werden. Prüfen Sie vor jeder Ferienreise auf der Seite der lokalen Behörden die jeweiligen Bestimmungen. Eine ausführliche Übersicht über die Einreisebestimmungen vieler Länder bietet das Portal travelnews.ch
Noch sind die USA für praktisch alle Nicht-Amerikaner zu. Dabei ist das Nordamerika-Geschäft für die Swiss das wichtigste Segement überhaupt. Vor zwei Wochen sagte Swiss-Chef Dieter Vranckx auf die Frage, wie gross die Hoffnung auf eine baldige Lockerung der US-Einreiseregeln ist: «Klar, wir hoffen auf Präsident Biden.» Vranckx dürfte insgeheim wohl auf eine entsprechende Botschaft von Joe Biden während seines Europa-Besuchs gehofft haben, der mit dem Gipfeltreffen mit Wladimir Putin in Genf endete. Doch daraus wurde nichts. Und so müssen sich die Swiss und alle USA-Liebhaber weiterhin gedulden. Denn das Impfziel von 70 Prozent bis am 4. Juli wird die Regierung Biden nicht erreichen.
Wer im Selber-Buchen geübt ist, der oder die kann es weiterhin wagen, den Dienst der Reisebüros nicht in Anspruch zu nehmen. Bei allfälligen Rückerstattungsforderungen ist man allerdings dann ebenfalls auf sich alleine gestellt. Wer eine Pauschalreise beim Reisebüro bucht, also ein Combo bestehend aus Flug und Hotel, kann zudem besonders ruhig schlafen. Selbst wenn die gewählte Airline Konkurs gehen würde, wäre die Rückerstattung des Reisepreises durch das Schweizer Pauschalreisegesetz gesichert. Die Reisebüro-Branche betreibt hierfür einen Fonds. Wer hingegen bei der untergegangenen Airline direkt gebucht hat, muss wohl ewig auf eine Rückerstattung warten.
Ja, inzwischen gibt es einige Angebote dafür von unterschiedlichen Anbietern. Doch gemäss einer Analyse des Vergleichsportals Comparis von 13 Angeboten ist es wichtig, die einzelnen Angebote genau zu prüfen. Denn es gibt grössere und kleinere Lücken in den Pandemie-Policen. Comparis-Experte Felix Schneuwly sagt gegenüber der NZZ, es empfehle sich, auch das Kleingedruckte genau zu lesen. Eine Reiseversicherung lohne sich vor allem für jene Leute, welche die Police auch ohne Pandemie kaufen würden. «Wer die Versicherung jedoch nur wegen der Corona-Krise abschliesst, läuft Gefahr, enttäuscht zu werden.»
Von den untersuchten Angeboten habe der TCS das umfassendste Angebot, sagt Schneuwly. Wer zum Beispiel das Pech hat, dass das Destinationsland nach der Reisebuchung das Schweizer Covid-Zertifikat ablehnt, kann nur bei 4 von 13 Versicherungen auf eine Kostenübernahme zählen. Und bei 3 von 13 Versicherern erhält man kein Geld zurück, wenn man wegen Verdachts auf Covid-19 in Quarantäne gehen muss.
Nein. Globetrotter-Chef André Lüthi warnt aufgrund der Buchungsboom-Meldungen der drei Grossen – Tui Suisse, Kuoni und Hotelplan – vor zu viel Euphorie. So würden die meisten Reisebüros, so auch Globetrotter, noch immer mit Umsatzeinbrüchen von 70 Prozent und mehr zu kämpfen haben. Die guten Buchungen im Markt würden einzig auf gewisse EU-Länder zutreffen, «doch mehr nicht». Tatsächlich konnte Hotelplan-Chefin Laura Meyer in einem Interview mit dem Migros-Magazin vor einigen Tagen einen weiteren Stellenabbau nicht ausschliessen.
Auch hier bleibt die Situation angespannt. Mitte Juni entliess die Swiss 550 Mitarbeitende, die Flotte wird um 15 Prozent verkleinert. Die Airline ist wie viele ihrer Konkurrentinnen gezwungen, die durch die Pandemie nötig gewordenen Bankkredite zurückzubezahlen. Laut einer aktuellen Auswertung der europäischen Luftverkehrsorganisation Eurocontrol stehen noch immer rund 3400 Passagierjets am Boden - mehr als doppelt so viel wie im Vorkrisen-Sommer 2019. Immerhin: Auf dem Höhepunkt des ersten Lockdowns, im Frühjahr 2020, waren es im Wochenschnitt sogar 7200 Maschinen.
Fusst diese Einschätzung auf einer repräsentativen Umfrage im Seehundgehege des Züri Zoos?