Null neue Ansteckungen mit dem Sars-Cov-2-Virus. Diese erfreuliche Nachricht konnte die chinesische Regierung am Donnerstag, Freitag und Samstag vermelden. Mit einer massiven Einschränkung des öffentlichen Lebens ist es dem Ursprungsland der Pandemie gelungen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen.
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Wie lange dieser Erfolg anhält, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt schwer sagen. Aber er verschafft der Regierung in Peking dringend benötigte Zeit, um die Entwicklung neuer Therapien und Impfstoffe voranzutreiben. Die Nachricht lässt stark betroffene westliche Länder wie Italien oder Spanien hoffen, dass die von ihnen beschlossenen Ausgangssperren ebenfalls bald Wirkung zeigen.
Die Zahl der Ansteckungen lässt sich allerdings auch mit weniger drakonischen Massnahmen reduzieren, wie ein Blick in andere asiatische Länder zeigt. Südkorea hat es geschafft, die Ansteckungskurve nach unten zu drücken, indem es seit dem Ausbruch der Pandemie Hunderttausende Menschen auf das Virus hat testen lassen, auch solche, die keine Krankheitssymptome aufweisen.
Auf diese Weise ist es der Regierung in Seoul gelungen, infizierte Menschen und ihre Kontaktpersonen zu isolieren, bevor sie eine Unzahl weiterer Personen ansteckten. Über eine App kontrollieren die Behörden, ob positiv gestattete Bürger die zweiwöchige Selbstquarantäne einhalten. Gesunde Menschen werden auf ihren Smartphones gewarnt, wenn sie sich in 100 Meter Nähe einer infizierten Person aufhalten.
Durch eine sehr frühzeitige und drastische Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie sind Taiwan, Singapur und Hongkong aufgefallen. Im Nachgang zur Sars-Pandemie 2003 haben die dortigen Behörden ihre Strukturen zur Bekämpfung eines erneuten Ausbruchs stark ausgebaut. Bereits am 1. Februar haben sie entgegen den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation Einreisebeschränkungen für Reisende aus China erlassen. Die vielleicht wichtigste Lehre aus Asien lautet: Schnelles und entschiedenes Handeln zahlt sich aus.
Wie lange hat das Coronavirus unser Leben noch im Griff? Die Antwort hängt davon ab, wie schnell ein wirksamer Impfstoff verfügbar ist. Forscher arbeiten unter Hochdruck daran. Die US-Pharmafirma Moderna hat diese Woche mit einer klinischen Studie an gesunden Personen für einen Impfstoff begonnen. In China sind solche im Februar angelaufen. Auch bei der Firma CureVac im deutschen Tübingen sind die Arbeiten weit fortgeschritten.
Die Hoffnung der Forscher liegt auf der neuartigen mRNA-Technologie. Diese erlaubt es, einen Impfstoff schneller zu entwickeln und zu produzieren. Auch wenn die Staaten signalisiert haben, Testphasen und Zulassungsverfahren abzukürzen: Laut Experten dürfte es 12 bis 18 Monate dauern, bis marktfähiger Impfstoff in Produktion geht.
So lange noch kein Impfstoff gegen das Sars-Cov-2-Virus bereit steht, müssen Mediziner versuchen, schwer erkrankten Coronavirus-Patienten mit bestehenden Medikamenten das Leben zu retten. Die Weltgesundheitsorganisation ruft Länder dazu auf, sich länderübergreifenden Medikamententests anzuschliessen.
Bereits zehn Staaten sind dem Aufruf gefolgt. Verschiedene Medikamente zur Therapierung anderer Krankheiten scheinen auch bei Covid-19-Patienten zu wirken. So spannen der Schweizer Pharmakonzern Roche und die US-Gesundheitsbehörde FDA zusammen, um die Wirksamkeit von RoActemra an Corona-Patienten zu testen. Das Medikament wurde unter anderem gegen rheumatische Arthritis entwickelt. Auch Mittel gegen HIV und das Ebola-Virus versprechen Linderung. Experimentell werden derzeit auch Transfusionen mit Blut von geheilten Corona-Patienten getestet.
Das Coronavirus hat Regierungen und Gesundheitsbehörden auf dem falschen Fuss erwischt. Aber noch einmal wird sich die Welt nicht überrumpeln lassen, schreibt die Harvard Medical School.
«Die Pandemie hat Mängel aufgedeckt, das bietet aber auch die Gelegenheit, sie zu beheben.» Bei künftigen Pandemien sei mit einer schnelleren globalen Reaktion, einer rascheren Verteilung von Viren-Test-Kits und einer stärker koordinierten Kommunikation der Behörden zu rechnen.
Staaten haben keine Freunde, nur Interessen, heisst es. Doch es geht auch anders: China hat diesen Monat Ärzte und tonnenweise Schutzmaterial nach Italien sowie in andere Länder geschickt.
Am Freitag gab es eine Positivmeldung von der deutschen Grenze. Simonetta Sommaruga verkündete auf Twitter: «Brüssel gibt unser Schutzmaterial frei. Somit können Atemschutzmasken, Untersuchungshandschuhe und Schutzbrillen in die Schweiz geliefert werden.»
Das öffentliche Leben in der Schweiz steht weitgehend still. Zuhause bleiben und Abstand halten ist das Gebot der Stunde. Die ausserordentliche Lage sorgt im ganzen Land für eine Welle von freiwilligen Hilfsangeboten. Junge bieten ihren älteren Nachbarn an, für sie einzukaufen und Besorgungen zu übernehmen.
Medizinstudenten melden sich freiwillig, um auf den Intensivstationen der Spitäler auszuhelfen. Kunden unterstützen geschlossene Restaurants und Geschäfte in ihren Dörfern und Quartieren, indem sie deren Waren und Produkte nach Hause bestellen. Innert kürzester Zeit wurden Websites aufgebaut, welche eine Übersicht über die vor Ort angebotene Hilfe bieten. Vielerorts übersteigt das Angebot von freiwilligen Helfern die Nachfrage.
Auch bei der Armee registriert man die grosse Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung. Diese Woche ist die vom Bundesrat beschlossene Mobilisierung von bis zu 8000 Soldaten angelaufen. Aber auch viele, die keinen Marschbefehl erhalten haben, wollen beim grössten Armeeeinsatz seit dem Zweiten Weltkrieg dabei sein.
Alleine zwischen Montag und Mittwoch dieser Woche meldeten sich rund 1000 Personen freiwillig beim Militär und erklärten sich bereit, beim Assistenzdienst mitzuhelfen. Laut «NZZ» waren darunter auch ehemalige Armeeangehörige, welche zum Zivildienst gewechselt sind.
Besonders gefordert sind Menschen, die in so genannten «systemrelevanten Berufen» arbeiten: Ärztinnen, Pfleger, Detailhandelsangestellte, Spediteure und Lagermitarbeitende: Um ihnen zu danken, applaudiert die Bevölkerung regelmässig auf Balkonen und aus den Fenstern.
Hunderte Millionen Kinder und Studierende weltweit müssen wegen der Covid-19-Pandemie ihr Schuljahr oder ihr Semester unterbrechen. Eine schwierige Situation, die vielleicht auch Gutes bewirkt. Laut dem World Economic Forum (WEF) könnte die Zwangspause zum Katalysator für eine längst fällige Modernisierung im Bildungsbereich werden: Der klassische Frontalunterricht nimmt ab.
Dafür sollen die Schülerinnen und Schüler künftig zeitlich flexibler lernen. Über verschiedenste Online-Tools wie Google Classroom und Videokonferenzen bleiben sie in Kontakt mit ihren Lehrpersonen.
Kein Unternehmen freut sich über die vom Bundesrat verordneten Geschäfts- und Schulschliessungen. Als positiver Nebeneffekt führt der wirtschaftliche «Lockdown» zu einem enormen Digitalisierungsschub, der so bis vor wenigen Wochen nicht denkbar gewesen wäre. Seit einigen Tagen lassen ganze Konzerne den Grossteil ihrer Belegschaft von zuhause aus arbeiten.
Die Umstellung von Abertausenden Angestellten auf Home-Office fordert die IT-Abteilungen, funktioniert aber bei vielen Unternehmen erstaunlich gut; auch die Datennetze halten dem Ansturm stand. Derweil verzeichnen etliche E-Commerce-Plattformen enorme Zuwachsraten bei den Bestellungen.
Leshop.ch, der Marktführer der Online-Supermärkte, hat Wartefristen für Kunden eingeführt, weil die Nachfrage so gross ist. In den nächsten Wochen sollen die Kapazitäten erhöht werden. In China wiederum haben erste Filmstudios damit begonnen, ihre Produktionen digital zu verbreiten, statt sie wie geplant im Kino zu zeigen. Experten gehen davon aus, dass das Wachstum des Online-Sektors auch nach der Bewältigung der Corona-Krise Bestand haben wird.
Die Krise fördert die Kooperationsbereitschaft. Beispiel Geschäftsimmobilien: Immobilienbesitzer zeigen sich kulant und bieten ihren Mietern zum Teil einen 100-prozentigen Mietzinsverzicht für die Dauer der Einschränkungen an.
Ein weiteres Beispiel für Kooperationen: Der Online-Händler Digitec Galaxus AG ist diese Woche mit dem Angebot an andere Unternehmen an die Öffentlichkeit getreten, bis zu 200 nicht einsetzbare Mitarbeiter temporär zu übernehmen.
In der chinesischen Provinz Hubei verfügten die Behörden eine praktisch komplette Stilllegung von Verkehr, Wirtschaft und öffentlichem Leben. Mit etwas Verzögerung zeigten NASA-Satellitenbilder eine dramatische Reduktion der Stickstoffdioxid-Belastung, die Luftqualität stieg merklich. Und das Wasser in den Kanälen im abgeriegelten Venedig ist so sauber wie schon lange nicht mehr.
- Homeoffice viel flächendeckender! Altmodische, Verstaubte Firmen wurden zu HomeOffice gezwungen und merken jetzt, hey die können das auch ohne 1h Pendeln!
- Video Konferenzen setzen sich durch (anstatt durch die halbe Schweiz zu düsen für ein 30min Meeting kann man doch auch die sündhaftteure Videoconf Infrastruktur nutzen die ja sowieso im Sitzungszimmer steht?
- Die Natur kann sich unbeschwert für eine Zeit entfalten