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Sudan: Vier Schweizer dank Deutschland und den Niederlanden evakuiert

epa10579958 A Sudanese woman carries her belongings on a street in Khartoum, Sudan, 19 April 2023. A power struggle erupted since 15 April between the Sudanese army led by army Chief General Abdel Fat ...
In Sudan kommt es seit Wochen zu Kämpfen. Diese Frau ist auf der Flucht, ihre Habseligkeiten schleppt sie in einem Tuch und einem kleinen Koffer mit.Bild: keystone
Liveticker

Vier Schweizer evakuiert +++ Luftangriffe trotz Waffenruhe

Der Sudan kommt nicht zur Ruhe: Seit dem 15. April herrschen kriegsähnliche Zustände, weil die beiden mächtigsten Männer im Land um die Macht und die Kontrolle über die Bodenschätze kämpfen. Die wichtigsten Entwicklungen im Ticker.
24.04.2023, 14:4725.04.2023, 21:45
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  • Die beiden Parteien, die gegeneinander kämpfen, sind: die Sudanesischen Streitkräfte (SAF) unter De-facto-Staatschef Abdel Fattah Burhan und die Rapid Support Forces (RSF) unter seinem bisherigen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo.
  • Die Folgen für die Zivilisten sind verheerend: Die Menschen verschanzen sich in ihren Kellern, haben kein Essen und kein Wasser mehr. Wer es wagt, das Haus zu verlassen, stirbt womöglich im Kreuzfeuer der Kämpfer.
  • Besonders für Verletzte und Kranke ist die Lage prekär: Nur 35 Krankenhäuser und Kliniken seien in dem Land mit 46 Millionen Einwohnern noch funktionstüchtig, so die sda.
  • Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) sind in vergangenen Tagen bereits bis zu 20'000 Sudanesen in den benachbarten Tschad und nach Ägypten geflohen. Tausende weitere Menschen seien innerhalb des Landes aus stark umkämpften Gebieten vertrieben worden.
  • Am 21. April waren nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen (WHO) mindestens 413 Menschen getötet worden – die meisten von ihnen Zivilisten. Die tatsächliche Opferzahl ist vermutlich weitaus höher.
  • Ausländische Diplomaten bemühten sich immer wieder um eine stabile Feuerpause für Evakuierungen von Zivilisten und Ausländern. Einige Nationen haben mit der Evakuierung ihrer Diplomaten und Bürger begonnen.
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22:05
Bundeswehr fliegt weitere 120 Menschen aus dem Sudan nach Jordanien
epa10588877 A handout photo made available by the Bundeswehr shows soldiers before departure for the military evacuation operation in Al-Azraq, Jordan, 23 April 2023 (issued 24 April 2023). The German ...
Bild: keystone
Die Bundeswehr hat weitere 120 Menschen aus dem umkämpften Sudan nach Jordanien ausgeflogen. Dies teilte das Einsatzführungskommando am Dienstagabend auf Twitter mit. Eine Weiterreise nach Deutschland werde vorbereitet.

Die Luftwaffe hat damit in den vergangenen Tagen insgesamt mehr als 600 Menschen evakuiert.
Begründet wurde die Militäraktion von der Bundesregierung mit der angespannten Sicherheitslage: Im Sudan waren vor mehr als einer Woche schwere Kämpfe zwischen dem Militär und Paramilitär ausgebrochen.

Die Bundesregierung wollte den Evakuierungseinsatz, bei dem etwa 1000 Soldaten eingesetzt sind, noch am Dienstag beenden. In Sudan verbliebene Deutsche, die bisher nicht zum Flughafen kommen konnten, werden auch in den nächsten Tagen von internationalen Partnern bei deren Evakuierungsflügen mitgenommen.

Im Sudan will De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, mithilfe des Militärs seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo entmachten, den Anführer der einflussreichen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Die beiden hatten die Führung des Landes mit rund 46 Millionen Einwohnern durch zwei gemeinsame Militärcoups 2019 und 2021 übernommen.

Bei den Kämpfen sind nach Informationen der Weltgesundheitsorganisation WHO mindestens rund 460 Menschen umgekommen und fast 4100 verletzt worden. Die wahre Zahl dürfte aber deutlich höher liegen. (sda/dpa)
18:47
Vier Schweizer dank Deutschland und den Niederlanden evakuiert
Vier Schweizer Staatsangehörige haben den Sudan am Montag mit von Deutschland und den Niederlanden organisierten Flügen verlassen können. Bern arbeitet derweil an der Rückkehr von rund 30 Doppelbürgern, die das krisengeschüttelte Land verlassen wollen.

Zwei Personen seien nach Deutschland und die beiden anderen in die Niederlande gebracht worden, teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Dienstagabend auf Anfrage von Keystone-SDA mit.

Das EDA erklärte, es werde «seine Bemühungen fortsetzen, um die Schweizer Staatsangehörigen zu unterstützen, die den Wunsch geäussert haben, den Sudan zu verlassen». Dort war es in den letzten zehn Tagen zu heftigen Kämpfen gekommen.

Gleichzeitig präzisierte das EDA, dass es nach Lösungen für die rund 30 Doppelbürger suche, die das Land noch verlassen wollten. Die Situation werde dadurch erschwert, dass Sudanesen eine Ausreisebewilligung benötigten, um das Land zu verlassen, sagte Botschafter Christian Winter. Diese sei aufgrund der fehlenden Regierung im Sudan nicht zu bekommen.

Aussenminister Ignazio Cassis hatte am Dienstagmorgen am Flughafen Bern-Belp ein Flugzeug mit sechs Mitarbeitern der Schweizer Botschaft in Khartum und drei Begleitern an Bord in Empfang genommen. Das gesamte Personal der Schweizer Botschaft befinde sich nun in Sicherheit, und ein Grossteil von ihnen sei in der Schweiz, freute sich Cassis. Er dankte den Staaten, die sich zur Verfügung stellten, die Evakuierungen zu ermöglichen. (sda)
18:06
Erster Evakuierungsflug für britische Zivilisten aus Sudan gestartet
epa10589956 A handout photo made available by the South Korea Presidential Office shows..28 South Korean nationals board a South Korean C-130J military transport aircraft in an evacuation to Jeddah, S ...
Bild: keystone
Die britische Regierung hat mit Evakuierungsflügen für Zivilisten aus dem Sudan begonnen. Eine erste Maschine sei gestartet, bestätigte ein britischer Regierungssprecher am Dienstagnachmittag in London. Zwei weitere Flüge seien für die Nacht geplant.

Der für die Evakuierungen genutzte militärische Flughafen nahe Khartum werde weiterhin von der Bundeswehr gesichert und betrieben, so der Sprecher weiter. Grossbritannien habe aber die Kapazitäten, zu übernehmen, sollte sich Deutschland zurückziehen. Dafür gebe es aber bisher keine Anzeichen. «Es ist wichtig zu betonen, dass internationale Evakuierungen seit Sonntag stattfinden, und wir haben bisher keine erheblichen Probleme gehabt oder grössere Menschenmengen», sagte der Sprecher. Die Bundesregierung hatte zuvor mitgeteilt, die deutsche Evakuierungsmission solle noch am Dienstag abgeschlossen werden.

Die britische Regierung hatte erst am Dienstag den Beginn ihrer eigenen Evakuierungsmission für britische Staatsbürger aus dem Sudan angekündigt. Ausgeflogen werden sollen nur eigene Staatsangehörige sowie deren nächste Angehörige wie Partner oder minderjährige Kinder.

Der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge waren bis Dienstagfrüh noch mindestens 2000 Briten in dem Land, das seit etwa zehn Tagen von Kämpfen zwischen der Armee und paramilitärischen Truppen erschüttert wird. Anderen Medien zufolge sollen es sogar bis zu 4000 Briten sein. Viele äusserten sich besorgt und klagten über mangelnde Informationen von der britischen Regierung. Mehrere Briten waren auch an Bord deutscher Evakuierungsflüge. (sda/dpa)
16:52
Erneute Luftangriffe im Sudan trotz Waffenruhe
Trotz einer seit Mitternacht geltenden Waffenruhe ist es am Dienstag in der Hauptstadtregion des Sudans laut Medienberichten erneut zu Luftangriffen gekommen.

Dabei soll die Stadt Omdurman, die unmittelbar an die Hauptstadt Khartum angrenzt, in den Fokus gerückt sein. Eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete, dass bei den Gefechten auch ein Krankenhaus getroffen wurde. Bereits am Montag hiess es, dass der UN-Sicherheitsrat laut Diplomatenkreisen am Dienstagnachmittag New Yorker Zeit (wahrscheinlich gegen 21:00 Uhr MESZ) zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen soll.
16:01
55 Krankenhäuser ausser Betrieb
Von 79 Krankenhäuser sind mittlerweile 55 ausser Betrieb. 13 Krankenhäuser wurden bombardiert und 19 wurden zwangsevakuiert. Die verbleibenden 24 funktionierenden Krankenhäuser sind von der Schliessung bedroht.
15:56
Augenzeugen spekulieren, dass das Militär auf lokale strategische Einrichtungen der RFS zielen
Das sudanesische Militär hat am Montag eine neue Phase von Operationen gegen die RFS eingeleitet, wie eine anonyme Militärquelle gegenüber dem Medium «Mada Masr» mitteilte. Die Quelle nannte zwar keine Einzelheiten, doch am Montagabend traf eine grosse Anzahl von Panzern in Khartum ein.

Am Montag spitze sich die Situation wieder zu. Viele sind auf der Flucht.

Augenzeugen berichten, dass im Osten des Landes, Kampfflugzeuge gesehen wurden. Aus dem nahe gelegenen Setit-Stausee waren Flugabwehrgeschosse zu hören.

Die Augenzeugen spekulierten, dass das Militär auf lokale strategische Einrichtungen der RSF zielen. Ein sudanesischer Geheimdienstmitarbeiter erklärte gegenüber Mada Masr, dass die Landebahn wahrscheinlich als Versorgungsbasis für die RSF genutzt werde.
Members of the military stand as Gen. Mohammed Hamdan Dagalo, the deputy head of the military council, speaks during a military-backed tribe's rally, in the Nile River State, Sudan, Saturday, , o ...
Bild: AP
15:18
Tausende flüchten wegen Kämpfen im Sudan über die Grenzen
Wegen der Kämpfe im Sudan sind tausende Menschen in Nachbarländer geflüchtet oder auf dem Weg dorthin.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR), die UN-Organisation für Migration (IOM) und das Rote Kreuz bieten in den Grenzregionen Wasser, Nahrung und andere Unterstützung an, wie sie am Dienstag in Genf berichteten.

In Khartum sei das zentrale medizinische Labor von Kämpfern besetzt worden, sagte ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Mitarbeiter seien rausgeworfen worden. Dort sei biologisches Material gelagert, das auf keinen Fall freigesetzt werden dürfe, warnte der WHO-Vertreter im Sudan, Nima Saeed Abiden.

Ein Materiallager des Roten Kreuzes sei geplündert worden, berichtete der Vertreter der Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), Farid Aiywar. Deshalb könnten Krankenhäuser kaum noch mit Medikamenten und anderem Material unterstützt werden. Bei den Kämpfen sind nach WHO-Informationen mindestens rund 460 Menschen umgekommen und fast 4100 verletzt worden. Die wahre Zahl dürfte demnach aber deutlich höher liegen.

In den bitterarmen Nachbarländern Tschad und Südsudan seien bereits tausende Menschen angekommen. Im Südsudan richte man sich auf die Rückkehr von 125 000 Südsudanesen und 45 000 sudanesische Flüchtlinge ein, sagte Marie-Helene Verney, die UNHCR-Vertreterin in Südsudan. Im Tschad seien seit Beginn der Kämpfe mindestens 20 000 Menschen eingetroffen, sagte die UNHCR-Vertreterin im Tschad, Laura Lo Castro. Auch in Ägypten seien erste Flüchtlinge eingetroffen.

Die Flüchtlinge brauchen Trinkwasser, Nahrungsmittel, Hygieneartikel, Küchenutensilien, Matten und Plastikplanen. Im Tschad waren bereits vor der Krise 400 000 sudanesische Flüchtlinge.

Aus dem Südsudan lebten mehr als 800 000 Menschen im Sudan, vor allem in der Hauptstadt Khartum. Viele Rückkehrer dürften zu Familien in Regionen gehen, die selbst unter Konflikten, dem Klimawandel und Nahrungsmittelknappheit leiden. Drei Viertel der zwölf Millionen Einwohner seien bereits auf humanitäre Hilfe angewiesen. (sda/dpa)
14:38
Biolabor in Khartum eingenommen
Die WHO hat am Dienstag verkündet, dass ein Biolabor in Khartum «in die Hände einer Kriegspartei» gefallen sei. Ob es sich dabei um die regierungstreue Armee oder die putschenden RSF handle, wurde nicht spezifiziert.

Im Labor befänden sich Erreger für Cholera und die Masern, sowie weitere giftige Substanzen, erklärte WHO-Mitarbeiterin Nima Saeed Abid aus Khartum via Video-Call gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Die Angestellten hätten keinen Zugang mehr zur Anlage und den Erregern.
12:02
Frankreich fliegt 538 Menschen aus dem Sudan aus
Frankreich hat 538 Menschen aus dem umkämpften Sudan ausgeflogen. Darunter befanden sich 209 Franzosen sowie Menschen aus etlichen anderen Ländern, sagte Präsident Emmanuel Macron am Dienstag nach Abschluss der französischen Evakuierungsaktion in Paris.

Unter den Ausgeflogenen hätten sich auch viele Menschen aus anderen afrikanischen Ländern befunden. Macron sprach von einem «aussergewöhnlichen Einsatz unter extrem schwierigen Bedingungen». Ein bei der Operation verletzter französischer Soldat befinde sich inzwischen auf dem Weg der Besserung.

Im nordostafrikanischen Sudan brachen vor rund zehn Tagen schwere Kämpfe zwischen Paramilitärs und Regierungstruppen aus. (sda/dpa)
French President Emmanuel Macron, center, chairs a defense council concerning the crisis in Sudan at the Elysee Palace in Paris, Tuesday, April 25 2023. Hundreds of foreign nationals have been safely  ...
Bild: keystone
10:15
Grossbritannien startet Evakuierung seiner Staatsbürger aus Sudan
Die britische Regierung hat eine Evakuierungsmission ihrer Staatsbürger aus dem Sudan gestartet. «Die Regierung hat eine Evakuierung britischer Staatsangehöriger im grossen Massstab aus dem Sudan mit Flügen der Royal Airforce begonnen», schrieb der britische Premierminister Rishi Sunak am Dienstag auf Twitter.

Ausgeflogen werden nur britische Staatsbürger sowie deren direkte Angehörige wie Partner und Kinder, die jünger sind als 18 Jahre und bereits eine Einreisegenehmigung für Grossbritannien haben, wie es auf der Webseite des Aussenministeriums in London hiess. Vorrang hätten Familien mit Kinder und ältere und kranke Menschen.

Die Flüge des Militärs sollen von einem Flugfeld ausserhalb der sudanesischen Hauptstadt Khartum starten, berichtete die BBC. Die britische Regierung rief dazu auf, nicht ohne Aufforderung dorthin zu reisen. Wer ausgeflogen werde, erhalte eine Nachricht. Der internationale Flughafen Khartums sei geschlossen, hiess es auf der Webseite der Regierung.

Es werde auch an anderen Optionen gearbeitet, um britischen Staatsangehörigen die Ausreise aus dem Sudan zu ermöglichen. An Konvois in die Hafenstadt Port Sudan sei die Regierung jedoch nicht beteiligt, warnte London. Seine diplomatischen Vertreter hatte Grossbritannien bereits zuvor unter militärischem Schutz aus dem Land gebracht. Dies sei aufgrund einer spezifischen Bedrohung für Diplomaten erfolgt, so das Aussenministerium in London.

Der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge sind noch mindestens 2000 Briten in dem Land, das seit etwa zehn Tagen von Kämpfen zwischen der Armee und paramilitärischen Truppen erschüttert wird. (sda/dpa)
22:29
US-Aussenminister: 72-stündige Waffenruhe im Sudan vereinbart
Secretary of State Antony Blinken speaks during a news conference with Kenyan Cabinet Secretary for Foreign and Diaspora Affairs Alfred Mutua, Monday, April 24, 2023, at the State Department in Washin ...
Bild: keystone
US-Aussenminister Antony Blinken hat eine Waffenruhe im Sudan in Aussicht gestellt. Blinken teilte am Montag (Ortszeit) in einer schriftlichen Stellungnahme mit, nach intensiven Verhandlungen hätten sich die sudanesischen Streitkräfte und die mit ihnen rivalisierenden paramilitärischen Einheiten (Rapid Support Forces) darauf geeinigt, ab Mitternacht für 72 Stunden eine landesweite Waffenruhe einzuhalten. Die US-Regierung fordere beide Seiten nachdrücklich auf, sich vollständig an diese Absprache zu halten. Bereits zuvor hatte es von den Konfliktparteien ähnliche Ankündigungen gegeben, die Waffenruhe wurde jedoch nicht eingehalten.

Blinken erklärte weiter, um auf ein dauerhaftes Ende der Kämpfe hinzuarbeiten, wollten sich die USA mit regionalen und internationalen Partnern und sudanesischen Akteuren abstimmen. Es solle ein Ausschuss eingerichtet werden, der Verhandlungen über ein Ende der Kämpfe, deren Abschluss und Umsetzung überwachen solle.

Im Sudan waren vor mehr als einer Woche schwere Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohnern seit zwei gemeinsamen Militärcoups 2019 und 2021. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätten die RSF der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen. (sda/dpa)
19:48
Israel will Verhandlungen zwischen Parteien im Sudan ausrichten
Israeli Foreign Minister Eli Cohen holds a press conference during his visit to Prague, Czech Republic, Tuesday, April 4, 2023. (AP Photo/Petr David Josek)
Bild: keystone
Israel hat sich im Konflikt im Sudan als Vermittler ins Spiel gebracht. Das israelische Aussenministerium habe angeboten, in Israel Verhandlungen auszurichten, um die Gewalt in dem afrikanischen Land zu beenden, hiess es am Montagabend von einem Sprecher des Ministeriums. «Wenn es einen Weg gibt, wie Israel dabei helfen kann, den Krieg und die Gewalt in dem Land zu beenden, würden wir das sehr gerne tun», teilte Aussenminister Eli Cohen mit.

Israel steht nach Ministeriumsangaben bereits mit hochrangigen Vertretern beider Seiten im Sudan in Kontakt und bemüht sich, Verhandlungen herbeizuführen. Fortschritte der Gespräche in den letzten Tagen seien «vielversprechend» gewesen, hiess es.

Im Sudan waren vor mehr als einer Woche schwere Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Hunderte Menschen wurden bereits getötet, Tausende verletzt. Zahlreiche Staaten, darunter auch Deutschland, evakuieren seit diesem Wochenende Diplomaten und Bürger aus dem nordostafrikanischen Land.

Israel bemüht sich seit Jahren, um eine Normalisierung seiner Beziehungen mit dem Sudan.
Im Februar verständigten sich beide Länder bei einem Besuch von Cohen in Khartum auf den Text eines entsprechendes Abkommens. Es sollte noch in diesem Jahr unterschrieben werden - sobald «im Sudan eine zivile Regierung eingesetzt worden ist», hiess es damals. Cohen teilte nun mit, er hoffe, dass eine Beruhigung der Lage zu einer Unterzeichnung des Abkommens führen werde.

Die Emirate und Bahrain hatten 2020 als erste Golfstaaten ein Abkommen zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Israel unterzeichnet. Auch Marokko und der Sudan kündigten daraufhin eine Normalisierung ihrer Beziehungen zu Israel an. Bis dahin unterhielten nur Ägypten und Jordanien als arabische Staaten diplomatische Beziehungen zu Israel. (sda/dpa)
19:24
Borrell rechnet mir mehr als 1200 evakuierten EU-Bürgern
epa10581805 Josep Borrell, High Representative of the European Union for Foreign Affairs and Security Policy, speaks during an interview in Brussels, Belgium, 20 April 2023. Borrell addressed issues s ...
Bild: keystone
Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell rechnet damit, dass die Zahl der aus dem Sudan evakuierten EU-Bürger bis Ende des Tages auf mehr als 1200 steigen wird. Möglicherweise könnten es sogar bis zu 1500 Menschen werden, sagte der Spanier am Montagabend nach einem EU-Aussenministertreffen in Luxemburg. Für Montag seien 20 weitere Flüge von EU-Staaten geplant gewesen. Davor habe es elf Flüge gegeben. «Es war eine unglaubliche Mobilisierung von Mitgliedstaaten», sagte Borrell. «Ehrlich gesagt hat es meine höchsten Erwartungen übertroffen.» (sda/dpa)
18:58
UN-Sicherheitsrat soll sich erneut mit dem Sudan beschäftigen
Barbara Woodward, Permanent Representative of the United Kingdom to the United Nations, speaks during a meeting of the U.N. Security Council, Monday, April 24, 2023, at United Nations headquarters. (A ...
Bild: keystone
Angesichts der anhaltenden Kämpfe im Sudan soll der UN-Sicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung am Dienstag erneut über die Lage in dem Krisenstaat beraten. Die britische UN-Botschafterin Barbara Woodward sagte am Montag, ihr Land habe ein entsprechendes Treffen beantragt. Aus Diplomatenkreisen verlautete, die Beratungen sollten am Nachmittag New Yorker Zeit (wahrscheinlich gegen 21:00 Uhr MESZ) stattfinden und öffentlich abgehalten werden.

Im Sudan waren vor mehr als einer Woche schwere Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohnern seit zwei gemeinsamen Militärcoups 2019 und 2021. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätten die RSF der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen. (sda/dpa)
18:21
US-Regierung prüft andere Optionen für diplomatische Präsenz im Sudan
Secretary of State Antony Blinken, joined by Kenyan Cabinet Secretary for Foreign and Diaspora Affairs Alfred Mutua, speaks during a news conference, Monday, April 24, 2023, at the State Department in ...
Bild: keystone
Nach der vorübergehenden Schliessung der US-Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum sondiert die amerikanische Regierung andere Optionen für eine diplomatische Präsenz in dem Land. «Wir prüfen Möglichkeiten, sobald wie möglich wieder eine diplomatische und konsularische Präsenz im Sudan einzurichten», sagte US-Aussenminister Antony Blinken am Montag in Washington. Blinken betonte aber: «Die Bedingungen sind sehr, sehr schwierig.» Er könne daher keinerlei Zeitplan nennen.

Die USA hatten angesichts der schweren Kämpfe im Sudan am Wochenende ihre Regierungsmitarbeiter aus dem Land abgezogen und die US-Botschaft in Khartum auf unbestimmte Zeit geschlossen.

Blinken sagte, eine solche Entscheidung gehöre zu den schwierigsten eines Aussenministers. «Aber meine oberste Priorität ist die Sicherheit unserer Leute», betonte er. Trotz der Evakuierung der Botschaft setze die US-Regierung ihre diplomatische und konsularische Arbeit im Sudan auf anderen Wegen fort. Man sei in Kontakt mit amerikanischen Unternehmen und Bürgern mit Blick auf Unterstützung und mögliche Ausreise. Die US-Regierung stehe auch im Kontakt mit internationalen Partnern zu deren Evakuierungsbemühungen - und mit den Konfliktparteien, um auf ein Ende der Gewalt hinzuarbeiten.

Blinken betonte, es gebe keine genaue Zahl der Amerikaner, die derzeit noch im Sudan seien. US-Bürger seien nicht verpflichtet, sich bei der Botschaft zu registrieren. Von jenen, die das getan hätten, hätten «ein paar Dutzend» Interesse bekundet, das Land zu verlassen. Die grosse Mehrheit der Amerikaner im Sudan seien jedoch Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft, die dort bleiben wollten.

Im Sudan waren vor mehr als einer Woche schwere Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohnern seit zwei gemeinsamen Militärcoups 2019 und 2021. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätten die RSF der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen. (sda/dpa)
16:19
Die Evakuierung erfolgte nicht am Flughafen
Die Evakuierung des Botschaftpersonals erfolgte an einem bestimmten Flugplatz ausserhalb der Hauptstadt und nicht am Flughafen selbst. Dafür wurden Abmachungen zwischen den beiden Konfliktparteien getroffen, um eine sichere Evakuierung durchzuführen.

Der Point de Presse ist beendet.
16:16
Ist die AAD10 vor Ort?
Ob die AAD10 vor Ort ist, will Bavaud keine Informationen darüber geben. Die AAD10 ist eine Spezialeinheit der Schweizer Armee, die unter anderem die Rückführung von Schweizer Bürgern aus Krisenlagen im Ausland begleitet.
16:13
Wie stark war die Schweizer Botschaft von den Kämpfen betroffen?
Laut Bavaud liegt die Botschaft im Zentrum der Gefechte. Das ganze diplomatische Quartier lag neben dem Flughafen und soll ein strategisches Ziel der beiden Parteien sein. Die Botschaft und die Residenz haben grosse Schäden erlitten, so auch die Häuser und Wohnungen des Personals.
Serge Bavaud, Chef des Krisenmanagement-Zentrums des EDA, spricht vor einer Landkarte von Sudan waehrend einer Medienkonferenz zur aktuellen Lage im Sudan, am Montag, 24. April 2023 in Bern. (KEYSTONE ...
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Der Angriff einer Bärenmutter
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Der Angriff einer Bärenmutter
Eine Bärin mit zwei Jungen wittert die Nähe eines grossen Männchens. (bild: screenshot «netz natur» andreas moser © 2006 srf)
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Dieser 7-Jährige hat (vermutlich) mehr Mumm als du!
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19 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
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Cosmopolitikus
23.04.2023 22:06registriert August 2018
Persönlich finde ich es unhaltbar, dass wir jedes Mal auf ausländische Hilfe angewiesen sind. Einerseits begrüsse Kooperationen sehr, aber wir sollten uns mit eigenen Transportkapazitäten stets alle Optionen offen lassen. Oder wollen wir in einem anderen Fall unser AAD10 mit der Helvetic oder sonst einer Airline in den Einsatzort fliegen lassen?
Eigene Transportkapazitäten wären zudem auch für humanitäre Einsätze nutzbar und würde unsere Abhängigkeit massiv einschränken.
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Uglyman
24.04.2023 06:11registriert August 2018
Mit Drittstaaten will die Schweiz nichts zu tun haben, keine militärische Zusammenarbeit. Wenn es für Schweizer brenzlig wird, geht es ohne diese „Freunde“ nicht!
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X-Sid
23.04.2023 20:27registriert August 2021
Grazie Italia ! Unsere Politiker müssen zuerst die Lage genau beobachten , dann das weitere Vorgehen besprechen denn es fallen ja Kosten an !
2016
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19
Genervter Grünen-Glättli in der Asyl-«Arena»: «Eine billige Art, Härte zu demonstrieren»
Für die wirklich schutzbedürftigen Flüchtenden hat es Platz, alle anderen soll die Schweiz ausweisen. Notfalls auch via Drittstaat. Mit dem Ruanda-Vorstoss von Petra Gössi können Grüne und SP überhaupt nichts anfangen. Sie fordern die Achtung der Menschenrechte und eine grosszügigere Asylpolitik.

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