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Kampfjet-Deal – darum könnte auch die Schweiz Ärger mit Trump bekommen

U.S. Air Force fighter aircraft F-35 performs aerobatic maneuvers on the second day of the Aero India 2025, a biennial event, at Yelahanka air base in Bengaluru, India, Tuesday, Feb. 11, 2025. (AP Pho ...
Teures Teil: Die Kosten für die Herstellung eines F-35-Kampfjets steigen aktuell massiv an. (Symbolbild)Bild: keystone

Darum könnte sich auch die Schweiz mit Trump in die Haare kriegen

Die Schweiz hat mit den USA einen Milliardendeal für die Beschaffung neuer Kampfjets abgeschlossen. Deren Produktion wird nun wohl deutlich teurer als gedacht. Schweizer Politiker befürchten deshalb Ärger mit Donald Trump.
23.02.2025, 08:3823.02.2025, 16:26
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Es ist so eine Sache mit Donald Trump: Wegen der unzähligen umstrittenen Dinge, die der US-Präsident tagein, tagaus in die Welt posaunt, ist häufig unklar, was er nun wirklich ernst meint und was nicht.

Doch eines ist durch dieses Verhalten umso gewisser: Dass man sich nicht mehr vorbehaltlos auf die USA verlassen kann – weder als Bündnis- noch als Geschäftspartner.

President Donald Trump speaks at the Conservative Political Action Conference, CPAC, at the Gaylord National Resort & Convention Center, Saturday, Feb. 22, 2025, in Oxon Hill, Md. (AP Photo/Jose L ...
Donald Trumps Verhalten verunsichert die westliche Welt.Bild: keystone

Das bekommt in naher Zukunft womöglich auch die Schweiz direkt zu spüren. Denn Verteidigungsministerin Viola Amherd hat mit den Amerikanern vor knapp drei Jahren einen Milliardendeal abgeschlossen, um die Schweizer Luftwaffe mit neuen F-35-Kampfjets auszustatten.

Dabei erwischten Amherd und ihr Departement einen günstigen Zeitpunkt. Denn derzeit wird die Produktion von Kampfjets nach Jahren stagnierender Preise massiv teurer – der Effekt der gefürchteten Inflation in den Vereinigten Staaten tritt deutlich zutage, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt.

Die Kosten der für die Schweiz bestimmten Jets des US-Entwicklers Lockheed Martin könnten bei einem ursprünglichen Bestellvolumen von 3,8 Milliarden Franken um «Hunderte Millionen» ansteigen. Womit es die Frage zu klären gilt, wer diese berappen muss.

Laut einem vertraulichen Zusatzdokument des Kaufvertrags, das der NZZ vorliegt, handelt es sich beim 2022 festgelegten Betrag um einen «fixed price». Das heisst im Grunde, die Schweiz muss nur zahlen, was damals vereinbart wurde – Inflation und andere Mehrkosten gehen auf das Konto der USA. Das sei schwarz auf weiss in dem Dokument festgehalten.

Doch zu glauben, dass sich die aktuelle US-Regierung daran halten wird, ist für SP-Sicherheitspolitikerin Priska Seiler Graf «naiv».

«Ich kann mir kaum vorstellen, dass Trump den US-Steuerzahler für das Schweizer Flugzeug wird bezahlen lassen.»

Trump werde sicher behaupten, dass er niemals einen solch schlechten Deal abgeschlossen hätte, so Seiler Graf.

Priska Seiler Graf, Nationalraetin SP-ZH, spricht waehrend einer Medienkonferenz zur Lancierung der Kampagne "Nein zu den Kampfjet-Milliarden", am Freitag, 14. August 2020 in Bern. (KEYSTONE ...
Traut Trump nicht: Priska Seiler Graf.Bild: keystone

Zweifel an der Vertragstreue der Amerikaner haben auch Reto Nause, Berner Mitte-Sicherheitspolitiker oder Nationalrat Lorenz Hess. Auch sie zweifeln an der Aufrichtigkeit von Trump und seiner Gefolgschaft, wie Hess deutlich macht:

«Es ist leider zu befürchten, dass ein US-Präsident Trump sich nicht an die Verträge halten wird.»

Beim VBS gibt man sich derweil zweckoptimistisch. Die USA seien ein Rechtsstaat, man gehe davon aus, dass sie sich als solcher an bestehende Verträge halten würden, heisst es seitens Verteidigungsdepartement. Ähnlich äussert sich SVP-Sicherheitspolitiker Mauro Tuena. Für ihn ist klar:

«Es wäre ein krasser Vertragsbruch, wenn sich die USA nicht daran hielten.»
Mauro Tuena, SVP-ZH, spricht waehrend der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Donnerstag, 19. September 2024 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Mauro Tuena hofft auf den US-Rechtsstaat.Bild: keystone

Was zudem beachtet werden muss: Die Schweiz mag finanziell gute Verträge abgeschlossen haben – doch es gibt in anderer Hinsicht Kritikpunkte. So ist in den Kaufverträgen keine Gerichtsbarkeit vereinbart. Die Möglichkeit bei Streitigkeiten vor Gericht zu ziehen besteht damit nicht.

Dass das womöglich sowieso keine Rolle spielt – Trump hat in seinen ersten Wochen im Amt deutlicher denn je gezeigt, dass er von unabhängigen Gerichten, Verträgen und Zusicherungen nicht viel hält – ist nochmals ein anderes Thema. (con)

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333 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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marcog
23.02.2025 08:55registriert Februar 2016
Vielleicht sollte die Schweiz die Flieger doch eher von einem verlässlicheren Partner kaufen, wie Frankreich oder Schweden.
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Optimus_Maximus
23.02.2025 08:56registriert Juni 2023
Vielleicht hätte die CH doch den Gripen ordern sollen. Die europäische Rüstungsindustrie unterstützen sollen. Ein wenig geopolitische Weitsicht? Die massive Kampagne gegen den Gripen ("Papierflieger") zeigte jedoch Wirkung.
Falls es Probleme mit der Vertragstreue der Trumpisten gibt, schicken wir dich Ölbert "ich tendiere zum Faschismus" Rösti in Begleitung mit Karin "MAGA sind lupenreine Direktdemokraten" Keller-Suter nach Washington, um die Sache zu regeln. Ölbert könnte doch den Verzicht auf Importbeschränkungen für Agrargüter anbieten, was Trump sicher freuen würde. :)
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Quieselchen
23.02.2025 08:58registriert Januar 2021
1. der „Geschäftsmann“ Donald Trump hat sich NOCH NIE an Verträge gehalten, warum sollte es der „Staatsmann“ tun?
2. Entweder die Schweiz zahlt drauf (und sicher mehr als den Inflationsausgleich) oder sie können wie die Australier ihre Anzahlung abschreiben. So kann man natürlich auch einen Staat finanzieren…
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