Weil Präsident Wolodymyr Selenskyj eine erste Version des von Washington vorgeschlagenen Rohstoff-Abkommens abgelehnt hatte, sah sich Donald Trump zu Schimpftiraden veranlasst. Obwohl die Annäherung Washingtons an Moskau die Ukraine existenziell bedroht, blieben Kiews offizielle Reaktionen einigermassen besonnen. Selenskyj machte klar, dass sich sein Land nicht erpressen lasse und es keinen Frieden ohne die Beteiligung der Ukraine geben werde.
Der Ernst der Lage ist Selenskyj aber ohne Zweifel bewusst: Auf eine entsprechende Frage antwortete er, dass er sich nicht sicher sei, ob die Ukraine ohne amerikanische Hilfe überleben könne. Allerdings ist das letzte Wort beim Rohstoffabkommen wohl noch nicht gesprochen, denn es scheint in dieser Angelegenheit weitere Gespräche zwischen Amerikanern und Ukrainern zu geben.
Dass Trump kein Freund der Ukraine ist, hat sich im Land schon lange herumgesprochen. Die Verkehrung von Fakten – die Ukraine sei schuld am Krieg oder dass sich Selenskyj wie ein Diktator gebärde – hat aber viele schockiert. Mit Aussagen wie jene, dass der ukrainische Staatschef im Volk nur auf eine Zustimmungsquote von vier Prozent komme, hat sich Trump noch zusätzlich disqualifiziert. Selenskyj lässt sich durch Trump vorerst nicht erpressen. Das hat seine Popularität von 52 Prozent im Dezember auf nun 57 Prozent katapultiert.
Die meisten Ukrainer sehen inzwischen ein, dass sie die Halbinsel Krim und die anderen besetzten Gebiete nicht zurückerobern können. Russische Forderungen, in Kiew eine Marionettenregierung von Moskaus Gnaden einzurichten, sind aber für die allermeisten Ukrainer inakzeptabel. Die Ukraine will nicht wie Weissrussland werden. Die von Trump geforderten Wahlen wären ausserdem eine Verletzung der ukrainischen Verfassung, die keine Urnengänge im Kriegszustand zulässt.
Was viele Menschen in Europa nicht begreifen: Die Ukrainer fürchten sich viel weniger vor Russland als die Europäer. Sie haben ihre Erfahrungen mit den Russen gemacht und kennen deren Stärken und Schwächen – und auch Moskaus Tricks. Sie können sich auch russische Fernsehsendungen ansehen und wissen, welcher Hass auf die Ukraine und was für völkermörderische Ideen da zur besten Sendezeit verbreitet werden.
«Warum hat Europa so viel Angst?», fragt Aliona, eine ältere Bewohnerin von Kiew in einem Chat. «Das Leben geht auch nach der Konferenz von München weiter. Die Ukraine verteidigt sich. Das ist einfach die einzige Chance, wie wir überleben können.» Sie nähe nun halt Tarnnetze für die Soldaten. «Helft weiter unserer Armee, und am Ende werden wir gewinnen oder umkommen.»
In Zeiten der Bedrohung scharen sich die Menschen um ihren Präsidenten, auch wenn sie diesem in besseren Zeiten vorwerfen, zu wenig gegen die Korruption zu unternehmen und sich zu oft in militärische Entscheidungen einzumischen.
Laut Umfragen gibt es derzeit nur einen Mann, der Selenskyj in Wahlen schlagen könnte: der vor einem Jahr abgesetzte Chef der Streitkräfte, Waleri Saluschni. Allerdings ist dieser im Moment ukrainischer Botschafter in London, und er hat bisher kein Interesse an einer politischen Karriere bekundet. Oppositionspolitiker wie der ehemalige Präsident Petro Poroschenko oder die frühere Premierministerin Julia Timoschenko liegen weit abgeschlagen hinter Selenskyj.
Nicht alle Ukrainer sehen die Annäherung zwischen Moskau und Washington nur als Bedrohung: Denis, ein Stabsoffizier im Donbass, glaubt, dass Putins Verhandlungsbereitschaft ein Zeichen der Schwäche sei. «Wenn seine Armee wirklich so stark wäre, hätte er Gesprächen bestimmt nicht zugestimmt.» Ganz abwegig ist das nicht: Während die täglichen Geländegewinne der Russen im November noch etwa 24 Quadratkilometer betrugen, sind es im Februar bisher noch acht.
Insbesondere scheint der Vormarsch bei der Stadt Pokrowsk – der momentan grössten Schlacht -vorerst gestoppt zu sein. Die Ukrainer haben dort offenbar bei Drohnen die Luftüberlegenheit und bekämpfen so auch den russischen Nachschub weit hinter der Front. Die Probleme der Russen werden in diesem Bereich auch noch durch den Mangel an Fahrzeugen verschärft. Weil alles, was Räder hat, schnell aus der Luft angegriffen wird, verwenden die Russen an der Front nun auch Esel und Pferde für den Transport von Nachschub.
(aargauerzeitung.ch)
Eine korrupte Person an seiner Stelle würde bei guten Aussichten (für ihn selbst) die Ukraine wohl verschachern. So steht Selenskyj zwischen Trump und seinem Wahlversprechen.
Es gibt bereits jetzt Frontabschnitte in denen es keine Fahrzeuge mehr gibt, weil die Ukraine alles zerstört hat.
Noch maximal ein Jahr maximale Unterstützung für die Ukraine und der Krieg nimmt ein gutes Ende.
Falls so etwas überhaupt so genannt werden kann.