Die Bilder erinnern unweigerlich an die gemeinsamen Auftritte von Wladimir Putin und dem Moskauer Patriarchen Kyrill nach dem Überfall auf die Ukraine. Entsprechend verheissen sie wenig Gutes.
An einer Pressekonferenz in Belgrad bekräftigten der serbische Präsident Aleksandar Vucic und das Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Porfirije, dass sie beide «alles in ihrer Macht Stehende geben werden, um den Frieden zu bewahren». Denn der schwelende Kosovo-Konflikt ist laut Porfirije an einem «wahrlich ernsten Punkt angelangt, der zu Wegen führen könnte, die niemand will».
Dieser Friedensappell ist aber nur der vorgeschobene Teil der Botschaft der geistlichen und politischen Führung Serbiens. Ebenso deutlich unterstrichen beide, dass es niemandem gelingen werde, «egal, was sie versuchen, den Patriarchen und die serbisch-orthodoxe Kirche aus der Seele aus dem Herzen des serbischen Volkes im Kosovo zu reissen».
An der Medienkonferenz redete sich Vucic während einer Viertelstunde regelrecht in Rage, nachdem Porfirije betont hatte, ein bewaffneter Konflikt würde keiner Seite etwas Gutes bringen: «Schande über euch alle, Ihr Lügenbande!», rief Vucic auf dem Höhepunkt seiner Brandrede in Richtung Pristina und westlicher Staatengemeinschaft aus.
Anlass für den gemeinsamen Auftritt war das Einreiseverbot für den serbischen Patriarchen, das die kosovarische Führung am Montag ausgesprochen hatte. Damit verhinderte sie eine geplante Andacht Porfirijes und ein Treffen mit Gläubigen im Patriarchenkloster Pec nahe der kosovarischen Stadt Peja. Stattdessen trafen sich Porfirije und Vucic zu einem Krisengespräch.
Das Kirchenoberhaupt geisselte die verhinderte Einreise vor den Medien als absurd und einzigartig: «Das Patriarchenkloster von Pec ist für das serbische Volk und die orthodoxe Kirche das, was der Vatikan oder der Lateran für die Katholiken sind. Man stelle sich jetzt vor, dass irgendjemand ohne Grund dem Papst verbietet, den Vatikan zu betreten. In diesem Fall würde die ganze Welt aufschreien.»
Diesen Punkt griff Vucic gleich mehrfach auf: «Wann hat es das je gegeben, dass einem Kirchenoberhaupt der Zutritt zu seinem eigenen Haus verweigert wird?» Noch schlimmer sei aber, dass der Westen angesichts dieses ungeheuerlichen Vorfalls schweige. Stattdessen reite die internationale Gemeinschaft lieber auf einer Barrikade herum, welche die Kosovo-Serben in ihrer Not als Zeichen des Protests errichtet hätten - auf einer Strasse, die von Albanern gar nicht benutzt werde.
Insofern gab der zweifellos gut vorbereitete Ausbruch Vucics tiefen Einblick in seine Sicht der Dinge, ja in das serbische Seelenleben überhaupt. Seit Jahren verweigere die kosovarische Führung dem serbischen Bevölkerungsteil die Bürgerrechte, breche abgegebene Versprechen in Sachen politischer Vereinigung der serbischen Kommunen und nehme willkürliche Verhaftungen von serbischen Aktivisten vor, argumentierte der Staatspräsident. All dies mit Billigung der Nato und der EU, die sich «taub und dumm» stellten.
Wenn sich aber die Kosovo-Serben dagegen auflehnten und ihnen Serbien zur Seite stehe, würde die ganze Welt über Belgrad herfallen. Dabei werde mit der territorialen Integrität des Kosovo argumentiert - genau jene territoriale Integrität, welche die Nato im Fall von Serbien missachtete, als sie «den Kosovo unserem Land entriss».
Laut Vucic ist es inzwischen das einzige Ziel «des sogenannten kosovarischen Staates» und des Westens, «alle Serben für alle Zeiten aus dem Kosovo zu vertreiben». Doch der serbische Staat werde seinen Landsleuten trotz aller Widerstände weiterhin zur Seite stehen, «und das ist nicht bloss eine politische Parole».
Trotzdem werde die serbische Führung weiterhin für den Frieden und um eine Kompromisslösung im Konflikt kämpfen. Die Gebete des Patriarchen würden sie dabei begleiten. Grosse Zuversicht hege er jedoch nicht, da man nicht mit jemandem verhandeln könne, der nicht verhandeln will, reichte Vucic den Schwarzen Peter an Pristina weiter. Höflich bat er noch den Patriarchen Porfirije um Entschuldigung für seine laute Ansprache. Doch er habe «nur die Wahrheit gesagt». (aargauerzeitung.ch)
Das stärkste Elixier des Teufels
Wäre auch in der Schweiz mal an der Zeit.