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Serbien

Serbien-Präsident Vucic kündigt Abbau von Strassenblockaden im Kosovo an

Serbian President Aleksandar Vucic speaks during a press conference, in Belgrade, Serbia, Saturday, Oct. 8, 2022. Vucic said Sunday after a meeting of Serbia's top security body that he will do e ...
Laut Aleksandar Vucic werden die serbischen Strassenblockaden im Nordkosovo ab Donnerstagmorgen abgebaut. Bild: keystone

Aufatmen im Serbien-Kosovo-Konflikt: Abbau von Strassenblockaden hat begonnen

Nach Tagen schrittweise eskalierender Rhetorik kündigt Serbiens Präsident Aleksandar Vucic den Abbau der Strassenblockaden im Kosovo am frühen Donnerstagmorgen an. Den Worten folgen nun Taten.
29.12.2022, 03:4229.12.2022, 14:45
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Serben im Norden des Kosovos haben damit begonnen, die von ihnen errichteten Barrikaden zu verlassen. An der Blockade nahe der Ortschaft Rudare stand niemand mehr Wache, die Zelte der Aktivisten waren verwaist, berichtete das serbischsprachige Nachrichtenportal «kossev.info».

Serben hatten in den letzten drei Wochen an einem Dutzend Stellen im Norden des Kosovos Barrikaden errichtet, die unter anderem die Zufahrtswege zu zwei Grenzübergängen nach Serbien versperrten.

Der Abbau der Strassensperren wurde vom serbischen Präsident Aleksandar Vucic am Mittwochabend nach einem Treffen mit Serben aus dem nördlichen Kosovo in der serbischen Stadt Raška angekündigt. «Es ist ein langwieriger Prozess. Es wird eine Weile dauern.»

A man takes photos of a burnt-out truck, part of a barricade on the bridge near the northern, Serb-dominated part of ethnically divided town of Mitrovica, Kosovo, Thursday, Dec. 29, 2022. Serbia' ...
Ein ausgebrannter Lastwagen als Teil einer Strassenblockade, 29. Dezember 2022.Bild: keystone

Die Polizei des Kosovo bestätigte denn auch, dass Grenzübergänge wieder geöffnet worden sei. Die Regierung in Pristina hatte den Grenzübergang am Mittwoch als Reaktion auf die Errichtung weiterer Barrikaden auf der serbischen Seite geschlossen.

Zudem hob Vucic am Donnerstag die erhöhte Alarmbereitschaft für Militär und Polizei auf. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tanjug unter Berufung auf die Präsidentschaftskanzlei. Vucic hatte die Verhängung der erhöhten Bereitschaft vor drei Tagen mit den jüngsten Spannungen im Kosovo begründet.

Nur Stunden zuvor stellte Vucic noch in aller Deutlichkeit sicher, dass die Welt weiss, wie er über die Situation zwischen seinem Land und dem Kosovo denkt. In einer Wutrede mit dem Kirchen-Patriarchen Porfirije kritisierte er dabei auch die EU und die Nato für die seiner Ansicht nach klar pro-kosovarische Haltung. Nach dem Rundumschlag scheint es nun, als ob sich Vucic doch um Deeskalation bemühen möchte.

Der Hintergrund

Ursprünglicher Auslöser der Barrikaden war die Festnahme eines serbischen Polizisten, der bei einer früheren Demonstration Polizeibeamte des Kosovo angegriffen haben soll. Die serbischen Demonstranten fordern seine Freilassung und errichteten im Zuge der teils gewaltsamen Proteste Strassenblockaden. Ein Gericht in Pristina ordnete nun an, dass er aus der Haft entlassen und in Hausarrest überstellt wird.

Die Spannungen in der Region hatten sich in dieser Woche verschärft, nachdem Serbien am Montag die Armee in Alarmbereitschaft versetzt hatte und der Kosovo am Mittwoch den grössten Grenzübergang geschlossen hatte. Die Nato, die USA und die Europäische Union zeigten sich besorgt über die Entwicklung und riefen zu Zurückhaltung und Dialogbereitschaft auf. Dagegen stellte sich Russland hinter Serbien.

Der Konflikt schwelt seit mehr als 20 Jahren. Im Norden des mehrheitlich albanischen Kosovo leben rund 50'000 Serben. Sie weigern sich, die Regierung in Pristina und den Kosovo als Staat anzuerkennen. Auch Serbien erkennt die Unabhängigkeit seiner früheren südlichen Provinz nicht an.

Der Kosovo hatte sich im Jahr 2008 einseitig für unabhängig erklärt, nachdem er neun Jahre lang unter Uno-Verwaltung gestanden war. Diese war nach der Vertreibung der serbischen Sicherheitskräfte durch eine Nato-Militäraktion eingerichtet worden. Die im Juni 1999 beschlossene Uno-Sicherheitsratsresolution bekräftigte zugleich die völkerrechtliche Zugehörigkeit des Kosovo zu Serbien. Belgrad argumentiert, dass die Resolution immer noch gültig sei. Anläufe, sie zu ändern, scheiterten an der Uno-Vetomacht Russland.

(yam/con/sda/apa/reuters)

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pat da Rat
29.12.2022 07:25registriert Mai 2022
Lets face it, Serbien (und auch der ganze Balkan und Europa) kann sich einen neue Krieg schlicht nicht leisten. Das wütende Schnauben und Aufplustern des serb. Präs. Vucic ist ein Versuch von den katastrophalen wirtsch. Zuständen im Lande abzulenken und eine paar zusätzl. chin. Darlehen und russ. Fördergelder abzustauben, wenn er brav die Marionette von Xi und Putin gibt. Vocic weiss, dass die Mehrheit der Serben keinen Bock auf weiter Dummheiten und Elend haben. Die paar Faschos und Nationalisten, die da rumschreien und einem Serbischen Grossreich nachtrauern, sind kaum ein Abbild Serbiens.
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Kommentar*innen
29.12.2022 08:26registriert Juni 2018
Putin hätte 10 Ringe bestellen sollen. Neuerdings gesellt sich Serbien sehr gerne zu den GUS Staaten und küsst Putin leidenschaftlich seine Füsse. Würd mich nicht wundern, wenn Belgrad via Moskau massiv gehirnwäscht wird.
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