Sie treiben auf der Wasseroberfläche, halten Händchen, sind herzig – und eine echte Plage für den Stadtstaat Singapur. Dort hat sich die Otten-Population seit 2019 verdoppelt.
«Sie haben keine Angst und die mutigeren Familien laufen einfach an uns vorbei», sagt N Sivasothi, Dozent für biologische Wissenschaften an der nationalen Universität von Singapur, gegenüber The Guardian. «Es gibt keinen Ort in ganz Singapur, wo keine Otten sind.»
Während 2020 noch 208 Meldungen über Otten bei der Nationalparkverwaltung NParks eingegangen sind, waren es 2021 bereits 305. Per August dieses Jahres sind es bereits über 300. Bei den meisten dieser Meldungen handelt es sich um Sichtungen, vereinzelt aber auch um Übergriffe auf Menschen. «Wir stehen hier vor etwas nie Dagewesenem», sagt Sivashoti.
Otten greifen grundsätzlich nur an, wenn sie provoziert werden. Durch die erhöhte Verbreitung kommt es aber immer häufiger zu Zwischenfällen. So wurde letztes Jahr ein Brite mitten im Botanischen Garten von einer Gruppe Otten verfolgt und angefallen.
Die Händli-haltenden Raubtiere ernähren sich mehrheitlich von Fisch und Amphibien, schnabulieren aber während der Reis-Saison gerne auch Ratten. Eine (teure) Leibspeise der Singapurer Otten: Koi-Fische, die in privaten Teichen gehalten und für bis zu mehrere hunderttausend Franken gekauft werden.
Der in der Schweiz heimische eurasische Fischotte verbreitet sich hierzulande nur sehr zögerlich nach seiner Wiedereinführung. Sein fernöstliches Pendant, der indische Fischotte, erlebt in Singapur seit den 1980er-Jahren eine regelrechte Blütezeit. Damals investierte der Stadtstaat in ein modernes Abwassersystem und bekämpfte so die Wasserverschmutzung. Seither ist der Singapore River weitestgehend sauber und so ein Paradies für Otte und Öttin.
Mittlerweile hat NParks mit einem Umsiedlungsprojekt begonnen – erfolgreich. Nach einer fast einwöchigen Lockaktion konnte eine Ottenfamilie, die sich unter einem Gehweg eingegraben hatte, an einen anderen Ort auf der Insel umgesiedelt werden. (cpf)