Die Trockenheit in Spanien scheint kein Ende zu nehmen. Seit 36 Monaten regnet es kaum. Bereits 2021 und 2022 mussten die Menschen Dürresommer mit Extremtemperaturen und Waldbränden überstehen. Und: Es droht ein weiterer trockener Sommer.
Das ist auch für uns hierzulande problematisch, denn Spanien ist in Europa wohl der mit Abstand wichtigste Handelspartner für Früchte und Gemüse – gefolgt von Italien, Frankreich und den Niederlanden. Doch durch die Dürre wird es zunehmend schwieriger, Gemüse, Früchte und Getreide zu ernten.
There’s drought - and then there’s a super drought! 60% of the Spanish countryside is bone dry. Groundwater eventually runs out - then what..Wheat and barley crops are likely to fail entirely in four regions- & summer yet to come. pic.twitter.com/91mz8sYopf
— Peter Dynes (@PGDynes) April 16, 2023
Im Inland von Katalonien ist die Situation besonders kritisch. In den sogenannten Cuencas Internas de Cataluña liegen die Wasserreserven bei nur noch 26 Prozent. Zu dieser Jahreszeit sollten sie eigentlich bei 76 Prozent liegen. In dieser Region liegen ein Teil der wichtigsten Obstplantagen des Landes.
Auch im Einzugsgebiet des Flusses Guadiana in Extremadura und Andalusien wird die Dürre immer schlimmer. Dort sind die Stauseen noch zu 34 Prozent gefüllt. Sorgen bereitet ausserdem das Gebiet Guadalquivir in Andalusien, wo die Reserven bei 25 Prozent liegen, ebenfalls 30 Prozent unter dem Normalwert. Extremadura beherbergt die grössten Getreidefelder. In Andalusien werden Früchte und Gemüse im grossen Stil angebaut. Zudem stammt Olivenöl aus dieser Region.
Der Wassermangel trifft die Landwirtschaft in Spanien besonders hart. Auf mehr als 3,5 Millionen Hektaren Anbaufläche «werden wir in diesem Jahr kein einziges Getreidekorn ernten», erklärt Landwirt Daniel Trendo aus Extremadura auf Twitter. Auf der Plattform teilt er Bilder und Videos von seinen ausgetrockneten Feldern, auf denen er unter anderem Gerste und Erbsen angebaut hatte.
Voy a ser directo: en gran parte de España este año no se va a cosechar ni un grano de cereal.
— Daniel Trenado (@ImSeudo) April 14, 2023
Trato de explicar brevemente porqué y a donde vamos.
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Insgesamt werde in vier Regionen des Landes die Ernte von Weizen und Gerste in diesem Jahr komplett abgeschrieben. In drei weiteren Regionen wird sie stark beeinträchtigt sein, heisst es in einem Bericht des Dachverbands von Bauern- und Viehzüchterorganisationen.
Ebenfalls vom Wassermangel betroffen ist der Avocado-Anbau. Denn dieser benötigt sehr viel Wasser. Aber auch bei anderen Gemüsesorten sind die Einbrüche spürbar: In den ersten fünf Wochen des Jahres fiel die spanische Tomatenproduktion 22 Prozent niedriger aus als sonst, bei den Gurken waren es 21 Prozent, bei den Auberginen sogar 25 Prozent.
Doch trotz der extremen Dürre will die Regierung von Andalusien den wasserintensiven Anbau von Erdbeeren erweitern, wie diese Woche mitgeteilt wurde. Das sorgt für viel Aufregung. Denn direkt an dem vom Austrocknen bedrohten Feuchtgebiet und UNESCO-Weltnaturerbe Doñana im Südwesten des Landes kündigte die konservativ regierte Region Andalusien diese Woche die Ausweitung der zulässigen Anbaufläche der wasserintensiven Erdbeeren um weitere rund 800 Hektare an.
Umweltschützer und Forscher schlagen Alarm. Die EU droht mit Sanktionen, die UNESCO warnt vor einer Streichung des Nationalparks Doñana von der Weltnaturerbe-Liste. Das grosse Problem ist nämlich, dass im Nationalpark der Grundwasserspiegel schon seit Jahren drastisch zurückgeht. Grund dafür: Legale und illegale Brunnen werden benutzt, um grosse Wassermengen vorwiegend für Frucht- und Gemüseplantagen, aber auch für den Tourismus abzuzweigen.
In einigen Regionen und Städten ist das Wasser sogar so knapp, dass es rationiert werden muss. So zum Beispiel in der Region Katalonien. Inzwischen musste die katalanische Regierung in 224 Gemeinden das Wasser rationieren. Gärten und öffentliche Parks dürfen nicht mehr mit Leitungswasser bewässert werden. Die öffentlichen Springbrunnen sind trocken. Es wurde verboten, Autos zu waschen und die Bürgersteige mit Wasser zu säubern.
Mit Hochdruck wird nach einer anderen Wasserquelle gesucht. Derzeit kann die Versorgung nur mithilfe von Meerwasser aufrechterhalten werden.
Mit der Trockenheit steigt auch die Gefahr von Waldbränden. Es kommt bereits jetzt zu ersten Ausbrüchen – ungewöhnlich früh im Jahr. In den östlichen Provinzen verbrannten Tausende Hektare Wald. In Valencia mussten mehr als 1600 Menschen ihre Häuser verlassen.
2022 war Spaniens bisher schlimmstes Waldbrand-Jahr. Es verbrannten fast 310'000 Hektare Waldmasse – viermal so viel wie im Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre. Und für dieses Jahr scheint kein Ende in Sicht.
Es ist eine Frage der Zeit, ob und wie lange die aktuellen Produkte überhaupt noch in Spanien angebaut werden können. Jetzt muss die gesamte Landwirtschaft umdenken.
(oee)
Also… Anstatt Futtergewächse für Fleisch, direkt in Gemüse investieren.
Die rechte Regierung Andalusiens will die Schäden durch zu viel Erdbeeranbau mit noch mehr Erdbeeranbau bekämpfen.
Und wir machen den ganzen Unfug erst möglich: kaufen im Winter und Frühling Tomaten, Gurken, Auberginen, die ohne viel Umweltbelastung erst im Sommer geniessbar wären. Und Erdbeeren.