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Dürre in Spanien: Europas Gemüsegarten trocknet aus

View of the Sau reservoir about 100 km (62 miles) north of Barcelona. Spain, Monday, March 20, 2023. The Sau reservoir's water levels now stand at 9% of total capacity, according to Catalan Water ...
Blick auf den Sau-Stausee etwa 100 Kilometer nördlich von Barcelona.Bild: keystone

Dürre in Spanien: Europas Gemüsegarten trocknet aus

Die extreme Trockenheit in Spanien dauert an. Der Wassermangel in Spanien trifft vor allem die Landwirtschaft.
21.04.2023, 09:4221.04.2023, 12:44
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Die Trockenheit in Spanien scheint kein Ende zu nehmen. Seit 36 Monaten regnet es kaum. Bereits 2021 und 2022 mussten die Menschen Dürresommer mit Extremtemperaturen und Waldbränden überstehen. Und: Es droht ein weiterer trockener Sommer.

Das ist auch für uns hierzulande problematisch, denn Spanien ist in Europa wohl der mit Abstand wichtigste Handelspartner für Früchte und Gemüse – gefolgt von Italien, Frankreich und den Niederlanden. Doch durch die Dürre wird es zunehmend schwieriger, Gemüse, Früchte und Getreide zu ernten.

Im Inland von Katalonien ist die Situation besonders kritisch. In den sogenannten Cuencas Internas de Cataluña liegen die Wasserreserven bei nur noch 26 Prozent. Zu dieser Jahreszeit sollten sie eigentlich bei 76 Prozent liegen. In dieser Region liegen ein Teil der wichtigsten Obstplantagen des Landes.

Auch im Einzugsgebiet des Flusses Guadiana in Extremadura und Andalusien wird die Dürre immer schlimmer. Dort sind die Stauseen noch zu 34 Prozent gefüllt. Sorgen bereitet ausserdem das Gebiet Guadalquivir in Andalusien, wo die Reserven bei 25 Prozent liegen, ebenfalls 30 Prozent unter dem Normalwert. Extremadura beherbergt die grössten Getreidefelder. In Andalusien werden Früchte und Gemüse im grossen Stil angebaut. Zudem stammt Olivenöl aus dieser Region.

A view of Ter river running dry toward a reservoir near Vilanova de Sau, Catalonia, Spain, Wednesday, Nov. 23, 2022. Barcelona and large swathes of Spain's northeast will go under water restricti ...
Ein Blick auf den Fluss Ter, der im November 2022 nur noch ein Rinnsal war. Er speist einen Stausee in der Nähe von Vilanova de Sau, Katalonien, Spanien.Bild: keystone

«Kein einziges Getreidekorn» und ein Viertel weniger Auberginen

Der Wassermangel trifft die Landwirtschaft in Spanien besonders hart. Auf mehr als 3,5 Millionen Hektaren Anbaufläche «werden wir in diesem Jahr kein einziges Getreidekorn ernten», erklärt Landwirt Daniel Trendo aus Extremadura auf Twitter. Auf der Plattform teilt er Bilder und Videos von seinen ausgetrockneten Feldern, auf denen er unter anderem Gerste und Erbsen angebaut hatte.

Insgesamt werde in vier Regionen des Landes die Ernte von Weizen und Gerste in diesem Jahr komplett abgeschrieben. In drei weiteren Regionen wird sie stark beeinträchtigt sein, heisst es in einem Bericht des Dachverbands von Bauern- und Viehzüchterorganisationen.

Ebenfalls vom Wassermangel betroffen ist der Avocado-Anbau. Denn dieser benötigt sehr viel Wasser. Aber auch bei anderen Gemüsesorten sind die Einbrüche spürbar: In den ersten fünf Wochen des Jahres fiel die spanische Tomatenproduktion 22 Prozent niedriger aus als sonst, bei den Gurken waren es 21 Prozent, bei den Auberginen sogar 25 Prozent.

Trotz Dürre sollen Erdbeeren wachsen

Doch trotz der extremen Dürre will die Regierung von Andalusien den wasserintensiven Anbau von Erdbeeren erweitern, wie diese Woche mitgeteilt wurde. Das sorgt für viel Aufregung. Denn direkt an dem vom Austrocknen bedrohten Feuchtgebiet und UNESCO-Weltnaturerbe Doñana im Südwesten des Landes kündigte die konservativ regierte Region Andalusien diese Woche die Ausweitung der zulässigen Anbaufläche der wasserintensiven Erdbeeren um weitere rund 800 Hektare an.

Umweltschützer und Forscher schlagen Alarm. Die EU droht mit Sanktionen, die UNESCO warnt vor einer Streichung des Nationalparks Doñana von der Weltnaturerbe-Liste. Das grosse Problem ist nämlich, dass im Nationalpark der Grundwasserspiegel schon seit Jahren drastisch zurückgeht. Grund dafür: Legale und illegale Brunnen werden benutzt, um grosse Wassermengen vorwiegend für Frucht- und Gemüseplantagen, aber auch für den Tourismus abzuzweigen.

Temporary workers plant strawberries in farm in Almonte, southwest Spain, Tuesday, Oct. 18 2022. Farming and tourism had already drained the aquifer feeding Do
Der Anbau von Erdbeeren soll trotz Dürre erweitert werden.Bild: keystone

Wasser wird rationiert

In einigen Regionen und Städten ist das Wasser sogar so knapp, dass es rationiert werden muss. So zum Beispiel in der Region Katalonien. Inzwischen musste die katalanische Regierung in 224 Gemeinden das Wasser rationieren. Gärten und öffentliche Parks dürfen nicht mehr mit Leitungswasser bewässert werden. Die öffentlichen Springbrunnen sind trocken. Es wurde verboten, Autos zu waschen und die Bürgersteige mit Wasser zu säubern.

Mit Hochdruck wird nach einer anderen Wasserquelle gesucht. Derzeit kann die Versorgung nur mithilfe von Meerwasser aufrechterhalten werden.

Die Gefahr von Waldbränden steigt

Mit der Trockenheit steigt auch die Gefahr von Waldbränden. Es kommt bereits jetzt zu ersten Ausbrüchen – ungewöhnlich früh im Jahr. In den östlichen Provinzen verbrannten Tausende Hektare Wald. In Valencia mussten mehr als 1600 Menschen ihre Häuser verlassen.

2022 war Spaniens bisher schlimmstes Waldbrand-Jahr. Es verbrannten fast 310'000 Hektare Waldmasse – viermal so viel wie im Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre. Und für dieses Jahr scheint kein Ende in Sicht.

Es ist eine Frage der Zeit, ob und wie lange die aktuellen Produkte überhaupt noch in Spanien angebaut werden können. Jetzt muss die gesamte Landwirtschaft umdenken.

(oee)

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135 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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FamilyGuy
21.04.2023 10:35registriert März 2020
in der Schweiz gibt es noch mehr Wasser.. also sollte man eben mehr Gemüse anbauen, anstatt vorallem Subventionen in Fleisch- und Milchwirtschaft zu vergeben… ein Wirtschaftszweig, der extrem viel Wasser benötigt. Gemüse aus der Schweiz könnte wegen steigenden Preisen wegen Dürre sehr rentabel werden.
Also… Anstatt Futtergewächse für Fleisch, direkt in Gemüse investieren.
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Jack33
21.04.2023 10:24registriert Juli 2020
Darum sollte man in der Schule mehr praktisches Wissen vermitteln. Stellt euch mal vor es gäbe ein Fach wie Gärtnern, dort würde man lernen das Tomaten und Erdbeeren nicht im Winter wachsen und mehr über die Problematik von Treibhäuser sprechen.
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Aruma
21.04.2023 09:59registriert Januar 2020
Umdenken? - schön wärs! Aber das tun sie ja gerade nicht.

Die rechte Regierung Andalusiens will die Schäden durch zu viel Erdbeeranbau mit noch mehr Erdbeeranbau bekämpfen.

Und wir machen den ganzen Unfug erst möglich: kaufen im Winter und Frühling Tomaten, Gurken, Auberginen, die ohne viel Umweltbelastung erst im Sommer geniessbar wären. Und Erdbeeren.
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