International
Spanien

Pedro Sanchez in Spanien unter Druck wegen Carles Puigdemont

epa12346277 Former President of the Generalitat Carles Puigdemont (R) arrives prior to a meeting with Catalan regional President Salvador Illa at the Government Delegation to the European Union in Bru ...
Könnte aus dem Exil die spanische Regierung stürzen: Separatistenführer Carles Puigdemont.Bild: keystone

Katalanen brechen mit dem Premier – Spanien steht vor Regierungskrise

Die katalanischen Separatisten wenden sich in Spanien von der linken Minderheitsregierung ab. Ministerpräsident Sánchez blickt in eine ungewisse Zukunft. Es drohen Neuwahlen oder ein Misstrauensvotum.
27.10.2025, 18:2627.10.2025, 18:26

Spanien droht eine Regierungskrise: Die linksgerichtete Minderheitsregierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez verliert im Madrider Parlament einen wichtigen Partner. Die Partei Junts des katalanischen Separatistenführers Carles Puigdemont beschloss, den Unterstützungspakt mit der Sozialistischen Partei (PSOE) von Sánchez aufzukündigen.

Der 50-köpfige Vorstand von Junts traf diese Entscheidung bei einem Treffen im französischen Perpignan übereinstimmend, wie der staatliche TV-Sender RTVE und weitere Medien unter Berufung auf Partei-Sprecher berichteten. Der Beschluss wurde der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage bestätigt.

Die Parteibasis muss zwar noch den Bruch mit der Regierung absegnen. Das grüne Licht der Mitglieder von Junts gilt aber als höchstwahrscheinlich bis sicher. Die Abstimmung soll am Mittwoch und Donnerstag stattfinden.

Wird Sánchez gestürzt?

Für Sánchez ist das eine sehr schlechte Nachricht. Denn ohne die Stimmen der sieben Junts-Abgeordneten im Madrider «Congreso de los Diputados» hätte die linksgerichtete Regierung trotz Unterstützung anderer kleinerer Parteien keine Mehrheit mehr, um wichtige Projekte und Gesetzesvorhaben durchzusetzen.

epa12477034 Spain?s Prime Minister Pedro Sanchez speaks during the Euro Summit in Brussels, Belgium, 23 October 2025. European Union leaders convened to discuss the situation in Ukraine, European defe ...
Ministerpräsident Pedro Sánchez schaut in eine ungewisse spanische Zukunft. Bild: keystone

Zudem droht Sánchez nach Experteneinschätzungen ein Misstrauensvotum. Der seit 2018 regierende Sozialist könnte in dem Fall mit den Stimmen von Junts sowie der konservativen Volkspartei (PP) von Oppositionsführer Alberto Núñez Feijóo​ und der Rechtspopulisten von Vox gestürzt werden. Es wird in Madrid derweil nicht völlig ausgeschlossen, dass Sánchez Neuwahlen ausruft.

Der Unterstützungspakt mit Junts – sowie ähnliche Abkommen mit weiteren Parteien, die ebenfalls nicht der Koalition angehören – hatten nach der vorgezogenen Wahl vom Juli 2023 die Wiederwahl von Sánchez im Parlament ermöglicht, obwohl die PSOE hinter der PP nur Platz Zwei belegt hatte.

Puigedemont weiterhin im Exil

Der Bruch der Katalanen mit dem Ministerpräsidenten hat mehrere Gründe: Sánchez hatte der Puigdemont-Partei Junts unter anderem zugesagt, sich für die Anerkennung des Katalanischen als EU-Amtssprache einzusetzen. Doch diese Pläne scheiterten bisher am Widerstand Deutschlands in Brüssel.

Ein weiterer Streitpunkt ist die Umsetzung des Amnestiegesetzes für katalanische Separatisten. Zwar konnten mehrere Exilpolitiker nach Inkrafttreten des Gesetzes im vergangenen Jahr unbehelligt nach Spanien zurückkehren. Doch in einigen Fällen – darunter bei Puigdemont selbst – hoben die Richter die Haftbefehle bislang nicht auf. Der 62-Jährige frühere Regionalpräsident lebt seit dem von ihm initiierten Unabhängigkeitsreferendum von 2017 weiter im Exil. Deshalb fand das Junts-Vorstandstreffen auch in Perpignan statt. (dpa) (bzbasel.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
46 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Clint Bois d‘Est
27.10.2025 19:26registriert Februar 2018
Mich würde jetzt interessieren, warum genau Deutschland in Brüssel die Anerkennung des Katalanischen als EU-Amtssprache blockiert.
255
Melden
Zum Kommentar
46
Lukaschenko: politisch verfolgter Blogger ist eigentlich ein Spion
Der lange von der Opposition aus Belarus als politisch Verfolgter anerkannte Blogger Roman Protassewitsch arbeitet nach Darstellung von Machthaber Alexander Lukaschenko seit Jahren als Spion für sein Land. «Ich werde nicht viel erzählen. Protassewitsch ist ein Mitarbeiter unserer Auslandsaufklärung», sagte Lukaschenko bei einem öffentlichen Auftritt, den Staatsmedien zeigten. Er sei kein Oppositioneller gewesen, sondern jemand, der im Ausland – zuletzt in Griechenland – Informationen gesammelt habe.
Zur Story