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Katalanischer Separatist Puigdemont: «Bin wieder in Belgien»

Katalanischer Separatist Puigdemont: «Bin wieder in Belgien»

09.08.2024, 23:0609.08.2024, 23:06

Der per Haftbefehl gesuchte katalanische Separatistenführer Carles Puigdemont ist nach eigenen Angaben nach seinem Auftritt in Barcelona wieder in sein Exil im Belgien zurückgekehrt.

«Heute bin ich nach ein paar äusserst schwierigen Tagen in Waterloo», schrieb der 61-Jährige am Abend auf der Plattform X. Er habe in «wenigen Tagen Tausende Kilometer» zurückgelegt und brauche noch etwas, um sich auszuruhen. Zur Frage seiner politischen Zukunft äusserte sich Puigdemont zunächst nicht.

Zugleich kritisierte der per Haftbefehl in Spanien gesuchte Politiker die katalanischen Sicherheitsbehörden, die eine «Hexenjagd» gegen ihm nahestehende Menschen in Katalonien veranstalteten. Der Generalsekretär von Puigdemonts Partei Junts, Jordi Turull, hatte schon zuvor gesagt, dass Puigdemont wieder in Belgien sei. Die katalanische Polizei hatte zuvor betont, sie wisse nicht, wo sich Puigdemont aufhalte und Zweifel an Turulls Aussage geäussert.

Puigdemont bezeichnete die Grossfahndung, die nach seinem Verschwinden unmittelbar nach einer kurzen Rede vor Anhängern im Zentrum Barcelonas am Donnerstag ausgelöst worden war, als völlig unverhältnismässig. Damit seien nur unschuldige Bürger belastet und öffentliche Gelder verschwendet worden. Der katalanischen Polizeieinheit Mossos d'Esquadra, einer Art Landespolizei, die ihn festnehmen sollte, warf er vor, wie die spanische Polizei vorgegangen zu sein.

Die Führung der Mossos d'Esquadra hatte bei einer Pressekonferenz zusammen mit Kataloniens Landesinnenminister Joan Ignasi Elena ein Versagen bei der Festnahme Puigdemonts in Barcelona eingeräumt. Der Minister betonte jedoch, niemand habe das «unangemessene» Verhalten Puigdemonts vorhersehen können.

Catalan independence leader and former President Carles Puigdemont addresses supporters after his arrival near the Catalan parliament to allegedly attend the investiture debate in Barcelona, Spain, Th ...
Carles Puigdemont bei seiner Rede in Barcelona.Bild: keystone

Puigdemont war nach seiner Rede nicht wie angekündigt zum Parlament gegangen, wo der Sozialist Salvador Illa zum neuen Ministerpräsidenten Kataloniens gewählt werden sollte. Illa ist seit langem der erste Regionalregierungschef in Barcelona, der gegen eine Abspaltung der Region von Spanien ist.

Stattdessen stieg Puigdemont in ein Auto und fuhr mit unbekanntem Ziel davon. Dabei sollen ihm zwei Polizisten geholfen haben, die festgenommen wurden. Die Polizei löste eine Grossfahndung mit Strassensperren aus. Tausende Autofahrer sassen bei hochsommerlicher Hitze in kilometerlangen Staus fest.

Puigdemont bekräftigte in dem X-Post, dass er nie die Absicht gehabt habe, sich zu stellen oder seine Festnahme zu ermöglichen, weil er aus politischen Gründen verfolgt werde und darüber hinaus das Amnestiegesetz auch für ihn gelten müsse. Der spanische Ermittlungsrichter Pablo Llarena wirft Puigdemont jedoch vor, 2017 im Zusammenhang mit dem Unabhängigkeitsreferendum öffentliche Gelder zu seinem eigenen Vorteil unterschlagen zu haben. Das aber ist von der Amnestie ausgenommen. (rbu/sda/dpa)

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«Man könnte meinen, die Hamas hat nun keinen Hebel mehr in der Hand»
Die überlebenden Geiseln der Hamas sind zurückgekehrt. Zwischen Israel und der Hamas herrscht Waffenstillstand. Ist das der Anfang vom Ende des Kriegs im Nahen Osten? Dank US-Präsident Donald Trump? Islamforscher Simon Wolfgang Fuchs widerspricht.
Die Hamas hat alle 20 Geiseln am Montagmorgen an Israel übergeben. Ist alles so abgelaufen wie abgemacht?
Simon Wolfgang Fuchs:
Ja, was die noch lebenden Geiseln anbelangt, lief alles so ab, wie geplant. Im Vorfeld gab es die Befürchtungen, dass die Hamas die Übergabe – so wie im Januar – dazu nutzen könnte, sich selbst martialisch zu inszenieren. Im Sinne von: Man kämpfe hier gegen «Nazizionismus» an. Es war jedoch Teil der Abmachung, dass genau solche Szenen nicht vorkommen dürfen. Was jedoch vorkam: Noch bevor die Übergabe stattfand, liess die Hamas die Geiseln mit ihren Familien telefonieren. In Israel hat das einerseits Freude, gerade bei den betroffenen Angehörigen, ausgelöst. Andererseits konnte die Hamas damit demonstrieren, dass sie im Gazastreifen durchaus noch an der Macht ist. Bei den Angehörigen der verstorbenen Geiseln herrscht zudem der Schock vor, dass heute wohl nur vier Leichname übergeben werden.
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